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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Borkenkäfer-Monitoring 2005
(Artikel aus Forstschutz Aktuell Nr. 34)

Die im Jahr 2004 von Borkenkäfern verursachten Schadholzmengen erreichten mit ca. 2,4 Mio. Festmeter einen Wert, der in Österreich seit dem Beginn der Erfassung der Borkenkäfer-Schäden (ab 1945) noch nie verzeichnet worden war. Die Forstbehörden, die Forstberater der Landwirtschaftskammern und das Institut für Waldschutz verstärkten die Bestrebungen, gemeinsam das Österreich weite Borkenkäfer-Monitoring zu erweitern und zu verbessern. Aus diesem Grund wurde
• die Anzahl der Pheromonfallen von 37 Fallen in vier Bundesländern auf 185 Fallen in acht Bundesländern erhöht,
• die Dateneingabe der wöchentlichen Borkenkäferfangzahlen über eine Internet-Datenbank ermöglicht (Eingabemasken), die Ergebnisse in Diagrammen im Internet auf der Borkenkäfer-Webseite des BFW „in real time“ zur Verfügung gestellt,
• die Beziehung zwischen Klimadaten (Lufttemperatur und experimentell, aber noch nicht im Netz, auch Niederschlag) und Borkenkäferflug auf der BFW-Webseite dargestellt. Die täglich aktualisierten Klimawerte für Niederösterreich und Burgenland werden den Borkenkäferfangzahlen gegenübergestellt.

Die als Halbstundenwerte automatisch erfassten und übertragenen Temperaturdaten wurden drei verschiedenen Temperaturbereichen zugeordnet und aufsummiert, um so die für den Borkenkäferflug maßgeblichen Bedingungen zu veranschaulichen (Abbildung 1): 16,5°C bis 30°C (ideal), unter 16,5°C (zu kalt) und über 30°C (zu heiß).


Abbildung 1: Gegenüberstellung von Borkenkäfer-Fangzahlen und Temperaturwerten (Stundensummen pro Temperaturbereich)


Die Niederschläge wurden als Anzahl der Stunden mit Niederschlag dargestellt. Die Intensität wurde in dieser Darstellung nicht berücksichtigt, weil sie wahrscheinlich wenig Einfluss auf die Flugaktivität der Borkenkäfer hat (Abbildung 2).


Abbildung 2: Gegenüberstellung von Borkenkäfer-Fangzahlen und Temperatur- (Stundensummen pro Temperaturbereich) bzw. Niederschlagswerten (Stunden mit Niederschlag)


Beim Vergleich der Fangergebnisse aller Borkenkäfer-Pheromonfallen können für 2005 sowohl zahlreiche Übereinstimmungen im Flugverlauf als auch nicht erwartete Differenzen, die noch einer detaillierten Betrachtung der lokalen Verhältnisse und Rahmenbedingungen bedürfen, beobachtet werden.

Buchdrucker

Die ersten Buchdrucker (Ips typographus) wurden in Fallen unterhalb 500 m Seehöhe bereits ab der zweiten Aprilwoche gefangen. In fast allen Buchdruckerfallen unterhalb 1000 m Seehöhe war beim Sammeltermin am 2. Mai ein erster Flughöhepunkt bemerkbar. Beim Vergleich mit den Klimamessstationen erkennt man deutlich die vier- bis fünftägige Wärmeperiode mit Temperaturen über 16,5°C, die letztendlich den Käferflug begünstigt hat. Bei manchen Fallen, wie z.B.Walserberg und Muhr (beide Salzburg), Leibnitz 1 (Steiermark),Wiener Neudorf und Salaberg (beide Niederösterreich) wurden zu diesem Zeitpunkt überhaupt die meisten Buchdruckerkäfer des gesamten Jahres ausgezählt. Die wöchentlichen Fangzahlen erreichten bis zu 10.000 Käfern pro Falle bzw. Fallenstern (Abbildung 3).


Abbildung 3: Wöchentliche Fangergebnisse erreichten Maxima von bis zu 10.000 Buchdruckern pro Falle (z.B. Falle Leibnitz/Steiermark ca. 8.500)


Über 1000 m Seehöhe konnten zwar beim Sammeltermin am 2. Mai erste Käfer ausgezählt werden, der erste Höhepunkt wurde jedoch erst zwischen dem 30.Mai und 6. Juni festgestellt.
Besonders zu erwähnen ist der Fallenstern am Standort Muhr in Salzburg. Hier wurden trotz der Höhenlage von 1200 m Seehöhe in den 3 Fallen des Fallensternes am 2. Mai 56.000 Buchdrucker eingesammelt; ein Wert, der weder auf diesem Standort noch in irgendeiner anderen Falle später jemals wieder erreicht wurde (Abbildung 4).


Abbildung 4: Höchstes Fangergebnis des Borkenkäfer-Monitorings 2005 mit 56.000 Buchdruckern am 2.Mai (Falle Muhr/Salzburg)


Der Flugverlauf und somit die weitere Entwicklung der Buchdrucker an den einzelnen Fallenstandorten verlief nicht besonders übereinstimmend. Im Flachland war meist eine permanent hohe Flugaktivität zu beobachten. Der zweite Hauptflug wurde zwischen dem 20. und 27. Juni registriert. Dazwischen und danach wurden Geschwisterbruten anlegende Käfer gefangen. Dabei fällt auf, dass der Flug dieser Geschwisterbrut-Käfer sowohl in der ersten als auch in der zweiten Generation ein beträchtliches Ausmaß annehmen kann (Abbildung 5).


Abbildung 5: Fangzahlen aus mehreren Flughöhepunkten, dazwischen auch Flüge zur Geschwisterbrut-Anlage mit teilweiser
Überlagerung


Ein letzter Anstieg der Fangzahlen wurde während einer Wärmeperiode Mitte September festgestellt. An Standorten über 1200 m Seehöhe konnte kein ausgeprägter Flug einer 2. Buchdruckergeneration festgestellt werden. Eine Ausnahme stellt nur die Falle auf der Hochwurzen auf 1550 m Seehöhe dar. Allgemein wurden in diese Höhenlage im September kaum noch Käfer gefangen.

Kupferstecher

Wie schon 2004 trat der erste Flughöhepunkt beim Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) ca. vier Wochen später als beim Buchdrucker ein. Außerdem konnte beim Kupferstecher keine eindeutige Generationszuordnung getroffen werden, da ab Ende Mai eine permanent hohe Flugaktivität registriert wurde, deren Höhe im Wesentlichen nur von den Witterungsbedingungen abhängig war.
Die Fangzahlen lagen beim Kupferstecher naturgemäß wesentlich höher als beim Buchdrucker. Hervorzuheben ist, dass die Kupferstecher-Fangzahlen nicht von der Seehöhe abhängig waren. Beim Fallenstern am Standort „Bretstein 2“ in 1440 m Seehöhe wurden in der Woche zwischen 30. Mai und 6. Juni beinahe 300.000 und zwei Monate später über 200.000 Käfer gezählt. Dies zeigt deutlich, dass der Kupferstecher auch in den Fichtenbeständen der Mittel- und Hochlagen ein massives Problem darstellt (Abbildung 6).


Abbildung 6: Sehr hohe Kupferstecher-Fangzahlen in den Hochlagen (z.B. Falle Bretstein 1440 m)

Lärchenborkenkäfer

Der Große Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae) ist nach den Sturmschäden des Jahres 2002 zu einem massiven Problem in den Alpen geworden. Zahlreiche Lärchen, die den Sturm zwar überlebt, aber durch die Sturmbelastung schwere Wurzelschäden erlitten hatten, fungierten gleichsam als lebende Fangbäume, die vom Lärchenborkenkäfer ohne große Abwehrreaktionen besiedelt werden konnten.
Die Fangergebnisse bei den Pheromonfallen in Salzburg zeigten, dass das Flugverhalten des Lärchenborkenkäfers ähnlich dem des Buchdruckers in diesen Höhenlagen war. Der erste Flughöhepunkt konnte schon in der Woche zwischen dem 2. und 9. Mai
beobachtet werden (Abbildung 7).


Abbildung 7: Flugverlauf des Großen Lärchenborkenkäfers (z.B. Falle Hollerberg/Salzburg)
17.09.07 | Krehan, H.; Steyrer, G.
BFW © 2005