Vortrags- und Diskussionsveranstaltung der Österreichische
Gesellschaft für Ökologie: " Berühmte Gelehrte an der
Universität für Bodenkultur",16.November 1998, Universität
für Bodenkultur Wien.
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Seckendorff-Gudent zu Ehren
Ich freue mich, daß heute Arthur Freiherr von
Seckendorff-Gudent Mittelpunkt einer Veranstaltung ist, die berühmte
Gelehrte an der Universität für Bodenkultur vorstellt. Ich
möchte mich bei den Veranstaltern und Besuchern für das Interesse
recht herzlich bedanken.
Aufmerksam wurde ich auf Seckendorff-Gudent eigentlich durch das
Studium der Literatur aus den Anfängen des forstlichen Versuchswesens bzw.
durch Arbeiten von Univ.-Prof. Herbert Killian, der seinerzeit als
Forsthistoriker an der Forstlichen Bundesversuchsanstalt beschäftigt
war. |
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Nun, wie komme ich zum Titel des Vortrags "Adresse
Seckendorff-Gudent-Weg Nummer 8".
Unsere alte Anschrift war "Schönbrunn-Oberer Tirolergarten".
Das deshalb, weil wir uns im Areal des Schönbrunner Schlossparks und in
unmittelbarer Nähe des Tirolergartens befinden, und weil die
Zufahrtsstraße zu der Forstlichen Bundesversuchsanstalt keinen eigenen
Namen hatte. Die Lage war zwar immer schon sehr schön, aber es war sehr
schwierig, uns zu finden.
Wenn ich mich recht erinnere, begann ich bereits im ersten Jahr
als Dieststellenleiter unseres Hauses beim Kulturamt der Stadt Wien vorstellig
zu werden, die Zufahrt zur Versuchsanstalt nach Seckendorff zu benennen. Die
ganze Prozedur dauerte aber ca. 4 Jahre, da es bereits eine ähnlich
lautende Straßenbezeichnung gab. Im Jahr 1988 war es so weit, und seit
dieser Zeit lautet unsere Adresse "Seckendorff-Gudent-Weg 8".
Wir haben aber nicht nur die Straße nach Seckendorff
benannt. |
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In den frühen 90er Jahren ist mir einmal bei einer bestimmten
Gelegenheit aufgefallen, daß der Leiter der Versuchsanstalt eigentlich
keine Möglichkeit hat, Personen, die sich um die Versuchsanstalt besondere
Verdienste erworben haben, auszuzeichnen. Mein Gedanke dabei war, eine
Auszeichnung zu schaffen, die zugleich mit der Person, die ausgezeichnet werden
soll, auch denjenigen ehren sollte, der sich die ersten besonderen
Verdienste um das österreichische forstliche Versuchswesen erworben hat.
Eben denjenigen, der dieses Versuchswesen aufgebaut, organisiert und
weiterentwickelt hat: nämlich Seckendorff.
1994 ließ ich deshalb eine Medaille bei der Münze
Österreich entwerfen und auch herstellen.
Im Jahr 1995 wurde die Medaille an Forstrat h.c. Dipl.-Ing. Walter
Purrer und Magnifizenz Univ.-Prof. Dr. h.c. Manfried Welan verliehen, 1996 an
Herrn Präsident Dr. Robert Holzapfl, den seinerzeitigen Direktor der
Bayerischen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt und 1997 an Magnifizenz
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sagl, Regierungsrat Amtsdirektor Karl-Heinz Priesner
und Dr. Johannes Abensperg-Traun. |
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Werdegang der FBVA
Auf Wunsch des Veranstalters darf ich Ihnen nun die Forstliche
Bundesversuchsanstalt und ihren Werdegang durch die Zeiten kurz vorstellen.
Die Zunahme forstlicher und naturräumlicher Probleme sowie
das immer knapper werdende Holz führten Ende des 19. Jahrhunderts zur
Institutionalisierung des forstlichen Versuchswesens in einigen
europäischen Ländern. Die ersten waren zu Beginn der 70er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts Sachsen, Baden, Württemberg und Bayern. Bereits
1872 konstituierte sich der Verein der forstlichen Versuchsanstalten
Deutschlands.
In Österreich wurde mit Erlaß des Ackerbauministeriums
vom 8. Juli 1874 die K.K. Versuchsleitung geschaffen und mit
Professor Seckendorff-Gudent besetzt.
Was die Organisation des Versuchswesens betrifft, so war anfangs
eigentlich nicht daran gedacht, Versuchsanstalten im heutigen Sinn - also
eigene Institutsgebäude mit eigenem Personal - zu errichten. Man
beabsichtigte vielmehr, einzelne Personen, die Versuchsleiter - in Bayern
hießen sie Versuchs-Dirigenten - als für das Versuchswesen
Verantwortliche zu nominieren.
Im Auftrag der Versuchsleiter sollte das Forstpersonal der
Forstverwaltungen den praktischen Teil und das wissenschaftliche Personal der
Universitäten den naturwissenschaftlichen Teil der Untersuchungen
durchführen.
Von der Forstlichen Versuchsleitung als Einmannbetrieb bis zur
heutigen Versuchsanstalt mit einem Personalstand von rund 250 Mitarbeitern war
ein weiter Weg, der nicht ohne Hindernisse verlief. Kriege und vor allem
Geldmangel bedrohten die Existenz der Versuchsanstalt nicht nur einmal. So
mußte Seckendorff bereits in den Jahren 1877 und -78 die
österreichischen Großwaldbesitzer um Geld bitten, da die
Finanzierung der forstlichen Forschung durch den Staat allein nicht mehr
möglich war. Im Jahre 1923 wurde sogar die Auflassung der Anstalt erwogen.
1937 erlebte sie mit einem Bestand von nur zwei Abteilungen und zwei
Akademikern eine weitere schwere Krise. Doch bereits im Jahr 1956
beschäftigte die Versuchsanstalt wieder 134 Mitarbeiter. |
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Mariabrunn, Schönbrunn und Innsbruck
Die durch den hohen Personalstand hervorgerufene Raumnot sowie die
immer umfangreicher werdenden Aufgaben führten zum Neubau einer für
die damalige Zeit modernen Forschungsstätte in
Schönbrunn-Tirolergarten mit der heutigen Adresse Seckendorff-Gudent-Weg
8. Dieses Gebäude ist seit 1957 Hauptsitz der Forstlichen
Bundesversuchsanstalt. |
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Die erste Adresse überhaupt war ein kleines Büro im 3.
Wiener Gemeindebezirk in der Traungasse. Im Jahre 1878 übersiedelte man in
den 8. Bezirk in die Tulpengasse, da Seckendorff bereits über einige
Mitarbeiter verfügte.
1887 übersiedelte die Versuchsleitung in das leerstehende,
im17. Jahrhundert erbaute Klostergebäude Mariabrunn, in dem wenige Jahre
zuvor noch die Forstakademie untergebracht war. Mariabrunn war dann 70 Jahre
Hauptsitz der Versuchsanstalt. Nach der Verlegung des Hauptsitzes nach
Schönbrunn verblieb jedoch weiterhin ein Teil des Personals in Mariabrunn.
Derzeit befinden sich dort das Institut für Waldbau, das Institut für
Forstgenetik, die Abteilungen für Wildbach- und Abtragsforschung sowie
für Wildbachhydrologie, ein Versuchsgarten und die Gartenleitung, das
Forstmuseum sowie die Haustischerlei. |
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Ebenfalls in den 50er Jahren wurde von der Wildbach- und
Lawinenverbauung die Forschungsstelle Innsbruck mit dem Klimahaus auf dem
Patscherkofel und dem Labor für Mykorrhizaforschung im Gebäude der
Gebietsbauleitung Imst geschaffen.
1963 wurde diese als Außenstelle für subalpine
Waldforschung der Versuchsanstalt angegliedert.
Im Jahr 1993 wurde die Lawinen- und Wildbachforschung wieder zu
einem Institut zusammengeführt und die Leitung in der Außenstelle in
Innsbruck untergebracht.
Für Untersuchungen an Forstpflanzen und deren Züchtung
stehen der Versuchsanstalt Forstgärten in Schönbrunn, Mariabrunn und
Tulln zur Verfügung. |
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Die Aufgaben und die Organisation der Versuchsanstalt wurden
erstmals im Forstrechtsbereinigungsgesetz 1962 gesetzlich verankert. Die
derzeit gültige Fassung wurde dann im Forstgesetz 1975 festgelegt.
Zur Zeit ist die Versuchsanstalt in 8 Institute gegliedert:
Institut für Waldbau, Institut für Forstgenetik,
Institut für Forstökologie, Institut für Forstschutz, Institut
für Waldwachstum und Betriebswirtschaft, Institut für
Immissionsforschung und Forstchemie, Institut für Waldinventur und
Institut für Lawinen- und Wildbachforschung.
Das Arbeitsprogramm der Versuchsanstalt umfaß derzeit etwa
100 Forschungsprojekte und Facharbeiten sowie die Betreuung von ca. 300
Versuchsflächen.
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Die Leistungen von Seckendorff-Gudent
Es stellt sich die Frage, weshalb gerade Seckendorff zum ersten
Leiter des forstlichen Versuchswesens in Österreich bestellt wurde.
Seckendorff war ein Verfechter der hauptberuflichen Forschung. Er
stellte dies als Professor an der Forstakademie und als Teilnehmer an den
diversesten Kongressen und Tagungen ständig unter Beweis und forderte
jahrelang vehement die Einführung der hauptberuflichen forstlichen
Forschung.
Bei der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 machte er
insbesondere durch seine vorbildliche Inszenierung und Darstellung der
Forstwirtschaft auf sich aufmerksam.
Seckendorff war auf Grund seiner Persönlichkeit und
seiner fachlichen Fähigkeiten ohne Zweifel die richtige Wahl für den
Aufbau des forstlichen Versuchswesens. Er mußte sich zunächst mit
der Organisation der forstlichen Versuchsanstalt beschäftigen, wobei er
sich an bereits bestehenden Versuchsanstalten orientierte. Diese Arbeit diente
vorrangig dem Entwurf eines Statutes, in welchem die Aufgaben des staatlichen
forstlichen Versuchswesens festgelegt waren. Das dementsprechende Statut ist am
8. Juli 1875 in Kraft getreten.
Im Jahre 1876 konnte Seckendorff bereits seine ersten Ergebnisse
aus dem Versuchswesen in den damals von ihm gegründeten Mitteilungen
aus dem forstlichen Versuchswesen Österreichs" veröffentlichen.
Die "Mitteilungen" sind bis heute das herausragende
Publikationsorgan der Versuchsanstalt geblieben. Es wurde - ausgenommen
kriegsbedingte Unterbrechungen - kontinuierlich weitergeführt und ist auf
187 Bände angewachsen.
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Umweltprobleme zu Seckensdorffs Zeiten
Das heutige Thema beschäftigt sich mit Aufgaben der
umweltorientierten Waldforschung um 1870 und heute. Das Wort Umwelt
war zur Zeit Seckendorffs noch kein gebräuchlicher Begriff, obwohl es
schon damals vor allem durch die großflächigen Entwaldungen
große Umweltprobleme gab.
Noch Anfang des 19. Jahrhunderts überließ man
Großkahlschläge und deren Folgen der Natur. Die Saat wurde mehr oder
weniger als Notbehelf angesehen, führte aber nicht in allen Fällen
zum Erfolg. Es wurden daher zur Förderung der Wiederbewaldung im Gebirge
durch einen kaiserliche Erlaß von 1852 Preise von insgesamt 1000 Dukaten
für die gelungensten Aufforstungen gestiftet. Die Resultate dieses
Wettbewerbes, die sogenannnten Preisaufforstungen, brachten in der weiteren
Folge den Umschwung zu Gunsten der künstlichen Aufforstung durch
Pflanzung.
Die großflächigen Entwaldungen waren damals Ursache von
zum Teil katastrophalen Schadensereignissen, wie Lawinen- und
Hochwasserkatastrophen sowie starken Vermurungen.
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Umweltorientierte Forschung vor 125 Jahren
Diese Probleme wurden sehr ernst genommen, vor allem hat man auch
nach Lösungen gesucht. So hat zum Beispiel der im Jahre 1873
anläßlich der Wiener Weltausstellung tagende Internationale Land-
und Forstwirtschaftliche Kongreß folgendes beschlossen:
- Den Regierungen wurde empfohlen, den Aufbau des forstlichen
Versuchswesens in Angriff zu nehmen.
- Zur Lösung der Waldschutzfrage soll ein internationales
Beobachtungssystem aufgebaut werden, das den Einfluß des Waldes auf
Klima, Niederschlag, Quellenbildung, Überschwemmungen usw. feststellen
soll.
- Es sollen internationale Vereinbarungen getroffen werden, um
der fortschreitenden Waldverwüstung wirksam entgegenzutreten.
Schon damals sind die Umweltprobleme über die Grenzen unseres
Landes hinausgegangen, heute haben sie eine weltweite Dimension bekommen, wenn
wir an die Beschlüsse von Rio de Janeiro, Straßburg, Helsinki usw.
denken.
Obwohl zur damaligen Zeit das Ertragsdenken im Vordergrund stand,
kann man bei Seckendorff bereits ein umweltorientiertes Denken und Handeln
erkennen. Zu seinen bedeutendsten Leistungen im Bereich der Umwelt zählten
zweifelsohne die Arbeiten auf dem Gebiet der Wildbachverbauung.
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Pflanzenphysiologie und Klimakunde
Eine weitere verdienstvolle Leistung Seckendorffs war die Aufnahme
der Fachgebiete Pflanzenphysiologie und Klimakunde in das forstliche
Versuchswesen.
Handschriftlichen Aufzeichnungen Seckendorffs kann man entnehmen,
daß er sich von pflanzenphysiologischen Untersuchungen wichtige
Erkenntnisse über forstlich bedeutsame Kulturpflanzen erwartete.
Einer seiner ersten Mitarbeiter auf diesem Fachgebiet war der
Botaniker Dr. Wilhelm Velten, der leider bereits nach zwei Jahren während
seines Außendienstes in der Nähe von Lienz tödlich
verunglückte.
Auch die damalige physiologische Forschung besitzt bereits Aspekte
umweltorientierter Forschung. So wurden die Wirkungen verschiedener
Umweltfaktoren, wie Temperatur, Elektrizität, Schwerkraft, Licht usw. auf
die Lebensvorgänge der Pflanzen untersucht. Analog dazu könnte man
zum Beispiel die heutigen Untersuchungen des Einflusses von Luftschadstoffen,
die Frage der globalen Erwärmung und anderes mehr sehen.
Velten führte Untersuchungen über das Dickenwachstum,
vor allem über das Kambialwachstum bei Pflanzen durch. Weiters studierte
er den Einfluß der Temperatur auf die Keimfähigkeit von
Nadelholzsamen sowie die Verbreitung der Lärche.
Sein Nachfolger, Dr. Möller - ein promovierter Mediziner -
studierte den "Einfluß der Bodenbeschaffenheit auf die Entwicklung der
Schwarzkiefer", die "Physiologie und Anatomie der Schwarzkiefer" und die
"Auswirkungen der Kohlensäure im Boden auf die Vegetation".
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Schon zum Zeitpunkt der Gründung der K.K. forstlichen
Versuchsleitung suchte man über die Pflanzenphysiologie zur Lösung
forstlicher Fragen zu gelangen. In ähnlicher Weise erhoffte man sich durch
Intensivierung der baumphysiologischen Forschung Hilfe bei der Klärung der
Ursachen von Waldschäden.
Der Einfluß des Waldes auf das Klima beschäftigte schon
vor der Gründung der forstlichen Versuchsanstalten die Fachleute.
Es war daher naheliegend, den Aufbau eines forstmeteorologischen
Beobachtungssystems in Angriff zu nehmen.
Mit der wissenschaftlichen Leitung diese Projektes wurde damals
Dr. Josef Roman Lorenz von Liburnau betraut.
Der Einfluß wichtiger Klimafaktoren auf die Ertragsleistung
des Waldes wurde studiert. Auch der Einfluß des Waldes auf die
nähere und fernere Umgebung wurde beobachtet und Spezialuntersuchungen des
Lokal- und Mikroklimas bereits in Angriff genommen. Aus heutiger Sicht bezogen
sich diese Untersuchungen sowohl auf die Nutzwirkung als auch auf die
Wohlfahrts- und Schutzwirkung des Waldes.
Zum damaligen Zeitpunkt galt es bereits als wissenschaftlich
erwiesen, daß ein wesentlicher Teil des Niederschlages von den Baumkronen
zurückgehalten wird. Heute nennen wir das Interzeptionsverlust. Die
mittleren Interzeptionsverluste von Nadelbäumen wurden mit 30 % und mehr,
die von Laubhölzern mit 20 % angegeben. Nach heutigen Erkenntnissen von
Baumgarten und Liebscher werden die Interzeptionsverluste von Nadelbäumen
mit 30-40 %, die von Laubbäumen mit 20-30 % angegeben. Beeindruckend ist,
wie die damals gemessenen Werte mit heutig vergleichbaren übereinstimmen.
Diese Arbeiten wurden von der im Jahre 1880 in Wien abgehaltenen
internationalen Konferenz für Agrarmeteorologie als vorbildlich bezeichnet
und die Durchführung derartiger Projekte auch in anderen Ländern
empfohlen. Durch diese Erkenntnisse wurden Rodungen in Einzugsgebieten von
Wildbächen und in Quellschutzgebieten verboten.
Die Ertragsfähigkeit der Wälder zu erhalten, war ein
zentraler Schwerpunkt der damaligen Forschung. Schon zu dieser Zeit war die
Nachhaltigkeit bereits ein Thema, mit dem sich die forstliche Forschung
beschäftigte. Als besonders gefährdend für den Wald wurden
Waldweide, Streunutzung, Großkahlschläge, hoher Wildstand sowie
nicht standortsgerechter Waldbau angesehen. Die Ziele der damaligen Forschung
sind im wesentlichen dieselben wie heute, die Nutz- und Schutzfunktion unserer
Wälder zu erhalten und den Zustand der Umwelt des Landes, wo notwendig, zu
verbessern und zu sichern.
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Waldschadensforschung heute
Nun kommen wir zu den Problemen der Gegenwart, zu den neuartigen
Waldschäden.
Das Auftreten der neuartigen Waldschäden in den frühen
80iger Jahren war eine noch nie dagewesene Herausforderung an die forstliche
Forschung und die Forstliche Bundesversuchsanstalt. Die Forschung mußte
schnell reagieren und völlig neue Arbeitsschwerpunkte setzen. Der Wald,
der ein besonders empfindlicher Indikator für den Gesundheitszustand
unserer gesamten Umwelt ist, bekam nun plötzlich einen neuen Stellenwert.
Durch das große Interesse der Öffentlichkeit am Wald war es leichter
möglich, das mit einem großen finanziellen und personellen Aufwand
verbundene Umweltmonitoring einzuführen und die Waldschadensforschung zu
intensivieren.
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Umwelt-Monitoring
Im Winter 1982/83 wurden in ganz Österreich stichprobenweise
Untersuchungen der Schneedecke durchgeführt, um festzustellen, ob auch
außerhalb der bereits bekannten Immissionsgebiete eine Belastung durch
Niederschläge besteht. Damals zeigte sich, daß auch die sogenannten
Reinluftgebiete zeitweise Belastungen ausgesetzt sind.
Die Ergebnisse der Schneeuntersuchungen sowie die
Waldschadensentwicklung gaben Anlaß, im Jahr 1983 ein
flächendeckendes Probebaumnetz, das sogenannte Bioindikatornetz,
einzurichten.
Mit Hilfe dieses Stichprobennetzes können akkumulierbare
Schadstoffe, vor allem Schwefel, durch Nadelanalysen festgestellt werden.
Darüber hinaus wurden auch die Hauptnährstoffe bestimmt, um etwaige
Störungen des Nährstoffhaushaltes erkennen zu können.
Im Jahr 1984 wurde durch die stärker auftretenden
Waldschadenssymptome über Auftrag des Bundesministeriums für Land-
und Forstwirtschaft das sogenannte Waldsterben zum
Schwerpunktprogramm erklärt. Das Waldsterben ist trotz
Prophezeihungen Gott sei Dank nicht eingetreten.
Schwerpunkte wurden beispielsweise in folgenden Bereichen
gesetzt:
- Bestimmung von Schadstoff- und Nährstoffgehalten in
Assimilationsorganen
- Schadstoffeinwirkungen auf Waldböden
- Bestimmung von Schadstoffen in der Luft bzw. in
Niederschlägen in ausgewählten Gebieten
- Auswirkungen von Immissionen auf das Wachstum bzw. den Zuwachs
der Bäume
- Besteht ein Zusammenhang zwischen Immissionen und dem
vermehrten Auftreten von Schadinsekten und Pilzerkrankungen ?
- Waldbauliche Maßnahmen und
- Düngungsmaßnahmen in Zusammenhang mit
Luftverunreinigungen.
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Waldschaden-Beobachtungssystem
Noch im selben Jahr wurde die bundesweite Waldzustandserhebung,
die sogenannte Waldzustandsinventur ins Leben gerufen. Ziel dieser Untersuchung
war, die Zustandsveränderungen der Baumkronen an identen Probebäumen
über mehrere Jahre zu erfassen.
1987 wurden die Waldzustandsinventur durch das sogenannte
Waldschaden-Beobachtungssystem abgelöst. Die Erhebungen des
Kronenzustandes der Probebäume wurden durch eine Reihe anderer
Untersuchungen ergänzt:
- durch eine örtlich begrenzte Luftbildinventur,
- durch periodisch bodenkundliche und vegetationskundliche
Erhebungen und auch
- durch forstpathologische und zuwachskundliche Untersuchungen.
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Weitere interdisziplinäre Projekte
Ein weiteres Projekt waren die Beiträge zur Erhaltung
der genetischen Vielfalt.
Wegen der Gefährdung der genetischen Vielfalt durch
Schadstoffeinträge wurden Samenplantagen zur Erhaltung der forstlichen
Genresourcen angelegt und Saatgut in einer Samenbank in Tulln eingelagert.
1987 wurde das Projekt Höhenprofil Zillertal",
später "Achenkirch ins Leben gerufen. Es sollte der Zustand und eine
eventuelle Belastung außerhalb bekannter Immissionsgebiete liegender
Waldökosysteme erhoben werden.
Im Gleinalmgebiet waren sehr häufig Nadelvergilbungen an der
Fichte sowie das Absterben von Bäumen zu beobachten. Es wurde daher
versucht, die Ursachen dieser Vorgänge zu erforschen. Mit
Düngungsmaßnahmen sollte eine Verbesserung des Waldzustandes
erreicht werden. Es ließen sich noch eine Reihe von Aktivitäten
anführen, die ich aber aus Zeitmangel heute nicht näher
erläutern kann.
So wurde unter anderem auch die Forschungsinitiative gegen das
Waldsterben hier an der Universität für Bodenkultur ins Leben
gerufen. |
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Für gesunde und leistungsfähige Wälder
Gemeinsames Ziel, sowohl der Universität für
Bodenkultur, als auch der Forstlichen Bundesversuchsanstalt war und ist die
Erhaltung gesunder, leistungsfähiger Wälder im Interesse unserer
Landeskultur und einer intakten Umwelt. Durch die Umweltproblematik hat
zweifelsohne ein Wertewandel in unserer Gesellschaft stattgefunden, der der
forstlichen Forschung neue Impulse gegeben hat.
Und das ist, glaube ich, gut so. |