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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Borkenkäfer-Monitoring und Borkenkäferkalamität 2004
(Artikel aus Forstschutz Aktuell Nr. 33)

Borkenkäfer-Monitoring 2004
Angesichts des dramatischen Anstieges der Borkenkäferschadholzmenge im Jahr 2003 als Folge der extremen Sommertemperaturen, der Dürre und der Sturmkatastrophe in manchen Alpentälern, wurde ab März 2004 in Teilen Österreichs ein Borkenkäfermonitoring aufgebaut. Zunächst wurden an 11 auserwählten Standorten in Niederösterreich für Buchdrucker (Ips typographus), Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) sowie den beiden Kiefernborkenkäferarten Ips sexdentatus und Ips acuminatus Pheromonfallen aufgestellt. Später folgten Oberösterreich mit zwei Fallen, Vorarlberg mit einer Falle und Salzburg an vier Standorten mit vier Buchdrucker-, zwei Kupferstecher- und zwei Fallensternen für Lärchenborkenkäfer.
Die Fangbehälter der Käferfallen wurden einmal wöchentlich von den Mitarbeitern der Landesforstdienste bzw. in Salzburg der Landeslandwirtschaftskammer ausgezählt und die Daten anschließend an das BFW per E-Mail übermittelt. Zu allen Fallenstandorten wurden Klimastationen räumlich zugeordnet und die Käferfangzahlen den jeweiligen Wochenmitteltemperaturen gegenübergestellt. Die Fangergebnisse und die entsprechenden Temperaturmittelwerte wurden im Internet auf der Homepage des BFW veröffentlicht. Ebenso wurden regelmäßig Kurzkommentare über die aktuelle Flugsituation und Ratschläge für den richtigen Zeitpunkt von geeigneten Bekämpfungsmaßnahmen verfasst und auf der Borkenkäfer-Webseite des BFW online gestellt.

Beurteilung der Käfersituation 2004
Der Flug der überwinternden Buchdrucker erreichte im Flachland den Höhepunkt in der 3. und 4. Aprilwoche, in den höheren Lagen erst 3-4 Wochen später. Bei der Analyse der Fangergebnisse des Jahres 2004 konnten keine eindeutigen Höhepunkte und damit auch keine eindeutige Generationszuordnung während der gesamten Flugzeit festgestellt werden. Der sehr unterschiedliche Flugbeginn deutet darauf hin, dass verschiedene Entwicklungsstadien, also auch Larven und Puppen, neben den Jungkäfern überwintert haben. Die Flugaktivität wurde Ende September größtenteils eingestellt. Im Gegensatz zu 2003 sind 2004 nur zwei Generationen beim Buchdrucker beobachtet worden, allerdings auch in den Käferproblemgebieten der Salzburger Hochlagenbestände.
Beim Kupferstecher sind wie erwartet die Fangzahlen während des Sommers höher als im Frühjahr, aber auch hier konnte während der gesamten Vegetationsperiode Flugaktivität festgestellt und somit keine Generationszuordnung getroffen werden. Unerwartet hoch waren die Fangzahlen bei den beiden Salzburger Standorten, wo der Große Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae) gefangen wurde.

Neuerliche Rekordschadensmengen durch Borkenkäfer-Kalamität
Die Borkenkäfermassenvermehrung im Jahr 2003 hat für großes Aufsehen in Medien sowie bei Forstbetrieben, Waldbesitzern, Forstbehörden und Landwirtschaftskammern gesorgt. Ausführlich wurde in Massenmedien und selbstverständlich auch in Fachkreisen über die drohende Borkenkäferkalamität berichtet und aufgeklärt. Im Zusammenspiel mit der trockenen und heißen Witterung war ab den Sommermonaten von einer Eskalation der Situation auszugehen. Tatsächlich wurde mit 2,1 Mio. fm Borkenkäferschadholz eine Rekordmarke seit Bestehen von Aufzeichnungen nach dem 2. Weltkrieg erreicht.

Da trotz vielfach engagierter und umfangreicher Bekämpfungsmaßnahmen zahlreiche Käferbäume erst im Spätherbst bzw. im darauf folgenden Winter entdeckt wurden, war davon auszugehen, dass das Niveau der vorhandenen Käferpopulation und auch das Verbreitungspotential für das Jahr 2004 zu keiner Entspannung der Lage führen würde. Die zu erwartende Schadensmenge war auf Grund der Dynamik nicht abzuschätzen. Im Frühjahr und Frühsommer des Jahres 2004 entstand bei den Betroffenen die Hoffnung, dass sich wegen der kühlen und regnerischen Witterungsverhältnisse der Anfall von Borkenkäferschadholz in Grenzen halten würde. So konnte man unter den damals herrschenden Verhältnissen von einer Verzögerung in der Entwicklungsdauer und regional auch mit einem späteren Entwicklungsbeginn rechnen. Tatsächlich zeigten die Ergebnisse des Borkenkäfermonitorings und Beobachtungen in den Betrieben, dass die Generationenanzahl von 2003 (Tief- und mittlere Höhenlagen 3 Generationen; Hochlagen 2 Generationen) großteils nicht erreicht wurden.

In Summe ist jedoch 2004 für das gesamte Bundesgebiet ein kräftiger Anstieg der Borkenkäferschadholzmenge um ca. 18 % festzustellen (Abbildung 1). Mit 2,44 Mio. fm Schadholz wurde nach 2003 eine weitere Rekordhöhe markiert, obwohl Beobachtungen der Forstbehörde zeigen, dass die Waldbesitzer und Forstbetriebe auch unter dem Eindruck der günstigen Witterungsbedingungen den Umfang der Käferbekämpfung nicht reduziert haben, vor allem auch jene nicht, welche im Jahr 2003 die Gefahr scheinbar unterschätzt haben.

Die Ergebnisse zeigen keinen einheitlichen Trend für die Bundesländer (Abbildung 2): Für Niederösterreich und in geringerem Ausmaß auch für Oberösterreich ist ein Rückgang der Schadholzmengen auszumachen, in den übrigen Bundesländern bleibt die Situation angespannt bzw. verschlimmert sich nach wie vor. Besonders starke Zunahmen der Käferschadholzmengen gibt es in der Steiermark, in Salzburg und Tirol. In Salzburg hat sich die Schadholzmenge mehr als verdoppelt, in Tirol gar verdreifacht.

Die Schadholzmenge, verursacht durch Buchdruckerbefall, ist im Jahr 2004 von 1,5 Mio. fm (2003) auf beinahe 2,0 Mio. fm angestiegen. Die Steigerung der gesamten Borkenkäferschadholzmenge geht faktisch zur Gänze auf den Buchdrucker zurück. Hingegen haben sich die durch den Kupferstecher verursachten Schäden um ein Viertel reduziert. Möglicherweise hat die von der Niederösterreichischen Forstbehörde propagierte und auch geförderte Bekämpfungsmaßnahme des Verhäckselns von Kupferstecher-Brutmaterial zur Reduktion der Schäden maßgeblich beigetragen.

Der Lärchenborkenkäfer ist nach den Angaben der österreichischen Bezirksforstbehörden (Ergebnisse der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren) nicht nur in den sekundären Lärchenbeständen, sondern auch in den natürlichen Verbreitungsarealen von Larix decidua als Folge der Sturmschäden vermehrt aufgetreten. In den Jahren 2003 und 2004 wurden etwa 24.000 fm Schadholz gemeldet.
Besonders bemerkenswert war die starke Zunahme der Käferschäden in den höheren Lagen durch Lärchenborkenkäfer und an Zirbe durch den Kleinen 8-zähnigen Fichtenborkenkäfer (Ips amitinus). Im Wienerwald wurde auch vermehrtes Auftreten der Buchenborkenkäfer in Kombination mit anderen Schadfaktoren beobachtet. Bei den wichtigsten anderen Borkenkäferarten sind die Veränderungen, gemessen an der absoluten Schadensmengen, wenig bedeutend.

Schadholzmengen infolge von Wind/Schnee und Borkenkäferbefall
Abb. 1: Schadholzmengen infolge von Wind/Schnee und Borkenkäferbefall.

Borkenkäferschadholzmengen in den Bundesländern
Abb. 2: Borkenkäferschadholzmengen in den Bundesländern.
17.09.07 | Krehan H., Steyrer G.
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