Chronik der Forstlichen Bundesversuchsanstalt 1975 - 1999
 
FBVA-Chronik
Weitere Projekte der Waldinventur
Leiter K. Schieler

GRafik Waldgesellschaften

1991 wurde erstmals eine Nachdenkpause für die fachliche und organisatorische Erarbeitung eines neuen Konzeptes für die Inventur eingelegt. Mit den ersten Beobachtungen von neuartigen, teils großflächigen Waldschäden einhergehend, entstand die Notwendigkeit, alle Untersuchungen verstärkt auf den Wald als komplexes Ökosystem abzustimmen. Beeinflussung der natürlichen Waldgesellschaften und ihrer natürlichen Regenerationskraft durch die Bewirtschaftung sowie Signale über unzureichende Schutzfunktion der Gebirgswälder waren Beispiele dafür, daß eine Erweiterung des Erhebungsumfanges erforderlich war. Neue Zielsetzungen der Waldinventur waren daher:

  • Ausdehnung der Erhebung auf den nicht bewirtschafteten Schutzwald, dessen Zustand, Gefährdung und Funktionstauglichkeit,
  • Aufnahme der Verjüngungssituation, insbesondere der Naturverjüngung, deren Umfang und Zusammensetzung als Indikator für waldbaulich und wildökologisch erforderliche Maßnahmen,
  • Iaufende Kontrolle und Analyse von Bestandes- und Stammschäden und deren Einfluß auf die Vitalität und Stabilität,
  • Erfassung der Artenvielfalt durch Erhebung aller Baum- und Straucharten auf den Probeflächen.

Neben diesen neuen Problemkreisen wurden jedoch die klassischen ökonomischen Fragestellungen, wie vorhandene Holzressourcen, nicht außer Acht gelassen. Die Ausarbeitung von Nutzungsstrategien für die gesamteuropäische Holzmarktsituation war im Hinblick auf den bevorstehenden Beitritt Österreichs zur Europäischen Union für die Forstwirtschaft und deren Entwicklung von großer Bedeutung.

Außer den fachlichen Änderungen prägten EDV-technische Änderungen das neue Organisationskonzept:

  • Einführung der mobilen Datenerfassung
  • Aufbau einer Inventur-Datenbank
  • Entwicklung einer Ergebnis-CD mit Darstellung der Ergebnisse in kartografischer Form

Ergebnisse:

Neben einer weiteren Zunahme der Waldfläche wurde bei der Baumartenverteilung eine Tendenz zu mehr Laubwald festgestellt. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung hatte zu einer weiteren Aufstockung des stehenden Vorrates im Wald geführt. Die Nutzung, vor allem im Kleinwald, blieb wieder weit unter dem laufenden Zuwachs, der im Vergleich zur Periode 1986/90 leicht rückläufig war. Weiters konnte ein Rückgang der neuen Stammverletzungen durch Schäl- und Ernteschäden beobachtet werden. Insgesamt wurde ein Trend zur Naturverjüngung und ein hohes Potential an Naturverjüngung festgestellt. Die erstmals durchgeführte Erhebung aller Holzgewächse zeigte, daß Nadel-Reinbestände trotz eines hohen natürlichen Anteils noch immer überrepräsentiert sind. Die Totholz-Auswertung ergab, daß von den ökologisch besonders wertvollen toten Bäumen mit starkem Durchmesser nur ein Stamm pro Hektar zu finden ist. Weiterhin nicht zufriedenstellend ist der Verjüngungszustand der Schutzwälder. Nahezu die Hälfte des Schutzwaldes wurde als instabil bewertet.

Forstliche Bundesversuchsanstalt (Hrsg.), 1997, Waldinventur 1992/96, Zur Nachhaltigkeit im österreichischen Wald, Beilage zur Österreichischen Forstzeitung 108 (12), 24 S.

Forstliche Bundesversuchsanstalt, 1998, Österreichische Waldinventur 1992/96 - Bundesgebiet, Bundesländer, Bezirksforstinspektionen, Ergebnisse auf CD-ROM

Grafik Zuwachs und Nutzung

Grafik Verbiß


Zuwachsvergleich

P/VII/30
Laufzeit von 1986 bis 1993, Leiter A. Knieling, ab 1992 K. Schieler

Die Umstellung von temporären auf permanente Stichproben erforderte eine neue Methodik der Zuwachsberechnung. Bei dem Projekt ging es um den Vergleich der Zuwachserfassung 1961 bis 1980, der Bohrkernmethode, mit der Zuwachserfassung ab 1981 per Differenzmethode. Eine vergleichende Untersuchung auf speziell dafür eingerichteten Probeflächen erlaubte es, den Einfluß des Methodenwechsels auf die Zuwachskennzahlen abzuschätzen. Das Ergebnis zeigte, daß die Differenzmethode keine signifikant höheren Werte als die früher verwendete Bohrkernmethode liefert. Allerdings war die Zuwachsdefinition bis 1980 mit einer systematischen Unterschätzung des Volumszuwachses verbunden, da der Laubholzzuwachs, der Rindenzuwachs und der Einwuchs nicht vollständig berücksichtigt wurden.

Knieling A., 1994, Methodische Beiträge zur Auswertung der Österreichischen Forstinventur nach 1980, Dissertation, Universität für Bodenkultur, Wien, 128 S.

Schieler K., 1997, Methode der Zuwachsberechnung der Österreichischen Waldinventur, Dissertation, Universität für Bodenkultur, Wien, 92 S.


Hemerobie österreichischer Waldökosysteme

M/7/1
Laufzeit von 1993 bis 1996, Leiter E. Hauk, H. Spicar

"Wie naturnah ist der österreichische Wald?" hieß die Fragestellung des von G. Grabherr von der Universität Wien geleiteten Projekts "Hemerobie österreichischer Waldökosysteme" der Akademie der Wissenschaften. Das Institut für Waldinventur stellte dazu Inventurdaten zur Verfügung, die Felderhebungen wurden großteils auf ausgewählten Waldinventur-Probeflächen durchgeführt. Auch an der Erarbeitung der Bewertung von Kriterien für die Naturnähe war das Institut für Waldinventur maßgeblich beteiligt. Die Ergebnisse über den Hemerobiegrad für jede Probefläche bedeuten einen erheblichen Informationsgewinn für die Waldinventur.

Schieler K., Hauk E., 1997, Die Rolle der Österreichischen Waldinventur beim Hemerobieprojekt, Österreichische Forstzeitung, Klosterneuburg, 108 (1), S. 22-23


Methodische Grundlagen von Folgeinventuren

P/7/33
Laufzeit von 1994 bis 1997, Leiter K. Schadauer

Vergleichende Untersuchungen von statistischen Methoden und deren Aussagekraft für Folgeinventuren, die Entwicklung von Verfahren für Einjahresauswertungen, der Aufbau von Datenbankstrukturen für die Inventurperioden 1961/70 und 1971/80 und die Planung der Hauptauswertung der Periode 1992/96 waren die Schwerpunkte dieses Projekts. Dabei wurden auch neue Modelle zur Abschätzung des Höhenzuwachses und der Entwicklung des oberen Durchmessers D03 berechnet.

Neumann M., Schadauer K., 1995, Die Entwicklung des Zuwachses in Österreich an Hand von Bohrkernanalysen, Allg. Forst- u. Jagdzeitung, Frankfurt, 166 (12), S. 230-234

Schadauer K., 1997, Oberhöhenbonität und Standort der Fichte nach Daten der Österreichischen Forstinventur, Dissertation, Universität für Bodenkultur, 107 S.


Holzaufkommensprognose

T/7/1
Laufzeit von 1995 bis 1996, Leiter K. Schieler

Auf Anregung und Auftrag des Fachverbandes der Österreichischen Sägeindustrie wurde auf der Basis der Erhebungsdaten der Waldinventur ein Informationssystem für mittel- und langfristige Produkt- und Investitionsplanungen der Holzindustrie erstellt. Mit einem am Institut für Waldwachstumsforschung der Universität für Bodenkultur entwickelten Waldwachstumssimulator war es möglich, für mehrere Szenarien ein Prognosemodell über die Ressourcen "Holz aus dem österreichischen Wald" bis zum Jahr 2016 zu erstellen. Zur Darstellung und Handhabung der Ergebnisse wurde im Rechenzentrum der FBVA ein modernes anwenderfreundliches Präsentationsprogramm entwickelt. Die CD-Rom "Holzaufkommen in Österreich" kann über den Fachverband der Österreichischen Sägeindustrie bezogen werden.

Flach M., et al., 1998, Holzaufkommen in Österreich 1997 - 2016, CD-Rom und Handbuch, Fachverband der Österreichischen Sägeindustrie, Wien, 24 S.


EFICS - European Forest Information and Communication System

LAUFZEIT 1996, Leiter N. Winkler, K. Schieler

Das Institut für Waldinventur arbeitete an einer Pilotstudie zum Aufbau eines europäischen Inventur-Informationssystems und einem Methodenvergleich der derzeitigen Inventursysteme in den verschiedenen europäischen Ländern mit.

Winkler N., 1997, Country Report for Austria, Study on European Forestry Information and Communication System, Reports on forestry inventory and survey systems, Volume 1, S. 5-74


Entwicklung geeigneter Indikatoren zur Erfassung der forstlichen Biodiversität im Rahmen der Waldinventur

F/7/1
Laufzeit 1997 bis 1998, Leiter K. Schadauer, E. Hauk

Waldbild

Die Untersuchung baut auf der in der Helsinki-Resolution H2 "Allgemeine Richtlinien für die Bewahrung der Artenvielfalt der europäischen Wälder" verwendeten Definition von Biodiversität auf. In Zusammenarbeit mit den Instituten für Waldbau, Forstgenetik, Forstökologie und Forstschutz der FBVA wurde untersucht, welche der bisher erhobenen Daten der Waldinventur Aussagen zum Ist-Zustand der Biodiversität auf Artenlevel, Strukturlevel bzw. Landschaftslevel ermöglichen und welche zusätzlichen Erhebungen bei der nächsten Aufnahmeperiode durchzuführen sind, um ein permanentes Monitoring und eine laufende Evaluierung unter Wahrung der erforderlichen wissenschaftlichen Qualität zu erreichen.


Adaptionspotential österreichischer Wälder unter Klimaänderungen

M/7/2
Laufzeit von 1998 bis 1999, Leiter K. Schieler, K. Schadauer, F. Starlinger

Im Rahmen eines von M. Lexer von der Universität für Bodenkultur, Institut für Waldbau, geleiteten Forschungsprojekts werden mögliche Auswirkungen eventueller Klimaänderungen auf die potentielle und aktuelle Waldvegetationen untersucht.

Lexer M.J., Hönninger K., 1998, Estimating physical soil parameters for sample plots of large-scale forest inventories, Forest Ecology and Management 111, S. 231-247

04.10.05 | Linhart, R.
FBVA © 1999