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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
In Österreich zugelassene Insektizide gegen Borkenkäfer
(Artikel aus Forstschutz Aktuell Nr. 43)

Traditionell spielen in der Forstwirtschaft, mit Ausnahme von Herbiziden bei der Kulturvorbereitung, herkömmliche chemische Pflanzenschutzmittel eine untergeordnete Rolle. Die Gründe: lange Umtriebszeiten, gesellschaftlicher Anspruch an den Wald und eigenes Selbstverständnis. Trotz dieses „grünen“ Selbstverständnisses in der Waldbewirtschaftung kommt es immer wieder zu Situationen, wo es notwendig wird, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Erwägung zu ziehen. Ein Beispiel dafür: Die jahrelang andauernde Borkenkäfer-Massenvermehrung in weiten Teilen Österreichs, die wiederholt Rekordschadholzmengen verursachte.

Reichen die Instrumente der Borkenkäferbekämpfung und des integrierten Forstschutzes nicht aus, um befallenes Holz rechtzeitig abzutransportieren und verbleibendes Holz brutuntauglich zu machen (Entrinden, Häckseln, Verbrennen), können Insektizide eingesetzt werden. Auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit (Bruchholz, Restholz, unverhältnismäßig hohe Bringungskosten) wird mehr Holz im Wald belassen.
In hoch gelegenen, kaum oder nicht zugänglichen Beständen der Alpen ist besonders auf die Erhaltung des Boden-, Bestandes- und Objektschutzes zu achten. Um diese Schutzfunktionen zu sichern, kann gerade in diesen sensiblen Bereichen der Insektizideinsatz erforderlich sein, verlangt jedoch einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Mitteln.
Es gilt immer zu hinterfragen, ob in bestimmten Fällen nicht ein finanzieller Mehraufwand zugunsten einer chemischen Maßnahme in Kauf zu nehmen ist. Aber: Eine unterlassene Maßnahme besitzt oft ein größeres Gefährdungspotenzial als eine bedachte, gezielte Anwendung eines Insektizides. In bestimmten Schutzgebieten (zum Beispiel zumWasserschutz) ist die Anwendung jeglicher Pflanzenschutzmittel verboten oder nur unter strengen Auflagen erlaubt.

Praxisnahe Wirkungstests

In den letzten Jahren wurden in Österreich zugelassene Mittel für die Borkenkäferbekämpfung hinsichtlich ihrer Wirkung überprüft. Sie wurden mit den beiden Präparaten verglichen, die in Deutschland zugelassen sind und auch in Österreich verwendet werden dürfen. Die Anwendung erfolgte vorbeugend: Es wurden also noch nicht befallene Bloche mit den Insektiziden behandelt. Der erste Käferflug wurde bei allen Versuchen wenige bis zirka vierzehn Tage nach der Behandlung registriert.

Das Ergebnis: Für alle Mittel konnte ein Zeitraum von acht bis zehn Wochen mit absoluter Befallsfreiheit, keiner vollständigen Einbohrung oder keiner erfolgreich angelegten Brut festgestellt werden. Vereinzelt wurden gegen Ende hin Bruten beobachtet, die jedoch als Folge von Behandlungsmängeln (zu geringe Benetzung, nasse oder verschmutzte Rinde) auftraten. Bei optimaler Anwendung und Einzelstamm-Behandlung kann ein ausreichender Schutz gewährleistet werden – dies im Hinblick auf eine verzögerte Abfuhr und auf Lagen, wo mit einer Käfergeneration pro Jahr zu rechnen ist.
Die Wirksamkeit der Mittel nach erfolgtem Befall wurde nicht getestet, da die Auswertung schwieriger ist und sich in früheren Versuchen die Wirksamkeit geringer als bei vorbeugender Anwendung herausstellte.

Bemerkungen zur Anwendung

Wenngleich die zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen Borkenkäfer (allesamt Pyretroide) weitgehend wenig gefährlich für Menschen sind, so belastet ihre Anwendung die Umwelt, bei Pyretroiden vor allem aquatische Lebensräume. Besonders in der Nähe von Gewässern sind die Auflagen strikt einzuhalten und müssen Insektizide außerordentlich vorsichtig eingesetzt werden (gemäß Gebrauchsanweisung, „gute fachliche Praxis“).

Im Folgenden werden wichtige Aspekte zur erfolgreichen und sicheren Anwendung von Insektiziden gegen Borkenkäfer zusammengefasst:
  • Vorbeugende Anwendung ist vor bekämpfender Anwendung anzustreben.
  • Holz muss weitgehend trocken und frei von Verunreinigung durch Erde sein.
  • Zwei bis drei Stunden nach der Behandlung dürfen keine Niederschläge fallen.
  • Es muss die vorgeschriebene Menge an Spritzbrühe auf die Oberfläche gelangen (ml/m² bzw. l/m³).
  • Bei Ganter-Behandlung sind die Aufwandmengen geringer. Die Stirnflächen und soweit möglich die Hohlräume müssen auch mitbehandelt werden (Verwendung von Verlängerungen für Sprühstäbe).
  • Wenn es der Arbeitsablauf erlaubt, ist eine lagenweise Behandlung der Ganter im Zuge ihrer Errichtung zu empfehlen.
  • Geeignete Sprühdüsen verwenden: Eine Vollkegeldüse ist besser als eine Hohlkegeldüse.
  • Mit Insektiziden behandeltes Holz darf nicht mehr auf ein Nasslager umgeschichtet werden, da trotz der guten Haltbarkeit mit einer Auswaschung der Wirkstoffe größeren Ausmaßes zu rechnen ist.
  • Nicht jeder Holzabnehmer nimmt anstandslos mit Insektiziden behandeltes Holz. Bei Vertragsabschluss ist auf diesen Umstand Rücksicht zu nehmen.
  • Nach Auskunft der TU Wien ist die zusätzliche Belastung der Rinde durch Problemstoffe (vor allem Chlor) im Vergleich zu den von Natur aus in der Rinde enthaltenen Stoffe vernachlässigbar.
  • Zulassungs- und Sicherheitsbestimmungen einhalten, vor allem in Gewässernähe.

Die Zulassung aller Pflanzenschutzmittel in Österreich erfolgt durch die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und ist im Pflanzenschutzmittelgesetz geregelt. Für die forstlichen Mittel, auch für Insektizide gegen Borkenkäfer (Tabelle 1), übernimmt das BFW die Prüfung von Wirkung und Pflanzenverträglichkeit. Das forstliche Pflanzenschutzmittelverzeichnis wird nach Bedarf, zumindest jedoch zweimal im Jahr aktualisiert. Aufgenommen werden Mittel nach einer eingehenden Prüfung im Inland oder wenn eine gültige Zulassung in anderen EU-Staaten besteht.

Tabelle 1: In Österreich zugelassene Insektizide gegen Borkenkäfer (Stand: August 2008)




Neben den angeführten Pflanzenschutzmitteln dürfen auch die Mittel Karate Forst flüssig, Fastac Forst sowie Karate Forst (Zulassung beendet, Aufbrauchfrist) verwendet werden. Genauere Erläuterungen zu diesen Mitteln und zu Pyretroiden allgemein sind bei Triebenbacher und Immler (2008) auf Seite 12 zu finden.

Literatur

Amtliches Pflanzenschutzmittelregister:
www15.ages.at:7778/pls/psmlfrz/pmgweb2$.Startup?z_user=www (07.08.2008).

Triebenbacher, C., Immler, T. 2008: In Deutschland zugelassene Insektizide gegen holz- und rindenbrütende Borkenkäfer. Forstschutz Aktuell,Wien, (43): 12-13.
29.09.08 | Perny, B.
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