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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Der Große Braune Rüsselkäfer und Borkenkäfer - gefürchtete Schädlinge in Forstkulturen

Großer Brauner Rüsselkäfer

Der Große Braune Rüsselkäfer Hylobius abietis ist der gefährlichste Schädling in Forstkulturen. Sein verstärktes Auftreten in den letzten Jahren, verbunden mit der langen Lebensdauer der Käfer und der aufwendigen Bekämpfung verursacht zunehmend schwere Schäden und führt damit zu erhöhtem Aufwand für die Forstbetriebe durch notwendige Nachbesserungsarbeiten. Der Schaden wird ausschließlich durch den Käfer verursacht. Besonders beliebte Fraßpflanzen sind Kiefer, Lärche und Douglasie, gefolgt von Fichte und Tanne.

Die Larven des Großen Braunen Rüsselkäfers entwickeln sich in den Stöcken bzw. flach streichenden Wurzeln frisch oder im Vorjahr geschlägerter Bäume. Gelegentlich können auch ältere Stöcke besiedelt werden (Hochlagen, beschattete Schlagränder) bzw. erfolgt die Eiablagen auch an verletzten, kränkelnden, dann meist jungen Pflanzen.
Die Generationsdauer ist meist 1 – 2 jährig. Unter günstigen Bedingungen können noch im selben Jahr Käfer der nächsten Generation auftreten. Diese Pflanzen sich zwar auch erst im nächsten Frühjahr fort, verstärken aber den Befallsdruck im Spätsommer. Die Käfer fressen während der ganzen Vegetationsperiode, verstärkt jedoch Mai/Juni (Frühjahrsfraß) und August/September (Sommerfraß).
Der Rüsselkäfer kann sich sowohl fliegend (vor allem im Mai – schnell und weit) als auch laufend ( etwa 30 – 40 m/Tag) verbreiten. Haben die Käfer keine Jungpflanzen zur Verfügung findet man sie oft haufenweise in den dünnrindigen Kronen von Dickungen und Stangenhölzern. Aufgrund dieser Feststellungen ist der einzige limitierende Faktor das Vorhandensein von bruttauglichem Material.

Großer Brauner Rüsselkäfer Hylobius abietis

Die Ursache für die starke Zunahme dieses Schädlings sind einerseits die großen Schadereignisse der letzten Jahre (Sturm, Hagel, Borkenkäfer), das Vorhandensein großer Aufforstungsflächen mit mehr als ausreichend Brutmaterial, neugeschaffene labile Bestandesränder, sowie - meist aus Kostengründen - rasch durchgeführte Aufforstungen. Nicht zuletzt fördern die klimatischen Entwicklungbedingungen der letzten Jahre die Massenvermehrung dieser Rüsselkäfer, aber auch anderer Schadinsekten.

Wie kann nun dem Käfer begegnet werden? Bereits um 1900 waren die wichtigsten Fakten über den Käfer (Generationszyklus, Langlebigkeit der Käfer, Vorhandensein von Alt- und Jungkäfern nebeneinander bei der Eiablage) bereits bekannt. Damals waren waldbauliche und technische Bekämpfungsverfahren, die z.T. auch heute noch verwendet werden, vor allem aber ein massiver Personaleinsatz die Waffen gegen den großen Braunen Rüsselkäfer. Erst gegen 1930 wurden erste chemische Verbindungen zur Bekämpfung eingesetzt. Trotzdem ist bis heute noch nicht der "Stein des Weisen" in der Vermeidung von schweren Schäden durch diesen Schädling gefunden worden, wenn man davon absieht, das bis in die 70er Jahre die Käfer mit wirklichen "chemischen Bomben" (DDT, Lindan, Kerfex) erfolgreich unter Kontrolle gehalten wurden.

Waldbauliche Maßnahmen

Zu diesen Maßnahmen gehört die Schlagruhe (min. 3 Jahre ). Sie ist allerdings nur auf Flächen, auf denen während der Zeit bis zur Neuaufforstung keine frischen Stöcke anfallen, wirksam und außerdem teuer (Unkrautbekämpfung, Verlängerung des Produktionszeitraumes).
Empfehlenswert ist die Begründung eines laubholzreichen Mischwaldes, außerdem die genaue Auswahl des Pflanzenmaterials, da gesunde, große Pflanzen deutlich mehr Fraß vertragen – eventuell Verwendung von Ballenpflanzen.
Auch die Stockrodung, als technische Maßnahme ist zu teuer. Sie zahlt sich unter Umständen dann aus, wenn auf der Fläche eine Christbaumkultur angelegt wird (Maschinenbefahrbarkeit) und gleichzeitig eine Mulchung erfolgt.

Bekämpfende Verfahren

Die gängigsten Verfahren zur Vorbeugung und Bekämpfung sind das Tauchen und Sprühen, weniger das Streichen der Pflanzen mit einem wirksamen Insektizid. Der Vorteil vom Tauchen der oberirdischen Pflanzenteile in eine Insektizidbrühe ist die gute Benetzung, die auch beim Tauchen von Pflanzenbüscheln bis zu 20 Stück erzielt wird. Von Nachteil ist, daß die Pflanzen wurzelnackt sein sollten und der Mittelaufwand vergleichsweise hoch ist, da die Insektizidbrühe durch die Verschmutzung mit Erde relativ rasch an Wirkung verliert (Pyrethroide!) und die Behandlung zu einem Zeitpunkt erfolgt, wo noch keine Fraß stattfindet. Das Sprühen der Pflanzen hat den Vorteil des geringeren Mittelverbrauches sowie der unmittelbaren Ausbringung wenn Gefahr droht, also das Mittel die volle Wirkung besitzt. Nicht immer ist allerdings gewährleistet, daß die Pflanzen ausreichend gut, vor allem am Wurzelanlauf benetzt werden. Die Haftung der Insektizidbrühe wird durch die Verwendung eines Netzmittels verbessert.

Eine weiter Methode zur Vermeidung und Abwehr von Schäden ist das Anlocken und Fangen der Käfer. Seit langem hat sich die Verwendung von sogenannten Fangrinden bewährt. Die Fangrinden müssen zumindest wöchentlich kontrolliert und die Käfer abgesammelt werden. Ist dies aus personellen Gründen nicht durchführbar, ist die Begiftung mit einem Insektizid möglich. Um bei der Kontrolle gewährleisten zu können, daß keine Falle übersehen wird, sollten die Standorte mit einem Pflock markiert werden. Eine Kontrolle in größerem Abstand ist unerläßlich, da die Fangrinden mit der Zeit austrocknet und erneuert werden müssen.
Ähnlich funktionieren Fangknüppel und Fangreisig, hier ist jedoch die Kontrolle bzw. das Absammeln der Käfer problematischer. Nicht bewährt haben sich bisher künstliche Lockstoffe sowie spezielle, mit Lockstoffen beköderte Fallen.

Alternative Methoden

Der Einsatz von insektenpathogene Nematoden (Fadenwürmer) als biologisches Mittel gegen den Großen Braunen Rüsselkäfer scheint zwar vielversprechend, alle bisherigen Versuche die Nematoden im Boden um die Wurzelstöcke zu etablieren, schlugen bisher fehl.
Vor 2 Jahren wurde an der Forstlichen Bundesversuchsanstalt eine in der Landwirtschaft bereits verwendetes Wachs/Pflanzenöl-Präparat als Formulierungshilfsmittel in Kombination mit einem Insektizid getestet. Während das Mittel allein keine abschreckende Wirkung zeigte und genauso starke Fraßschäden aufwies wie bei der Null-Kontrolle, waren die Ergebnisse der kombinierten Anwendung durchaus ermutigend. Dieses Anwendungsgebiet wurde allerdings für das Produkt seitens der Herstellerfirma nicht weiter verfolgt.
Seit heuer ist ein neues, ökologisches Pflanzenshilfsmittel (Hylobex) auf dem Markt, das in ersten Versuchen gute Erfolge erzielt hat. Dieses Mittel wird auf die Stämmchen der bereits gesetzten Pflanzen gespritzt und bildet dort einen fest anhaftenden Belag, der den Rüsselkäfer vom Fraß abhalten soll.
Noch nicht getestet sind zwei weitere Alternativen zu den herkömmlichen Maßnahmen. Als technischer Schutz sind sogenannte Schutzkrägen gedacht, die um den Wurzelanlauf gestülpt werden und aufgrund ihrer Konstruktion Schäden verhindern sollen. Biotechnischer Natur sind Stäbchen, die mit einem Repellent gefüllt sind. Diese werden direkt neben die zu schützende Pflanze in den Boden gesteckt und soll aufgrund des für den Käfer unangenehmen Geruchs einen Fraß verhindern.

Borkenkäfer

Immer wieder kommt es auch durch Borkenkäfer zu Schäden in Kulturen (heuer aus Stmk. gemeldet) und Forstgärten (vor einigen Jahren in Lech/Arlberg). Hier kommen in der Regel nur "Kleinborkenkäfer" in Frage. Am häufigsten wird man den Kupferstecher (Pityogenes chalcographus), den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer (Pityophthorus pityographus) sowie an Kiefern die Pityogenes-Arten P. bidentatus, P. bistridentatus sowie P. conjunctus (Hochlagen, auch an Fichte) finden.
Die Gründe dafür sind die räumliche Nähe von Altbeständen sowie in der Regel eine gleichzeitige Massenvermehrung der Borkenkäfer. Gefährlich wirkt hier auch das Belassen des unbehandelten Schlagabraumes auf der Kulturfläche. Auch sind frisch gesetzte bzw. geschwächte Pflanzen anfälliger als gesunde.

Maßnahmen

  • Kontrolle auf Befall (Einbohrlöcher, Bohrmehl, Harzaustritt. Nadelverfärbungen
  • Entfernen befallener Pflanzen, Auskesseln von Befallsnestern
  • Legen von Fangknüppeln, Fangreisig, eventuell mit beködert Pheromon (nur für Kupferstecher)
  • Behandlung der Pflanzen mit einem Insektizid (Sprühen)
21.05.07 | Perny B.
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