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Auszug aus: B. Heinze Erhaltung der Schwarzpappel in Österreich - forstwirtschaftliche, genetische und ökologische Aspekte

2 Verbreitung der Schwarzpappel in Österreich

Um die Verbreitung der Schwarzpappel in Österreich festzustellen, wurden Daten der Österreichischen Waldinventur, Daten aus der botanischen und forstlichen Literatur und eigene Beobachtungen herangezogen.

Nach der Österreichischen Waldinventur (FBVA 1997) findet sich die Baumart gegenwärtig hauptsächlich entlang der Donau zwischen Linz und dem Strudengau, dann wieder im Tullner Feld und östlich von Wien. Einzelne Angaben finden sich noch für die March entlang der slowakischen Grenze, im Weinviertel, an der Leitha und im Burgenland und der Südsteiermark (Abbildung 2-1). Im großen und ganzen deckt sich dieses Verbreitungsgebiet auch mit den Angaben aus der Waldinventur für die Hybridpappel, die aber öfters als bestandesbildende Hauptbaumart und zusätzlich noch auf einigen Flächen entlang von Salzach und Inn vorkommt.

2.1 Literaturdaten

Die Angaben der botanischen Literatur, die für Salzburg, Kärnten und Steiermark detailliert vorliegen (Fischer 1994, Wittmannn et al. 1987, Hartl et al. 1992, Zimmermann & Otto 1986), beziehen auch Nicht-Waldflächen mit ein und unterscheiden teilweise zwischen natürlichen und anthropogen bedingten Vorkommen. Die Schwarzpappel ist in allen Bundesländern nachgewiesen (Fischer 1994). Bemerkenswerte Vorkommen werden noch an der Salzach zwischen Salzburg und der oberösterreichischen Landesgrenze (Wittmann et al. 1987), im Kärntner Lavant- und Drautal (Hartl et al. 1992) und in der Steiermark an der Mürz, Enns und Mur sowie an deren Nebenflüssen im ost-, süd- und weststeirischen Flachland (Zimmermann & Otto 1986) nachgewiesen. Eine gewisse Diskrepanz dieser Daten mit den Daten der Waldinventur ist offensichtlich. Dabei ist aber zu bedenken, daß die Waldinventur eben nur als 'Wald' ausgewiesene Flächen bearbeitet, die Schwarzpappel als Pionierbaumart aber häufig auf Nicht-Waldflächen anfliegt. Gepflanzte Pappeln in der Kulturlandschaft könnten manchmal in die Florenatlanten mitaufgenommen sein, z.B. solche in Parks oder am Straßenrand. Fallweise könnten noch Verwechslungen mit der Aspe vorliegen, die die Nachweise in größeren Seehöhen erklären könnten. Manche Punkte aus den Verbreitungskarten, die abseits des Hauptverbreitungsgebietes liegen, halten jedoch einer Nachprüfung durchaus stand, z.B. in der klimatisch begünstigten Mur-Mürz Furche. Die potentielle Eignung solcher Standorte für die Schwarzpappel ergibt sich schon aus der Anbaufähigkeit von kultivierten Pappeln abseits des eigentlichen Verbreitungsgebietes oder der weiten Verbreitung der Pyramidenpappel P. nigra "Italica"; allerdings ist damit ein natürliches Vorkommen der Schwarzpappel noch nicht erwiesen.

2.2 Auen und Auwälder

Lazowski (1989) faßt das Vorkommen von "Auen" wie folgt zusammen: Kontinuierliche Auwälder finden sich noch entlang der Donau und der March (zwischen Wien und der ungarischen und slowakischen Grenze), an der Leitha und an der Mur entlang der slowenischen Grenze. Insgesamt wird "Auwald" auf 1 % (41 000 ha) der Waldfläche als potentielle natürliche Waldgesellschaft ausgewiesen (FBVA 1997). Davon werden 25 000 ha (0,6 %) als Ausschlagwald bewirtschaftet. Der größte Teil des Auwaldes findet sich entlang der Donau (30 000 ha, Lazowski 1989), besonders in Niederösterreich (23 000 ha, Ruhm 1990). Nach Lazowski (1989) waren 11 000 ha des Auwaldes im Bereich freier Fließstrecken, was sich durch die Stauhaltung des Kraftwerkes Freudenau (Wien) wieder etwas verringern wird.

Jelem (1974) hat die Schwarzpappel im Eferdinger Becken (Oberösterreich) noch als häufig beschrieben, ebenfalls Neumann (1971). Bei Jelem (1974) finden sich weiters Angaben zu Schwarzpappeln bei Korneuburg (Niederösterreich) und in der Unteren Lobau in Wien. Die Standortskartierung der FBVA ergab größere Schwarzpappel-geeignete Auen bei Neuaigen, Langenschönbichl, Utzenlaa und Frauendorf/Winkl im Tullnerfeld, während die Auwälder bei Tulln, Stockerau, Mannswörth, Hainburg und Wolfsthal weniger geeignet erscheinen. In der Arbeit von Ruhm (1990) sind für ein Gebiet nördlich Herzogenburg diese Standortstypen mit der aktuellen Bestockung verglichen, und es zeigt sich, daß Schwarzpappelstandorte in großem Ausmaß mit Hybridpappeln aufgeforstet wurden.

Einen Sonderfall stellt die Untere Lobau in Wien da. Das Gebiet, einst den Kaisern zur Jagd vorbehalten, stellt seit langem ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Stadtbevölkerung dar, das auch wegen der Trinkwasserversorgung und der fortschreitenden Austrocknung durch die große Donauregulierung um 1900 von intensiven forstlichen Maßnahmen ausgespart blieb. Hier finden sich neben bemerkenswert alten Schwarzpappeln viele "Heißländs", Aufschüttungen mit hochanstehendem Schotter, auf dem teils krüppelige Schwarzpappeln die einzige einheimische Baumvegetation darstellen. Insgesamt weist die Forstverwaltung Lobau der Stadt Wien für dieses Gebiet 16 % Bestockung mit Schwarzpappeln aus (Magistratabteilung 49, 1993). Allerdings ist dieses Naturschutzgebiet auch nicht frei von Hybrid- und Pyramidenpappeln.

An March und Thaya (Niederösterreich) mit bindigeren, schwereren, sauren Böden ist die Schwarzpappel weniger konkurrenzkräftig (Jelem 1975). Sie kommt dort auf Sandböden entlang des Flußufers vor. Ein Zusammenhang des Vorkommens der Schwarzpappel mit dem pH-Wert scheint nicht gegeben, da auch diese Marchsande sauer reagieren (Jelem 1975). An der Leitha (Niederösterreich-Burgenland) herrschen Schwarzerlen-Eschenwälder vor. Einzelne Auwaldreste von teilweise sehr geringem Ausmaß, aber mit potentieller Schwarzpappeleignung, sind noch an der Schwechat bei Traiskirchen (Niederösterreich), der Lafnitz (Steiermark/ Burgenland), Raab (Burgenland) und an Sulm und Kainach (Steiermark) vorhanden.

Die aktualisierte Auwaldstudie des Umweltbundesamtes (Lazowski 1997) gibt noch weitere einzelne Hinweise auf Schwarzpappel-Restvorkommen bzw. geeignete Standorte: Flächen an der Schwarza östlich von Neunkirchen (Schwarza-Haderswörth), wo sich in Torrenten und Schotterfeldern Schwarzpappelkomplexe erhalten haben; die Traun-Auen in der Welser Heide mit Resten ehemals ausgedehnter Schwarzpappelbestände; und die Auen im Unteren Steyrtal mit den Schotterbänken, Inseln und Seitenarmen, die möglicherweise noch Schwarzpappelverjüngungen beherbergen.

Am Rhein in Vorarlberg besteht ein Naturschutzgebiet im Delta (Mündung in den Bodensee). Einzelne Schwarzpappeln werden dort vermutet; der Managementplan sieht eine selektive Entnahme hiebsreifer Hybridpappeln vor (Albrecht, persönliche Mitteilung).

Einzelne Schwarzpappeln finden sich darüber hinaus in vielen wärmeren Gegenden Österreichs, z.B. entlang der Unterläufe der Nebenflüsse der Donau in Nieder- und Oberösterreich und im südlichen Wiener Becken. Im Gegensatz dazu scheinen Vorkommen in den Alpentälern, wie bereits erwähnt, oft künstlichen Ursprungs zu sein, z.B. eine sicherlich gepflanzte Schwarzpappel in Bad Gastein auf 1000 m Seehöhe. Pappelvorkommen sind nur für einzelne wärmere zwischenalpine Täler als natürlich denkbar, z.B. Aichfeld - Steiermark.

2.3 Verbreitung und ökologische Ansprüche

Aus diesen Daten kristallisieren sich folgende Verbreitungsregionen heraus: das Donautal mit den Unterläufen der Nebenflüße von Salzach und Inn bis Traisen (größtenteils identisch mit den Wuchsgebieten 7.1 und 7.2, Nördliches Alpenvorland; Kilian et al. 1994); Donau und Nebenflüsse östlich der Traisen (Wuchsgebiet 8.1, Pannonisches Tiel- und Hügelland) und die südliche und östliche Steiermark samt angrenzendem Burgenland (Wuchsgebiet 8.2, Subillyrisches Hügel- und Terrassenland; Abbildung 5-2).

Aus den Daten läßt sich eine ökologische Amplitude für die Schwarzpappel ableiten. Nördlich der Alpen scheint die Art zwischen 400 und 500 m Seehöhe selten zu werden, und oberhalb von 500 m wurden bisher keine natürlichen Schwarzpappelvorkommen gefunden. Dies deckt sich mit ähnlichen Beobachtungen aus Bayern (Gulder 1996). In klimatisch begünstigteren Gegenden kann diese Grenze ganz erheblich überschritten werden. So wurde der höchste Standort von Schwarzpappeln an der Mur auf ca. 745 m gefunden. Da es sich bei diesen Bäumen nach den Labordaten eindeutig um Schwarzpappeln handelt und Schwarzpappeln sehr selten gesetzt werden, ist es wahrscheinlich, daß sie natürlichen Ursprungs sind. Auch die zahlreichen Funde in der Gegend von Bruck an der Mur auf ca. 600 m weisen in dieselbe Richtung.

Die Bodenverhältnisse im Auwald stehen im engen Zusammenhang mit den Charakteristika der Flußläufe und der Geologie ihrer Einzugsgebiete. So herrschen an der March und Thaya schwere Böden vor, die für die Schwarzpappel ungünstig sind, während die Schotterfelder des Alpenvorlandes im Auwaldbereich zu den bevorzugten Standorten der Schwarzpappel zählen - oft finden sich angeflogene Schwarzpappeln in aufgelassenen Schottergruben; auch die schon erwähnten Heißländs zeigen die Schottertauglichkeit der Schwarzpappel. Die Abflußcharakteristik der Alpenflüsse bestimmt mit, wie weit in die Täler hinauf die Schwarzpappel vordringen kann. Schwarzpappelsamen fliegt im Frühsommer aus, dementsprechend müssen zu diesem Zeitpunkt geeignete Bodenverhältnisse zur Keimung vorliegen - offene oder neu angeschüttete Böden mit ausreichender Feuchtigkeit. Die sind im allgemeinen in Gegenden mit Hochwasserspitzen im Frühjahr vorhanden. Je weiter man ins Gebirge geht, desto eher fallen die Hochwässer aber in den Sommer (Gletscherschneeschmelze) und behindern so die Ausbreitung der Schwarzpappel. Diese breitet sich also kaum über den Mittellauf der Flüsse hinauf aus.

2.3 Mögliche Wiederbesiedelungsgebiete

Aus diesen Gegebenheiten lassen sich mögliche Wiederbesiedelungsgebiete ableiten. Diese liegen an schotterreichen Standorten der Alpenvorlandflüsse, wo Ufersäume, umgewandelte Auwälder und ehemalige Schottergruben potentiell geeignet wären. Da diese Flüsse entweder in Kraftwerksketten aufgestaut oder in Werkskanäle ausgeleitet sind, wäre je nach örtlichen Gegebenheiten zur Wiedereinbringung der Schwarzpappel fallweise eine erhöhte Wasserdotation für freie Fluß-Fließstrecken zu wünschen.

Darüberhinaus wären mehr Wiederansiedelungen an der Donau wünschenswert. Ähnliches gilt für den gesamten Verlauf der Mur von Graz bis Radkersburg, und stellenweise auch für Bereiche oberhalb von Graz und Bruck an der Mur. Kleinere Schutzgebiete im Abstand einiger Kilometer würden über Pollenflug noch in geringem genetischen Kontakt stehen und so den Erhalt der Art samt ihrer Diversität sichern helfen.

Für das übrige Verbreitungsgebiet der Schwarzpappel gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Ausbringung: an Gewässerrändern, als Schattenspender im ortsnahen Bereich, als Bepflanzung von Sportplätzen, Erholungsgebieten und Parks (die oft im ehemaligen Auwaldbereich liegen), als Kurzumtriebsflächen zur Erzeugung forstlicher Biomasse oder als Alleen an Straßen oder Hofzufahrten. Jede dieser Möglichkeiten hat ihre spezifischen Probleme wie etwa die störende "Pappelwolle" weiblicher Pflanzen in Ortsnähe oder die geringere Produktivität zur Biomasseerzeugung. Eine Bepflanzung von Windschutzgürteln mit Pappeln wird wegen der brüchigen Äste eher skeptisch gesehen. Andererseits sind viele Naturschutzbudgets heutzutage sehr gut dotiert, und ein finanzieller Ausgleich mancher Nachteile wäre dadurch möglich.


HeiB/FeiH, 1999-02-08 top Forstliche Bundesversuchsanstalt - IndexForschungPublikationen