DIANA - soil Diversity In Austrian NAtural forests
DIANA - soil Diversity In Austrian NAtural forests (deutsch)
Einzeller - (Protozoa) in österreichischen Naturwaldreservaten

Projektleiter: Prof. Dr. Wilhelm Foissner

Ökologische Bedeutung:
Einzeller (Protozoen) sind mikroskopisch kleine Lebewesen, deren Funktion im Waldboden v.a. der Abbau der Bodenstreu ist. Gerade wegen ihrer Kleinheit sind sie sehr effektiv bei der Zersetzung von totem pflanzlichem Material, denn sie entwickeln unvorstellbaren Appetit und kommen in ungeheurer Anzahl im Boden vor; Ein Fingerhut voll Nadelstreu enthält etwa 100.000 Einzeller. Sie fördern die schnelle Verfügbarkeit der Nährstoffe, denn ihre leichtverwertbaren Abfallprodukte werden wiederum von anderen Bodentieren als Nahrung geschätzt.


Ziel des Projektes:
In diesem Projekt wird untersucht, welche unterschiedlichen Wimpertierchen in einer Lebensgemeinschaft im Waldboden vorkommen. Dadurch soll die Artenvielfalt des Bodens erfasst werden, die mit Abstand den größten Anteil an der gesamten Biodiversität des Waldes ausmacht.
Weiters wird überprüft, ob sich die Zusammensetzung dieser Einzellergemeinschaften in verschiedenen Waldtypen (Fichten-Tannen-Buchenwald, Auwald, Schwarzföhrenwald etc.) voneinander unterscheiden. So kann man Tiergemeinschaften unterschiedlicher Wälder wie über einen Fingerabdruck erkennen und bewerten.
Da verschiedene Einzellerarten ganz bestimmte Ansprüche an ihre Umwelt (z.B.: Temperatur, Feuchtigkeit, Säuregehalt des Bodens) stellen, können sie als Bioindikatoren verwendet werden, um wie ein Spiegelbild den Zustand von Wäldern zu beschreiben und zu prüfen. Die Lebensgemeinschaft von Bodeneinzellern ist für die Bioindikation um ein Vielfaches treffsicherer und aussagekräftiger, als nur einzelne Arten.


Bisherige Ergebnisse:
Es wurden 233 verschiedene Arten von Wimpertierchen (Ciliaten) entdeckt, davon 32! neue, bisher unbeschriebene Arten. Dies zeigt, wie unerforscht die Biodiversität der Einzeller selbst in Mitteleuropa ist.
Die Artenzahl spannte sich von 45 im sauren Buchenwaldboden, bis 120 im Auwaldboden. Wie viele verschiedene Wimpertierchen in einem Waldboden leben können, hing vom Säuregehalt und der Gesamtqualität des Lebensraums ab.
Ob und welche Wimpertierchen sich im jeweiligen Boden wohlfühlten, stand mit den Klimadaten, dem Anteil der sich von Pilzen ernährenden Einzeller, der Verfügbarkeit von Nährstoffen und der Aktivität von Mikroorganismen in Zusammenhang.
Einerseits gab es Wimpertierchen, die Lebensräume mit kurzfristig wechselnden Bedingungen (z.B.:Trockenfall-Überflutung) rasch mit zahlreichem Nachwuchs besiedeln konnten, und andere, die stabile Lebensräume mit konstanten Umweltbedingungen bevorzugten. So wurden in einem der untersuchten Auwaldböden die meisten Arten gefunden.
Drei Haupttypen von Wäldern ließen sich ganz klar durch ihre unterschiedlichen Wimpertierchen-Lebensgemeinschaften voneinander abgrenzen. Zusätzlich gab es auch noch große Unterschiede in der Individuenzahl, mit 135 Wimpertierchen pro ml Bodenlösung im Tieflandwald und 10925 Individuen im sauren Buchenwald.

Australocirrus zechmeisterae
(Bild:Prof. Foissner)
07.12.06 | Zechmeister-Boltenstern, S.
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