DIANA - soil Diversity In Austrian NAtural forests
DIANA - soil Diversity In Austrian NAtural forests (deutsch)
Laufkäfer - (Carabidae) als Indikatoren für die Biodiversität natürlicher Waldgesellschaften

Projektleiter: Wolfgang Waitzbauer


Ökologische Bedeutung:
Sowohl die erwachsenen Laufkäfer, als auch deren Jugendstadien, die Larven, sind vorwiegend räuberische Tiere. Auf ihren nächtlichen Beutezügen jagen sie in oder auf dem Boden nach anderen Kleintieren. Unter anderem ernähren sich Laufkäfer von den Puppen blattfressender Insekten, und sorgen so indirekt für eine gesunde Strauch- und Kronenschicht im Wald.
Die Laufkäfer, als die Spitze der Nahrungspyramide der Bodenkleintiere sind überaus wichtig im Stoff- und Energiefluss des Waldes.
Viele Laufkäfer sind ökologisch sehr anspruchsvoll und können aufgrund ihrer Beweglichkeit schnell auf Veränderungen der Umwelt reagieren. Solche Arten gelten daher als wichtige Bioindikatoren mit großem Zeigerwert.
Kleine Arten mit gutem Flugvermögen können rasche Ortswechsel durchführen und sind oft Pioniere instabiler Lebensräume. Solche Lebensräume sind auch Auwälder, die manchmal überschwemmt werden. Flugunfähige, meist große Arten, sind hingegen ortstreu. Sie kennzeichnen langfristig stabile Lebensbedingungen, wie sie in alten Wäldern herrschen, und haben eine spezielle Ernährung: Sie sind z.B. Schneckenjäger.

Ziel des Projektes:
Die genaue Kenntnis der Lebensgewohnheiten ermöglicht es, aus dem Vorkommen spezieller Laufkäferarten auf den Natürlichkeitsgrad alter Waldsysteme zu schließen. Diese Arten werden auch Leitarten genannt. Der Grad der Naturnähe unterschiedlicher Naturwaldgesellschaften soll durch solche Leitarten gekennzeichnet werden, die zumeist auch von einem Laien angesprochen werden können.
Ein Bildkatalog wird die Wertigkeitseinstufung der Naturnähe ermöglichen und ist auch auf Wirtschaftswälder anwendbar. Mit verstärktem Augenmerk auf die Laufkäfer soll die nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung in der Praxis leichter umsetzbar werden.

Bisherige Ergebnisse:
Die Laufkäfergemeinschaft der Standorte Beugenau und Müllerboden sind ganz typisch für einen naturnahen Auwald. Sie setzt sich sowohl aus Pionierarten, die durch den Wechsel von Überschwemmung und Trockenfallen gefördert werden, als auch aus Arten einer gereiften Auen-Schlussgesellschaft zusammen. Letztere überwiegen im Auwald Müllerboden, welcher insgesamt mit 45 Arten die höchste Biodiversität aller Standorte aufweist.
Im Schwarzföhrenwald des Standortes Merkenstein ist nur der obere Hangbereich von einer vielfältigen, für diese Waldgesellschaft charakteristischen Laufkäferfauna besiedelt. Der naturnahe Zustand wird durch geflügelte Pionierarten und flügellose, standorttreue Leitarten belegt.
Die Wälder am Johannserkogel sind von einer gänzlich uneinheitlich gestalteten Laufkäfergesellschaft bewohnt, die einige wenige, aber wichtige Leitarten alter Wälder enthält. Langzeitige Störungseinflüsse durch den starken Besatz mit Wildschweinen bewirken einen erheblichen ökologischen Werteverlust. Deshalb wird der Johannserkogel im Lainzer Tiergarten nur von einer Restfauna alter Waldsysteme besiedelt. Ohne Ergreifen von Maßnahmen ist langfristig keine ökologische Verbesserung zu erwarten.
Große Biodiversität weist die Laufkäferfauna des Urwald Rothwald auf. Zahlreiche waldbewohnende Leitarten charakterisieren diesen Standort als ökologisch intaktes, naturnahes Waldsystem. Hier findet sich die höchste Anzahl an Großlaufkäferarten.

07.12.06 | Zechmeister-Boltenstern, S.
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