Waldwachstum und Betriebswirtschaft | |
Günter Rössler
Guenter.Roessler@fbva.bmlf.gv.at
Schwarzkiefer, Durchforstung, Versuchsfläche
Kaum ein Baum prägt die Landschaft so wie die Schwarzkiefer das südliche Niederösterreich. Als Baum gern gesehen, gilt das Holz allgemein als minderwertig. Langsames Wachstum wird der Schwarzkiefer nachgesagt - zu Unrecht, wie der Durchforstungsversuch Pottschach zeigt.
Die Fläche in Pottschach zählt zu den ältesten Dauerversuchen der Forstlichen Bundesversuchsanstalt, Wien. Der Einfluß verschieden starker Durchforstungsgrade auf das Wachstum der österreichischen Schwarzkiefer (Pinus nigra, var. austriaca) wurde während mehr als 100 Jahren untersucht. Da der Bestand die Hiebsreife erreicht hat und der Eigentümer im Winter 1996/97 bereits einzelstammweise nutzte, erscheint die Weiterführung nicht mehr zielführend.
Die Begründung des Bestandes erfolgte 1862 durch Vollsaat auf einer Ackerfläche in der Nähe von Pottschach im südöstlichen Niederösterreich, wobei heimischer, im Wirtschaftsbezirk ausgeklengter Samen verwendet wurde. 1882 wurde der Durchforstungsversuch durch BÖHMERLE eingerichtet.
Die drei jeweils 0,132 ha großen Parzellen wurden unterschiedlich stark durchforstet (Parzelle 1 schwach, 2 mäßig, 3 stark). Bei der starken Durchforstung sollte die mittlere Grundflächenhaltung 60 % der schwachen Durchforstung betragen. Bis zur Versuchseinrichtung sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Aufgrund von Stöcken wurde damals festgestellt, daß auf den Parzellen 2 und 3 bereits 1870 und 1871 die Stammzahl reduziert worden war. Parzelle 2 wies laut Aufzeichnungen von Böhmerle zu hohe Stammzahlen auf, so daß 1892 und vor allem 1897 diese stärker als die anderen Parzellen durchforstet wurde.
Bereits 1991 gab es Überlegungen, den Durchforstungsversuch zu beenden und durch Auflichtung und Zäunung der Fläche den Folgebestand in einen Mischbestand überzuführen, weil bereits Naturverjüngung von Eiche, Linde, Elsbeere,
Durchforstungsversuch Pottschach | |
Seehöhe | 500 m |
Geländeform | Oberhang |
Exposition | Süden |
Hangneigung | 3-6 |
Boden | mäßig frischer tiefgründiger Kalk-Braunlehm |
Grundgestein | Leithakonglomerat aus dem Tertiär |
Niederschlag | 581 mm/Jahr |
Temperatur | 7,3° C (Jahresmittel) |
-2,2° C (Jännermittel) | |
16,7° C (Julimittel) |
Spitz- und Feldahorn, Nußbaum, Ulme Esche, Kirsche, Tanne sowie Fichte neben Weiß- und Schwarzkiefer vorhanden war. Wegen der schlechten Absatzmöglichkeiten von Schwarzkiefernrundholz wurde das Vorhaben verschoben, so daß erst im Herbst 1996 die Endaufnahme durchgeführt wurde.
Bei der ersten vollständigen Revisionsaufnahme 1887 bestanden zwischen den drei Parzellen größere Unterschiede (Abb. 1).
1887 | 1897 | 1996 | |
(Alter 26) | (Alter 36) | (Alter 135) | |
Parzelle 1 | 17.000 | 10.295 | 575 |
Parzelle 2 | 11.880 | 7.994 | 484 |
Parzelle 3 | 10.386 | 6.177 | 424 |
Abb1: In der Stammzahlentwicklung bestanden bei der ersten Revisionsaufnahme größere Unterschiede
Durch Eingriffe 1892 und 1897 wurden die Stammzahlen den Vorstellungen von Böhmerle angepaßt.
Bis zum Alter 48 verringerten sich die Stammzahlunterschiede zwischen den Parzellen: Auf Nr. 2 betrug die Anzahl der Bäume 91 % und auf Nr. 3 72 % der Stammzahl von Parzelle 1. Die Stammzahlentwicklung lag bei allen Durchforstungsgraden ständig über den heutigen Vorstellungen.
Die Bäume wiesen ein sehr gedämpftes Jugendwachstum auf. 1882 hatten auf Parzelle 1 und 2 rund ein Viertel der Probebäume einen Durchmesser über 6 cm auf Parzelle 3 nur 14 %. Die unterschiedlichen Eingriffsstärken wirkten sich aber bereits nach zehn Jahren auf die Durchmesserverteilung aus.
1892 gab es auf allen drei Parzellen annähernd gleich viele Bäume mit einem BHD über 9 cm (Parzelle 1 - 20 %, 2 - 22 %, 3 - 23 %) auf. Eine Differenzierung der Durchmesserentwicklung zugunsten der am stärksten durchforsteten Variante begann ab Alter 50.
Zu Versuchsende lag eine mittlere Grundflächenhaltung von 60 (P 1) 57,3 (P 2) und 54,2 (P 3) m2 vor (Abb. 2). Im Alter 46 lagen die mäßig durchforstete Variante um 19 % und die stark durchforstete um 39 % unter Variante 1. Mit zunehmendem Alter verringern sich die Differenzen, die bei Alter 130 nur mehr 4 % (Parzelle 2) und 10 % (Parzelle 3) betragen.
Bis zum Alter 70 blieb die Oberhöhe auf Parzelle 3 gegenüber den Parzellen 1 und 2 etwas zurück. In den folgenden 30 Jahren ist die Oberhöhe annähernd gleich. Deutliche Unterschiede zeigten sich ab Alter 100, wobei Parzelle 2 die größte Höhenzuwachsleistung aufweist (Tabelle 1).
Oberhöhe in m (1996) | |
Parzelle 1 | 25,0 |
Parzelle 2 | 27,1 |
Parzelle 3 | 25,7 |
Tabelle 1: Im Alter 100 hat Parzelle 2 die größte Höhenzuwachsleistung
Im Vergleich zu einer ungarischen Ertragstafel hatte die Entwicklung aller drei Parzellen einen wesentlich steileren Höhenverlauf. Gute Übereinstimmung konnte mit einer von ALTHERR berechneten Ertragstafel festgestellt werden, die er 1969 für Schwarzkiefer österreichischer Herkunft auf nordbadischen Muschelkalkstandorten erstellt hatte (Abb. 3).
Abb. 3: Gute Übereinstimmung beim Oberhöhenverlauf mit der Ertragstafel von ALTHERR
Die Gesamtwuchsleistung ist auf allen drei Flächen über den gesamten Versuchszeitraum fast gleich. In 135 Jahren wurden auf Parzelle 1 gesamt 1296, auf Parzelle 2 1343 und auf Parzelle 3 1308 Vfm/ha geleistet, was einem jährlichen durchschnittlichen Gesamtzuwachs zwischen 9,6 und 10 Vfm/ha entspricht (Abb. 4).
Abb. 4: Die Gesamtwuchsleistung ist auf allen Parzellen fast gleich
Der Vorrat auf Parzelle 3 war während des gesamten Versuchszeitraumes, bedingt durch die stärkeren Durchforstungseingriffe, gegenüber den anderen Parzellen etwas niedriger. Bis zum Alter 125 hatte Parzelle 1 den höchsten Vorrat, wurde aber während der letzten zehn Jahre von Parzelle 2 geringfügig übertroffen (Abb. 5).
Vorrat 1996 (in Vfm/ha) | |
Parzelle 1 | 779 |
Parzelle 2 | 806 |
Parzelle 3 | 729 |
Abb. 5: Parzelle 1 hatte den größten Vorrat, wurde aber in der letzten zehn Jahren von Parzelle 2 übertroffen.
Der Vornutzungsanteil an der Gesamtwuchsleistung betrug auf der am stärksten durchforsteten Parzelle 44 %, auf den Parzellen 1 und 2 40 % (Abb. 6).
Abb. 6: Der Vornutzungsanteil betrug auf der am stärksten durchforsteten Parzelle 3 beinahe 44 %
Die Bäume reagierten auf die verstärkten Nutzungen zwischen 1928 und 1937 sowie 1938 und 1951 durch Zuwachssteigerungen. In der letzten Periode 1987-'96 erbrachte die Parzelle 2 den höchsten laufenden Zuwachs mit 14,8 Vfm im Vergleich zu Parzelle 1 und 3 mit rund 12,4 Vfm.
Die Qualität der Bäume ist auf allen Parzellen sehr gut. Gegen Versuchsende wurden bei den großteils geradschaftigen Bäumen mittlere Kronenansatzhöhen um 18 m gemessen. Bei der Nutzung können folglich über 12 m lange astreine Stammstücke erwartet werden. Als Nachteil bei der Vermarktung des Holzes könnten sich die teilweise sehr starken und daher für Masten nicht mehr geeigneten Dimensionen auswirken, weil derzeit Schwarzkiefernblochholz im Gegensatz zu Masten wesentlich schlechter abzusetzen ist.
Obwohl die Stammzahlspreitung im Versuchsdesign aus heutiger Sicht zu gering war, ergaben sich Unterschiede in der Durchmesserentwicklung. Durch die stärkeren Dimensionen bei starker Durchforstung (Parzelle 3) konnten bei Eingriffen früher positive Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden. Durch die extrem hohen Stammzahlen in der Jugend war das Wachstum entsprechend verlangsamt. Inwieweit die hohen Ausgangsstammzahlen einen positiven Einfluß auf die Qualität des unteren Schaftes hatten, kann wegen fehlender Vergleichsdaten nicht gesagt werden.
Der Versuch hat aber gezeigt, daß die Schwarzkiefer auf guten Standorten ansprechende Wuchsleistungen erbringt und vor allem auch Holz hoher Qualität produzierbar ist. Anzumerken ist, daß die Nachfrage nach diesem Rundholz stärkerer Dimension noch immer sehr gering ist weil es als Bauholz kaum verwendet wird. Dies, obwohl Schnittholz der Schwarzkiefer gegenüber der Fichte durch höhere Tragkraft, fest verwachsene Äste, geringeren Preis im Vorteil ist, außerdem kann auf chemischen Holzschutz verzichtet werden (vgl. Holz-Kurier Nr. 35/1997, "Mit Pechbäumen hochwertigen Hausbau realisiert").
Für Masten geeignete Dimensionen haben bessere Absatzmöglichkeiten, deshalb wären auf guten Standorten kürzere Umtriebszeiten zu überlegen, insbesondere bei einer geringeren Stammzahlhaltung als bei diesem Versuch.
Die Schwarzkiefer hat nicht nur als genügsame Pionierbaumart oder aus landeskultureller Sicht Bedeutung. Der Anbau der österreichischen Schwarzkiefer führt auf entsprechenden Standorten zu leistungsfähigen und stabilen Beständen die aus ertragskundlicher Sicht Anerkennung verdienen.
Bis 1907 wurde ein fünfjähriges Aufnahmeintervall eingehalten, dann die Bäume dauerhaft numeriert, so daß von da an probebaumbezogene Aufnahmen vorliegen. Nach 1907 wurden die Probeflächen bis 1961 in unregelmäßigen Abständen insgesamt neunmal aufgenommen, ab 1961 wieder ein fünfjähriger Aufnahmerhythmus eingehalten.
Bei Revisionsaufnahmen wurde bei allen Bäumen der Brusthöhendurchmesser mit Kluppe oder Durchmesserband gemessen. Die Erhebung der Baumhöhen und Kronenansatzhöhen erfolgte in den meisten Fällen nur an einem systematisch ausgewählten Teilkollektiv, wobei anfangs mit Stangen und später mit Höhenmeßgeräten gemessen wurde. Bei Aushieben wurde die Länge immer am liegenden Baum gemessen.
Für den Zeitraum vor 1907 wurden die Aufzeichnungen aus den Lagerbüchern für die Stammzahl- und Durchmesserentwicklung sowie die Aushiebsmassenberechnung herangezogen. Ab dem Zeitpunkt der Baumnumerierung wurden alle Aufnahmen mittels EDV erfaßt.
Die Auswertung erfolgte in üblicher Weise mit dem von JOHANN für Dauerversuche erstellten Programmpaket. Die Datenkontrolle, Berechnung sowie die Ergebnisdarstellung entspricht den Normen der Sektion Ertragskunde im Deutschen Verband Forstlicher Forschungsanstalten zur Aufbereitung von waldwachstumskundlichen Dauerversuchen (DESER-Norm 1993).
Für die Massenberechnung wurden die von der Österreichischen Forstinventur berechneten Formzahlfunktionen verwendet.
Österreichische Forstzeitung 12/1997
FieSy, 17/2/98 |