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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Drei Fragen zu Klimaerwärmung und Borkenkäfer
Zwei wesentliche Ursachen für die derzeitige Borkenkäfermassen- vermehrung in verschiedenen Regionen Österreichs sind die Folgen des Föhnsturms in den Alpen im November 2002 und die Rekordhitze im Sommer 2003. Man kann in beiden Fällen davon ausgehen, dass klimatische oder witterungsbedingte Einflüsse zu der erneuten Explosion der Käferpopulationen geführt haben. Im Zusammenhang mit einer möglichen Klimaänderung werden häufig folgende Fragen gestellt:

Werden aufgrund höherer Temperatur in den Hochlagen mehrere Generation pro Jahr gebildet?

Die Ergebnisse des Borkenkäfer-Monitorings (http://www.borkenkaefer.at) deuten beim Buchdrucker derzeit nicht darauf hin. Es kommt zwar zum Käferflug, jedoch zu keiner Anlage von Bruten bzw. zu keiner fertigen Entwicklung. Ab einer bestimmten Tageslänge (Kurztag) werden keine weiteren Brutanlagen gebildet, auch wenn die Temperaturverhältnisse dazu geeignet wären. Eine genetische Anpassung ist noch nicht erfolgt. Möglicherweise werden in den Fallen der Hochlagen auch Käfer aus den Tieflagen gefangen, die durch thermisch bedingte Aufwinde verbreitet wurden.

Hat sich das Flugverhalten der Käfer in den Hochlagen geändert?

Der erste Schwärmhöhepunkt war bei Buchdrucker und Lärchenborkenkäfer auch in den Hochlagen bereits in der ersten Maiwoche. Es konnten also keine großen Unterschiede zu den Tieflagen-Käfern bemerkt werden. Beim Kupferstecher setzte der Flug meist später ein.

Wird sich das Artenspektrum in den Hochlagen ändern, wodurch neue Lebensräume besiedelt werden?

Die Arealausdehnung nach oben ist schon seit einiger Zeit beobachtet worden. Borkenkäfer-Massenvermehrungen sind in den Hochlagen jedoch höchst ungewohnt. Der Buchdrucker kommt in Höhenlagen vor, die bisher vom Zirbenborkenkäfer besiedelt wurden, und verdrängt diesen in den Bereich der Wald- und Baumgrenze. Möglicherweise werden auch neue Arten, wie der Nordische Fichtenborkenkäfer Ips duplicatus, auch im alpinen Bereich bedeutender.

Weitere Schlussfolgerungen

Eine Klimaerwärmung wird einen wesentlichen Einfluss auf das Wirt-Parasit-Verhältnis haben. Neben Änderungen des Schädlingsspektrums und deren Aggressivität werden auch die Wirtspflanzen Veränderungen ausgesetzt sein. Sowohl Steigerungen aber auch Hemmungen der Effekte sind möglich.
Schäden im Wald durch Insekten und bestimmte Pilzarten werden zunehmen. Damit werden vor allem in schwierig zugänglichen Hochlagenbeständen mit übergeordneter Schutzwaldfunktion existenzielle Probleme auftreten.
Neue Schädlinge und Krankheiten werden sich leichter etablieren können, weil sie aufgrund der klimatischen Veränderungen günstigere Entwicklungs- und Überlebensbedingungen vorfinden und durch die Störung des ökologischen Gleichgewichtes die natürlichen Abwehrmechanismen nicht oder nur langsam wirksam werden.
25.05.07 | Krehan, H.; Steyrer, G.
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