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Neuanlage des Fichten-Pflanzweiteversuches "Hauersteig"
M. Neumann

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Der Fichten-Pflanzweiteversuch Hauersteig im Alter von 80 Jahren

Im Laufe des Jahres 1998 wurde der im Wienerwald bei Gablitz von Adolf CIESLAR 1892 begründete Pflanzweiteversuch genutzt. Dieser im Besitz der Österreichischen Bundesforste AG stehende Bestand wurde von der Forstlichen Bundesversuchsanstalt seit 1923 kontinuierlich beobachtet und stellt die bestdokumentierte forstliche Versuchsfläche in Österreich dar. Im Frühjahr 1999 wurde mit der Neuanlage dieses Versuchs begonnen.

Innovatives Versuchskonzept von CIESLAR

Auf vier Teilflächen wurden die Auswirkungen von unterschiedlichen Pflanzverbänden von 1x1 m bis 2x2 m hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Wuchsleistung, Bestandesstabilität und Wertleistung untersucht. Wegen dieses, dem Weitblick und der Innovationsfreude CIESLARs zu verdankendem, Versuchskonzepts war der "Hauersteig" viele Jahre hindurch Ziel von Exkursionen für in- und ausländische Gäste, forstliche Praktiker und in Ausbildung stehende Studenten. Er lieferte wissenschaftliche Grundlagen zur Bestandesbegründung und entscheidende Impulse zur Wahl der Pflanzverbände. Nur weitständig erwachsene Fichten sind gegen die Auswirkungen von Schneebruchkatastrophen stabil.

 
   

Schlägerung

Die Gewinnung von Stammanalysen am Fichten-Pflanzweiteversuch Hauersteig zu Beginn der Nutzung im Jahr 1998

Versuchsergebnisse

Die Aufarbeitung aller Versuchsergebnisse ist derzeit noch im Gange, eine holztechnologische Analyse in Hinsicht auf die Holzqualität befindet sich in Fertigstellung, ein Vergleich der Sortimentsverteilung und der Wertleistung ist beabsichtigt. Die wesentlichsten Versuchsergebnisse zeichneten sich schon im Alter von 84 Jahren ab und konnten von POLLANSCHÜTZ bereits 1975 erstmals publiziert werden. Die Hauptergebnisse bei Versuchsende im Jahre 1995 (RÖSSLER, in der ÖFZ 6/1997) können hier kurz skizzifrt werden:

Der Weitverband war dem Engverband hinsichtlich Bestandesstabilität überlegen: Die Schneebruchschäden konzentrierten sich auf die Engverbandsparzelle und verursachten nur geringe Schäden im Weitverband. Auch die Gesamtwertleistung des Weitverbandes war höher: Bei 2500 Bäumen pro Hektar waren die Aufforstungskosten entsprechend geringer und im Zuge von Vornutzungen konnten durch stärkere Dimensionen wesentlich früher kostendeckende Erlöse erzielt werden. Zwischen den Gesamtwuchsleistungen (1156 bis 1274 Vfm) bestanden nur geringe Unterschiede. Auch die Stammzahlen hatten sich im Laufe der Zeit weitgehend angeglichen (424 bis 464 Bäume/ha).

 

Quadratverbandsvariante

Der Folgeversuch am Hauersteig (Quadratverbandsvariante: 2x2 m)

Standortstauglichkeit der Fichte

Die Lage des Fichtenreinbestandes im Wienerwald auf nur 350 m Seehöhe, wo Buchen-Traubeneichen-Wälder die natürliche potentielle Waldgesellschaft bilden, ließ auch Diskussionen über die Standortstauglichkeit entstehen. Bereits Mitte der 50er Jahre wurde die Meinung vertreten, daß der Bestand baldigst umzuwandeln wäre, da er die angestrebte Umtriebszeit von 100 Jahren wohl nicht erreichen würde.

Nun kann nach der Nutzung mit einem Alter von 110 Jahren Resümee gezogen werden: Zweimal wurde Borkenkäferbefall festgestellt. Nach einem ersten eher unbedeutenden Befall in den Jahren 1952 begann sich der Bestand seit 1995, synchron mit einer starken Ausweitung des Borkenkäferbefalls in anderen Teilen Österreichs, teilweise aufzulösen. Dies war schließlich auch der Anlaß für die vollständige Nutzung, wobei sich zeigte, daß der Rotfäuleanteil wesentlich geringer war als angenommen und sich zwischen den unterschiedlichen Pflanzverbänden keine Unterschiede ergaben. Entscheidend wurde die Bestandesentwicklung durch Schneebruch, vor allem in den Jahren 1924, 1942 1955 und 1973 beeinflußt. Die deutlich größere Stabilität weitständig erwachsener Fichten gegen Schneebruch ist auch eines der wesentlichsten Versuchsergebnisse. Windwurfschäden wurden nicht festgestellt.

 

Dreieckverbandsvariante

Der Folgeversuch am Hauersteig (Dreieckverbandsvariante: 3,5x3,5 m)

Basis für die Zukunft

Die aus dem Versuch "Hauersteig" gewonnenen Ergebnisse waren dem Weitblick CIESLARS, der steten Kooperationsbereitschaft der Österreichischen Bundesforste und der kontinuierlichen wissenschaftlichen Betreuung durch die Forstliche Bundesversuchsanstalt zu verdanken. Die Neuanlage des Versuchs von 1892 soll der äußerst aktuellen Frage der Standortsdegradation durch sekundäre Fichtenwälder nachgehen und auch der Diskussion über generelle Zuwachssteigerungen Grundlagen liefern. Durch die Aufforstung im April 1999 wurden zwei Varianten mit 10.000 bzw. 2500 N/ha des ehemaligen Versuchskonzepts wiederholt und der Versuch um zwei extreme Dreiecks- oder Reihenverbandsvarianten mit 943 bzw. 235 Pflanzen pro Hektar erweitert. Das reichhaltige Datenmaterial aus dem Vorbestand wird in Verbindung mit den im Verlauf der Jahre hinzukommenden neuen Ergebnissen des Folgeversuchs nachfolgenden Generationen für zukünftige Fragestellungen eine solide wissenschaftliche Basis schaffen.

 

NeuM /FeiH, 18-JUL-00; Rückfragen: Markus Neumann Index | Waldwachstum | Publikationen | Suche |