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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Borkenkäfer: Schwärmflug voll im Gange
Die Borkenkäfer verlassen ihre Überwinterungsquartiere (in im Vorjahr befallenen Bäumen oder in der Bodenstreu), um jetzt im Frühjahr weitere Bäume zu befallen, sich dort zu paaren und neue Bruten anzulegen. Mit der Umstellung der Wetterlage auf frühlingshafte bis sommerliche Temperaturen hat dieser Schwärmflug der Borkenkäfer begonnen. Seit Anfang April werden Lufttemperaturen über 16 °C registriert, die für ein Schwärmen des Buchdruckers nötig sind. In der Zwischenzeit fliegen die Fichtenborkenkäfer auf allen Fallenstandorten des Borkenkäfermonitoring. "Wie die Ergebnisse dieser Lockstofffallen zeigen, hat der Flug sehr konzentriert und intensiv eingesetzt", erklärt Priv.-Doz. Dr. Gernot Hoch vom Bundesforschungszentrum für Wald. Fangzahlen bis zu mehreren Tausend Exemplaren pro Woche wurde beim Buchdrucker bereits gemeldet. Die derzeit herrschenden hohen Temperaturen sind für die Entwicklung der angelegten Bruten optimal. Die Schwärmsituation in verschiedenen Regionen Österreichs ist für die wichtigsten Borkenkäferarten auf der Monitoring-Seite der Borkenkäfer-Homepage des BFW (www.borkenkaefer.at) ersichtlich und abrufbar.

Die Ausgangslage für die Entwicklung der Borkenkäfermassenvermehrung kann nur als besorgniserregend bezeichnet werden. Die Rekordwerte des Jahres 2017 beim Käferholzvolumen lassen auf extrem hohe Populationsdichten bei den Fichtenborkenkäfern, besonders dem Buchdrucker, schließen. Aber auch Kiefernborkenkäfer sind lokal in hoher Dichte vorhanden.

Ergebnis eines übersehenen vorjährigen Borkenkäferbefalls (Foto: April 2018).

Der Winter 2017/18 fiel im gesamten Norden und Osten des Bundesgebietes überdurchschnittlich trocken aus. Im März und April wurden weitere und noch höhere Niederschlagsdefizite registriert, laut regional bis zu 85 % (Klimatothek der ZAMG). Verschärft wird die Situation durch die derzeitigen sommerlichen Temperaturen und durch bereits vorhandene Trockenschäden aus den Vorjahren. Die Sturmereignisse im Herbst und Winter haben sehr hohe Mengen an Kalamitätsholz erzeugt. Ungünstigerweise fiel ein großer Teil in Einzelwürfen an. Darüber hinaus wurden viele Bäume vom Sturm zwar nicht geworfen, könnten jedoch Schäden im Wurzelbereich erlitten haben. Nicht in allen Beständen, besonders in höheren Lagen, konnten die Windwürfe fertig aufgearbeitet werden. Somit ist für die Borkenkäfer im Frühjahr viel befallstaugliches Holz vorhanden.

Eine wirkungsvolle Borkenkäferbekämpfung kann nur dann erfolgen, wenn die überwinterten Käfer nach der erfolgten Brutanlage unschädlich gemacht werden, ehe die angelegten Bruten sich fertig entwickeln können. Befallene Bäume sind zu fällen und so zu behandeln, dass eine weitere Entwicklung und Verbreitung unmöglich ist.
Maßnahmen zur rechtzeitigen und effektiven Bekämpfung von Borkenkäferbefall sind die fristgerechte Abfuhr des befallenen oder fängischen Holzes auf Lagerplätze von Sägewerken, wo eine rasche Entrindung erfolgt, bzw. die Beregnung einen Befall verhindert. Eine Lagerung von befallenem oder auch unbefallenem, aber fängischem Holz im Wald oder in Waldnähe ist verboten. Aber auch bruttaugliche Resthölzer, Wipfelstücke dürfen nicht unbehandelt im Wald oder Waldnähe belassen werden (betrifft auch die Lagerung von Holz für Brennhackgut).
Ist dies nicht möglich, so haben die Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter entsprechend den Bestimmungen des Forstgesetzes durch eine bekämpfungstechnische Maßnahme (Entrinden, Insektizidanwendung, Insektizidnetze zum Abdecken, Hacken und Zerkleinern etc.) Sorge zu tragen, dass es zu keinem Ausflug der entwickelten Käfer und keinem weiteren Befall kommt. Konsequente waldhygienische Maßnahmen sind das einzig geeignete Mittel, um ein weiteres Voranschreiten der Borkenkäfermassenvermehrung einzudämmen. Die Aufarbeitung von befallenen Stämmen durch Harvester ist keine geeignete Maßnahme zur Bekämpfung. Derzeit untersucht ein Projekt der BOKU und des BFW, in wie weit umgerüstete Harvester mit speziellen Entrindungsköpfen dazu tauglich sein könnten.

Das oberste Prinzip zur Abwehr ist die rechtzeitige Erkennung von befallenen Bäumen. Waldbegehungen sind unverzichtbar! In unmittelbaren und angrenzenden Bereichen des vorjährigen Borkenkäferbefalles sowie im etwas weiteren Umfeld ist sorgfältig Nachschau zu halten, ob ein Neubefall vorliegt. Die Waldbegehungen müssen in den Schwärmzeiten bis in den Herbst mindestens wöchentlich durchgeführt. Die Merkmale der frühen Befallsphase sind kreisrunde Einbohrlöcher in der Rinde, braunes Bohrmehl auf Rindenschuppen, Stammfuß, Spinnweben oder naher Vegetation sowie frischer Harzfluss bei den Einbohrlöchern oder auch am Stamm abrinnend. Wichtig ist, dass diese Nachschau nicht unmittelbar nach Regen oder stärkerem Wind erfolgt, da das Bohrmehl entfernt sein kann. Der Einsatz eines Fernglases ist hilfreich, da der erste Befall am Stamm im Bereich des Kronenansatzes erfolgt.

Ein Befallsmerkmal ist Harzfluss im Bereich der Einbohrlöcher.

Zur Überwachung von schwärmenden Borkenkäfern können Lockstofffallen, mit Lockstoffen beköderte Fangholzhaufen oder Insektizidnetze (Trinet®) eingesetzt werden. Der Einsatz von Fangbäumen ist sowohl eine Maßnahme zur Überwachung des Fluges, dient aber auch zur Lenkung und Bekämpfung von Borkenkäfern. Gewährleistet muss dabei sein, dass die Fangbäume nach zwei bis drei Wochen nach Befallsbeginn, aber spätestens innerhalb der Entwicklung der weißen Stadien (Larven, Puppen) behandelt werden, so dass sich die angelegten Bruten nicht bis zu den hellbraunen Jungkäfern entwickeln können. Sicherheitsabstände zwischen den vorgelegten Fangbäumen und dem Bestand sind einzuhalten, und eine rechtzeitige Abfuhr von unbehandeltem Holz ist unumgänglich.

Detaillierte Informationen zur Überwachung und Bekämpfung von Borkenkäfern finden Sie im Leitfaden zur Abwehr von Borkenkäferschäden ebenfalls auf der Borkenkäfer-Homepage des BFW.
27.04.18 | Steyrer, G.; Hoch, G.
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