Macro/Mesofauna - Bodenfauna österreichischer Naturwälder: Diversität, Gemeinschaftsmuster und Monitoring |
Projektleiter: Alexander Bruckner
Die Bedeutung der Bodentiere liegt in einer Umsetzung der toten organischen Substanz. Die Aufgabe der Makrofauna (Regenwürmer, Doppelfüßer, Asseln, Schnecken, Fliegen- und Mückenlarven) besteht in der mechanischen Zerkleinerung vom pflanzlichen und tierischen Abfall. Dadurch wird die Oberfläche des Materials vergrößert und so die Voraussetzung für den effektiven Abbau durch Pilze, Bakterien und andere mikroskopisch kleine Lebewesen geschaffen. Diese können sich unter dem reichhaltigen Nahrungsangebot sehr schnell vermehren können.
Vertreter der Mesofauna im Boden, vor allem Springschwänze und Hornmilben greifen regulierend ein, indem sie gezielt Pilzgeflechte und Bakterienrasen abgrasen. Sie gehören zu den häufigsten Bodentieren und sind in Dichten von mehreren hunderttausend Individuen pro m2 zu finden. Raubmilben sind als Räuber von großer Wichtigkeit und können auch für die Schätzung der Stabilität eines Waldbodens herangezogen werden.
Der Lebenszyklus der Fliegen und Mücken kombiniert langsam kriechende Larvenstadien mit hochmobilen fliegenden Erwachsenen. Letztere können rasch auf Umweltveränderungen reagieren und neue Lebensräume erschließen. Die Larven der Fliegen- und Mücken beginnen mit dem Abbau der Streu oft schon vor den anderen Bodentieren und können bis zu einem Drittel davon auffressen. In manchen Wäldern leben sogar 20.000 Individuen pro m2, mit einem Lebendgewicht von 40 Gramm pro m2. Die erwachsenen Fliegen und Mücken verlassen in großer Anzahl den Boden. In ihrem Körper gespeicherte Energie und Nährstoffe gelangen auf dem Luftweg in weiter entfernte und höher gelegene Orte und werden hier wieder für andere Lebewesen verfügbar gemacht.
Ziel des Projektes ist die Beantwortung folgender Fragen:
- Verändern sich Bodentiergemeinschaften, wenn sie nicht durch forstwirtschaftliche Maßnahmen beeinflusst werden? Dazu soll eine dominante Bodentiergruppe, und zwar die Hornmilben, über einen langen Zeitraum von 10-20 Jahren beobachtet werden. So soll deren ungestörte Entwicklung, frei von menschlichen Einflüssen, beurteilen werden.
- Wie sind Lebensgemeinschaften von Hornmilben (Oribatiden), Springschwänzen (Collembolen) und Raubmilben (Gamasinen) in Naturwäldern aufgebaut?
- Was sind die Besonderheiten in der Ökologie von Fliegen- und Mückenlarven in Naturwäldern?
- Gibt es eine Sonderstellung der größeren Bodentiere (Makrofauna) von Naturwäldern?
Bisherige Ergebnisse:
Im Eichen-Hainbuchenwald am Kolmberg wurde eine für die Wissenschaft
neue Springschwanzart (Protaphorura christiani) gefunden.
Die Analyse der Lebensgemeinschaften ergab deutliche Unterschiede hinsichtlich
Artengarnitur und Häufigkeiten von Springschwänzen, Hornmilben und
Raubmilben für die fünf untersuchten Naturwälder.
Vergleicht man die größeren wirbellosen Bodentiere der Standorte
miteinander, so findet man zwar eine andere Artenzusammensetzung, aber eine
ähnliche Verteilung der Körpergrößen.
Es werden noch allgemeingültige Gemeinschaftsmuster für alle Standorte
gesucht, die zur Differenzierung zwischen Naturwäldern und Wirtschaftswäldern
herangezogen werden können.