Forstliche Bundesversuchsanstalt - Index

5. Interpretation der Versuchsergebnisse

5.1 Standort

Die größten Hektarerträge an Biomasse können in kurzen bis extrem kurzen Umtriebszeiten bei hohem Dichtstand der Aufwüchse (10.000 - 12.500 Stk/ha) nur auf Standorten bester Bodengüte erzielt werden. Landwirtschaftliche Grenzertragsböden bieten dafür keine Alternative. Ein gewisses Risiko bilden auch kalkhältige Standorte mit pH-Werten über 7,5. Auf diesen Böden nimmt die Chloroseanfälligkeit vieler Balsampappelklone zu, was in der Folge zu einer Schwächung des Regenerationsvermögens nach einem Rückschnitt führt.

5.2 Klima

Da die Wuchsleistung sehr stark von einem ausreichenden Licht- und Wärmeangebot bestimmt wird, sind Spitzenerträge nur unter sehr günstigen Klimabedingungen mit jährlichen Durchschnittstemperaturen über 8,5° C zu erwarten. Allerdings können auf Standorten im Übergangsbereich zum kühleren Klima mit Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 6,5° und 7,5° C auch Hochleistungssorten neuerer Züchtung noch ansehnliche Hektarerträge liefern. Das hohe Wuchspotential dieser Zuchtklone ist darauf zurückzuführen, daß ein Elternteil meistens aus einem etwas südlicher gelegenen Ursprungsort stammt, wo eine genetische Anpassung an die dort gegebenen günstigen ökologischen Verhältnissen erfolgt ist.

Für Sorten mit einer zu großen Nord-Süd-Verschiebung zwischen Herkunfts- und Anbauort erhöht sich allerdings das Risiko, durch Frosteinwirkung oder durch plötzlich auftretende Temperaturschwankungen im Hochwinter geschädigt zu werden. Wie Tabelle 13 zeigt, wurden in Altenberg bei mehreren Sorten Rindenrisse aufgrund solcher Witterungsanomalien festgestellt (Abb. 7 und 8). Es bleibt zu untersuchen, ob die z.T. recht jugendwüchsigen Neuzüchtungen, wie z.B. 'Unal', 'Ghoy' und 'Rap', bereits in dieser Klimaregion die Grenze ihrer Anbautauglichkeit erreicht haben, oder ob solche Schäden nur in einem Extremwinter und wegen der südlichen Exposition dieser Versuchsfläche aufgetreten sind.

5.3 Sorte

Für eine Bewirtschaftung im Kurzumtrieb eignen sich vor allem Sorten der Balsampappelsektion Tacamahaca sowie deren inter- und intrasektionelle Arthybriden. Ein Großteil dieser Klone stammt aus Kreuzungen mit der nordamerikanischen Baumart P. trichocarpa, die relativ schattenverträglich ist und bei der Photosynthese weniger Licht für den Aufbau ihrer organischen Stoffe benötigt. Die hohen Licht- und Wärmeansprüche der Schwarzpappeln hingegen schränken ihre Eignung für eine Nutzung im Kurzumtrieb stark ein.

Bei der Weide sind vor allem die Viminalis-Klone für extrem kurze Umtriebe prädestiniert, während die Baumweiden der Arten S. alba und S. x rubens die höchsten Erträge in Umtriebszeiten zwischen fünf und zehn Jahren liefern, wobei unter optimalen Standortsbedingungen, wie z.B. auf der Versuchsfläche Poysbrunn, sogar Spitzenwerte bis zu 20 t/ha/a erzielt werden können.

In nachstehender Übersicht (Tabelle 14 und15) sind die im Kurzumtrieb geprüften Pappel- und Weidensorten angeführt. Die Ziffern im Versuchsflächenfeld (1 - 8) beziehen sich auf die unter 4.1 bis 4.8 beschriebenen Versuchsflächen. Die Zahlen in den Versuchsflächenspalten bezeichnen jenen Platz, den eine bestimmte Sorte in der Rangfolge der hochgerechneten Erträge einnimmt. Bei den Werten in der Ertragsspalte handelt es sich um den in der Versuchsserie erzielten Sortenhöchstertrag. Auf diesen Wert bezieht sich die in den Versuchsflächenspalten "fett" gedruckte Rangziffer. Die für die Bereiche "warm" und "kühl" unterteilte Ertragsspalte nimmt Bezug auf die Klimaregion der Versuchsstandorte und gibt Auskunft, ob die jeweiligen TS-Erträge in klimatisch wärmeren oder kühleren Gebieten produziert wurden.

Tabelle 14: Rangfolge der auf den Biomasseversuchsflächen der FBVA geprüften Pappelsorten

Sorte

Botanische Bezeichnung

Versuchsfläche

TS t/ha/a

1

2

3

4

5

6

7

8

warm

kühl

Muhle-Larsen 45/54

P. trichocarpa

   

3

     

3

7

12,8

10,6

Salem-Oregon 609/52

P. trichocarpa

 

1

           

13,9

 

19/73

P. trichocarpa

             

4

 

11,2

1004 (Novi Sad)

P. trichocarpa

             

11

 

9,6

1007 (N0vi Sad)

P. trichocarpa

             

13

 

9,3

Mollalla I/8

P. trichocarpa

 

10

           

2,2

 

Androscoggin

P. max. x P. trich.

             

18

 

6,7

Max. x Trich. 77/56

P. max. x P. trich.

   

1

         

15,9

 

NE 20

(P. max. x P. trich.)

             

16

 

7

NE 42

P. max. x P. trich.

             

5

 

11,2

NE 53

(P. max. x P. trich.)

             

17

 

6,8

Oxford

P. max. x P. bero.

 

5

           

10,1

 

Wettsteinpappel

P. deltoides x P. simonii

       

4

       

3

Donk

P. delt. x P. trich.

         

1

     

8,6

Rap

P. delt. x P. trich.

         

2

2

6

13,8

10,9

Generosa L. Schönbichl

P. angulata x P. trich.

           

9

 

5,2

 

Unal

P. trich. x P. delt.

             

1

 

15,6

Boelare

P. trich. x P. delt.

             

9

 

10,3

Beaupre

P. trich. x P. delt.

             

20

 

5,4

Max. 1

P. nigra x P. max.

           

1

8

15,2

10,4

Max. 2

P. nigra x P. max.

1

3

 

2

3

   

19

13,5

5,9

Max. 4

P. nigra x P. max.

2

2

4

1

1

   

12

13,5

9,4

Max. 5

P. nigra x P. max.

4

4

 

3

2

 

4

 

12,3

6,2

Kamabuchi

P. nigra x P. max.

   

2

         

14,8

 

Rochester

P. max. x P. nigra

             

10

 

10

Fließerpappel

P. tacamahaca

           

6

24

6,7

2,5

Flevo

P. delt. x P. nigra

             

21

 

5,1

Ghoy

P. delt. x P. nigra

             

2

 

12,7

Isieres

P. delt. x P. nigra

             

23

 

3,5

Italien. Züchtung I 130

P. delt. x P. nigra

3

6

       

5

 

11,6

 

Italien. Züchtung I 214

P. delt. x P. nigra

   

5

         

2,4

 

Italien. Züchtung Jac. 42A

P. delt. x P. nigra

 

8

           

4,5

 

Löns

P. delt. x P. nigra

 

9

           

2,7

 

Ogy

P. delt. x P. nigra

             

22

 

4,5

Pannonia

P. delt. x P. nigra

             

3

 

11,3

Philippsburg

P. delt. x P. nigra

 

7

           

7,1

 

457 (Novi Sad)

P. deltoides

           

8

 

5,7

 

710 (Novi Sad)

P. deltoides

           

7

 

6,5

 

725 (Novi Sad)

P. deltoides

           

10

 

5,1

 

55/65 (N0vi Sad)

P. deltoides

           

11

 

5,1

 

S-1-20 (Novi Sad)

P. deltoides

           

12

 

4,8

 

S-6-36 (Novi Sad)

P. deltoides

           

13

 

4,8

 

Tabelle 15: Rangfolge der auf den Biomasseversuchsflächen der FBVA geprüften Weidensorten

Sorte Botanische Bezeichnung Versuchsfläche TS t/ha/a
1 2 3 4 5 6 7 8 warm kühl
S. aquatica gigantea 350 T S. cine. x daph. x vim. 2       1       13,4 6,6
S. x smithiana 50 T S. caprea x viminalis.       5       3 10,6 7,3
S. x dasyclados 43 T S. caprea x cine. x vim.       3         13,7  
S. x calodendron N 152 S. vim. x cine. x purpurea               10   3,4
Daphnoides-Klon N 230 S. daphnoides               5   6,8
S. x helix 35 T S. purpurea x viminalis               9   4,6
Viminalis-Klon 4/68 T S. viminalis 1       3   2 4 14,5 7,1
Viminalis-Klon 4/81 T S. viminalis               7   6,4
Viminalis-Klon 351 T S. viminalis 3       2   3 6 12,6 6,5
Schweden-Klon SWE 082 S. viminalis             4 8 2,6 5
Schweden-Klon SWE 683 S. viminalis             1 1 6,6 11,3
Auslese Sierndorf 1/72 T S. alba   1   4       2 12,4 10,2
Alte Picardie 8/72 T S. alba   2             9,3  
Casteriana 4/72 T S. alba   3       1     8,0 7
Liempde 6/72 T S. alba   4             8,0  
Versuchs-Klon 203 T S. alba       6         8,5  
Versuchs-Klon 215 T S. alba       7         8,1  
Plönersee 2/72 T S. x rubens 4 5   1         19,8  
Godesberg 3/72 T S. x rubens 5 6   2         8,5  


FieSy, 30/3/98 top Forstliche Bundesversuchsanstalt - IndexForschungPublikationen