Forstliche Bundesversuchsanstalt - Index Waldbau
Die Wertastung-Grünastung

J. Ferenczy

Kirsche vor der Astung
Kirsche vor der Astung

Kirsche nach der Astung
Kirsche nach der Astung

Die Astigkeit ist neben Stammform und Durchmesser die wichtigste wertbestimmende Größe. Daher ist die Astung die einfachste und bewährteste Methode zur Erzielung von Wertholz.

Sinnvoll ist die Astung aber nur bei bestem genetischen Pflanzenmaterial auf dem für die jeweilige Baumart geeigneten Standort. Zu versuchen, mit Hilfe der Astung aus schlecht veranlagten Bäumen Wertholz zu machen, ist zwecklos.

Es werden nur die für den Endbestand erforderlichen Bäume geastet; mit einer zusätzlichen Reserve. Die Auswahl der Z-Bäume erfolgt nach der Baumhöhe, nach dem BHD und der Geradschaftigkeit.

Dabei ist darauf zu achten, daß die Bäume gesund sind und keine groben Äste aufweisen. Bei Laubbäumen sollen je nach Art 100-200 Bäume/ha geastet werden, bei Nadelbäumen 150-400 Bäume/ha. Die ausgewählten Z-Bäume sind deutlich und dauerhaft zu markieren. Mit der Astung soll frühzeitig begonnen werden, damit der astige Kern des Stammes auf ein Minimum beschränkt bleibt und die Äste noch nicht zu stark und auch nicht verkernt sind. Äste mit mehr als 3 cm Durchmesser – wenn verkernt – sollen wegen der erhöhten Gefahr der Stammfäule nicht mehr grün geastet werden. Die Astung des Wertstammteiles soll abgeschlossen sein, wenn der Stamm in diesem Bereich höchstens ein Drittel des Zieldurchmessers erreicht hat. Je früher mit der Astung begonnen wird, desto billiger und wirksamer ist sie. Die Astungshöhe sollte mindestens der Blochlänge zuzüglich dem erforderlichen Übermaß entsprechen. Eine räumliche Einteilung des zu astenden Bestandes (Rückegassen) erleichtert die Arbeit wesentlich.

Bei der Astung ist auf einen glatten und sauberen Schnitt zu achten, der durch richtiges und bestgepflegtes Werkzeug erzielt wird (Abb. 3). Ein Einreißen des Astes ist unbedingt zu vermeiden. Je rauher – "ausgefranster" – der Wundrand ist, desto länger dauert die Überwallung und die Gefahr der Infektion durch holzzerstörende Pilze wird größer. Daher sollten keine Scheren verwendet werden, die Rindenquetschungen verursachen können (Abb. 4). Die günstigste Schnittmethode ist der Astringschnitt, bei dem der Schnitt im nahezu rechten Winkel zur Astachse geführt wird. Bei dieser Schnittführung ist die Wundstelle so klein wie möglich und die Hauptleitungsbahnen des Baumes werden nicht verletzt. Die Überwallung erfolgt in diesem Fall relativ schnell und gleichmäßig (Abb. 5). Es dürfen keine Aststummeln verbleiben. Beim Stammparallelschnitt ist die Astungswunde viel größer und meist werden auch Hauptleitungsbahnen des Baumes verletzt.


Werkzeuge
nur schlanke und scharfe Werkzeuge sind geeignet

Rindenquetschung
Rindenquetschung durch falsche Schere

Wann wird geastet?

Viele Publikationen behandeln das Thema des günstigsten Astungszeitpunktes. Bereits 1895 setzte sich Gustav Hempel mit dem "Einfluß der Jahreszeit der Astung auf die Überwallung der Astwunde" auseinander und stellte fest, daß die durchschnittliche Überwallungszeit zwischen 4 und 5 Jahren schwankte. Daraus wird ersichtlich, daß die Unterschiede zwischen "günstigstem" und "ungünstigstem" Zeitpunkt gering sind. Andere Arbeiten setzten sich in der Folge immer wieder mit dem günstigsten Astungszeitpunkt auseinander. Meist wurde dem späten Frühjahr für die Astung der Vorzug gegeben.


Wie wirkt sich die Wundreaktion auf das Holz aus?

Bei den von mir in den letzten Jahren durchgeführten Versuchen wurde deshalb der günstigste bzw. ungünstigste Astungszeitpunkt besonders genau beobachtet. Das heißt, daß ich im Laufe eines Jahres monatlich Astungen durchführte und jährlich Stammproben entnahm. Das Ergebnis dieser Untersuchung von mehr als 1000 Astungsstellen (durchwegs Äste mit einem Durchmesser von weniger als 3 cm) bei den Baumarten Kirsche, Esche, Bergahorn, Eiche und Eberesche – sieben Jahre nach der Astung lautet folgendermaßen:

  • Die Jahreszeit ist für den Grünastungszeitpunkt weitgehend unerheblich.
  • Jede Schnittmaßnahme in saftführende Kronenteile bedeutet für den Baum eine Verletzung, die im Schnittbereich ein Absterben der verletzten Zellen zur Folge hat (Wundreaktion), ganz gleich, zu welcher Jahreszeit die Grünastung erfolgt. Diese lokal begrenzte Holzverfärbung (Wundreaktion) , die nicht zu vermeiden ist, ist scharfrandig abgeschlossen und es kommt auch nach Jahren zu keiner Ausweitung. Die Verfärbung im Holz ist also sieben Jahre nach der Astung gleich groß wie im ersten Jahr! Besonders vorsichtig muß allerdings zur Zeit des Saftsteigens vorgegangen werden, da es ansonsten leicht zum Einreißen der Rinde kommt. Besser ist es, diese Zeit und wenn möglich die Wintermonate zu meiden.
  • Unerläßlich ist die Grünastung für die Erzielung von Wertholz bei allen Totastbehaltern, bei denen in der Regel nur durch die Astung eine Erhöhung des Wertholzanteiles erreicht werden kann (Kirsche, Pappel, Douglasie, Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche).
  • Bei den Totastverlierern ist wegen der guten natürlichen Astreinigung im Dichtstand eine Astung meist nicht erforderlich (Esche, Bergahorn, Buche, Eiche, Erle sowie die meisten anderen Laubbäume).
Gleichmäßige Überwallung
Gleichmäßige Überwallung infolge richtiger Astung

Einteilung der Bäume

Totastbehalter
Kirsche, Pappel, Nadelbäume (Douglasie, Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche) - Grünastung kann bei diesen Baumarten zur Erziehung von Wertholz erforderlich sein

Totastverlierer
Laubbaumarten, mit Ausnahme von Kirsche und Pappel. Im "Dichtstand" ist wegen der guten natürlichen Astreinigung eine Grünastung bei diesen Baumarten meist nicht erforderlich.

blutende Baumarten
Ahorn, Birke, Nuß, Hainbuche, Ulme - Grünastung nicht in der Zeit des starken Saftdruckes

gute Kompartimentierer (Abschotter)
Ahorn, Buche, Hainbuche, Eiche, Linde

schwache Kompartimentierer
Roßkastanie, Birke, Esche, Apfel, Pappel, Kirsche, Weide


Dieser Beitrag wurde als Referat bei der Tagung "Fehler bei der künstlichen Bestandesbegründung" vorgetragen.

2000-05-19 (PfiA).  Rückfragen: Johannes.Ferenczy@bfw .gv.at
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