Stift Schlägl: Vom Altersklassenwald zum Plenterwald |
wird aber die Waldbehandlungsmethode der Zukunft sein –
schonend für den Wald und freundlich für den Menschen.
Möge ihr wahrer Wert zur Rettung unseres Waldes bald erkannt werden.“
(Heinz Reininger, 2000)
Die Wälder des Stiftes Schlägl liegen im österreichischen Teil des Böhmerwaldes und bilden die südöstliche Fortsetzung des Bayrischen Waldes. Plöckenstein (1378m), Hochficht (1337m) und Bärnstein (1077m) bilden markante Erhebungen. Mehr als 30 km der Besitzgrenze des Stiftes werden von der Staatsgrenze gegen Bayern und Tschechien (NP SUMAVA) gebildet.
Das Kloster Schlägl ist eine Gründung des Grafen Kalhoch von Falkenstein, der nach einer mißlungenen Erstbesiedlung durch Zisterzienser (1204) im Jahre 1218 Prämonstratenser Chorherren nach Schlägl holte. Der Waldbesitz kam in zwei Abschnitten zum Kloster. 1264 erhielt das Kloster von den Rosenbergern (Herrschaft Krumau) das Gebiet zwischen dem Iglbach und dem Klafferbach durch Schenkung. Das Gebiet nordwestlich des Klafferbaches bis zur bayrischen Grenze wurde 1522 durch Probst Siegmund Zehrer vom Grafen Hardek angekauft.
Die Besiedelung des Tals der Großen Mühl setzte bereits im 13. Jahrhundert mit den Pfarrgründungen Aigen und Ulrichsberg ein. Der Wald wurde rasch zurückgedrängt, selbst in Höhenlagen von 1200 m wurden Waldwiesen angelegt.
Geologie und Böden
Urgestein von wechselnder Zusammensetzung, das geologisch dem Moldanubikum zuzuordnen ist. Der Gesteinsbestand setzt sich aus Weinsberger Graniten, Eisgarner Graniten (im kleineren Bereich mit Sulzberg Granit) und Schiefergneisen zusammen. Der Eisgarner Granit und der Sulzberg Granit sind arm an Ca (0,91 bzw. 0,61 % CaO) und Mg (0,60 % MgO).Starke Neigungsgrade finden sich in Gebieten hoch- und jungvaristischer Intrusionen, wobei ausgedehnte Blockströme die Bewirtschaftung der Waldflächen (Mechanisierung) behindern.
Es sind vielfach tiefgründige Verwitterungsböden ausgebildet, meist als Braunerde oder Semipodsole mit unterschiedlichem Nährstoffangebot. Teilweise starke Oberflächen-versauerung als Auswirkung der Streunutzung vor allem in siedlungsnahen Gebieten.
Klima
Das Klima ist ozeanisch getönt mit starkem kontinentalen Einschlag.Tabelle 1: Mittlere Temperaturen
Klimastation | |||
Temperatur | Aigen (590m) | Mühlvietel (1000m) | Voralpen (1000m) |
Mittlere Jännertemp. | -4 | -4,5 | -3,4 |
Mittlere Julitemp. | 15,9 | 14,1 | 14,8 |
Mittlere Jahrestemp. | 5,3 | 4,5 | 5,4 |
Vegetationsmittel | 12,2 | 10,5 | 11,1 |
Niederschläge | Mittelwerte der Klimastation Aigen |
Jahresmittel | 848 mm |
in der Vegetationszeit | 531 mm |
Dauer der Schneedecke | 97 Tage |
Tage mit Schneefall | 48 Tage |
Durchschnittliche Zunahme der Niederschläge je 100 m ca. 50 mm.
Windverhältnisse: vorherrschende W- und N-Winde. Besonders die kalten N-Winde tragen zur Klimaverschlechterung bei.
Betriebsgeschichte
Über den lokalen Bedarf hinausgehende Nutzungen seit etwa 1630 durch die Errichtung der Glashütte in Schwarzenberg und die Beteiligung an der Passauer Trift ab 1730. Durch den Schwarzenbergischen Schwemmkanal (errichtet von Ing. Rosenenauer 1789 - 1793) wurden die Reviere Sonnenwald und Oberhaag erschlossen, es kam zu Großkahlschlägen und der Belieferung der Stadt Wien mit Brennholz.Letzte Urwälder um 1850. Zu schwache (BHD bis 20 cm), die Aufarbeitung nicht lohnende Unterständer des Urwaldes wurden belassen und als Vorwüchse in den nachfolgenden Wirtschaftswald überführt.
Um 1920 - 1923 wurde auf einem Loshieb zufällig Naturverjüngung erzielt, worauf FM Max Leitner die Methode zum System erhob und auf eine Bewirtschaftung im Saumschlag-verfahren umstellte. Seither ist Schlägl ein Naturverjüngungsbetrieb. Wiederholte Schnee-brüche in allen Höhenlagen erforderten eine mehrmalige Durcharbeitung der gesamten Betriebsfläche und leiteten zum Pflegebetrieb über. 1960 wurde das Räumungsverbot über Naturverjüngung für Fichte eingeführt und auf Einzelstammnutzung mit zunehmender Tendenz zur Zielstärkennutzung (Reininger) umgestellt.
Tabelle 2: Kenndaten aus den Inventuren von 1980 bis 1990 (Mittel aller Reviere, Schlägl ohne Kammer)
Hektar-vorrat | Nadelholz-anteil | EKL | laufender Zuwachs | Bestockungs-grad | mittleres Alter |
354 Vfm | 76,9 % | 8,3 | 6,9 | 0,87 | 87 |
Tabelle 3: Altersklassenverteilung
AKL I | AKL II | AKL III | AKL IV | AKL V | AKL VI+ | Summe | |
ha | 108,1 | 786,8 | 896,9 | 617,9 | 894,6 | 2214,4 | 5518,6 |
% | 2,0 | 14,3 | 16,2 | 11,2 | 16,2 | 40,1 | 100 |
Tabelle 4: Baumartenverteilung
Fichte | Tanne | sNH | Buche | sLh |
72,6 % | 3,8 % | 0,5 % | 19,1 % | 4% |
Pflegebetrieb
Durch eine entsprechende Aufschließung wird der Einzelstamm zugänglich gemacht.LKW-befahrbare Forststraßen: ca. 42 lfm/ha
Rückegassen: ca. 100 bis 140 lfm/ha
Bild: Beispiel paralleler Rückegassen im Revier Schwarzenberg |
Einteilung der Revierfläche in Pflegeblöcke
Die Arbeitsfläche wird auf den ganzen Bestand, schließlich auf die ganze Betriebsfläche ausgedehnt. Eine regelmäßige Pflege und Durcharbeitung aller Bestände und Altersklassen wird durch derzeit 6 Arbeitsblöcke (6-jährige Umlaufzeit) garantiert. Unter vergleichbaren Bringungsverhältnissen läßt eine etwa flächengleiche Ausstattung mit Alt-, Mittel-, und Jungbeständen einen konstanten Holzanfall und ein jährlich gleiches Arbeitsvolumen erwarten. Die Aufschließung eilt, falls noch notwendig, dem jeweiligen Pflegeblock voraus. Kulturmaßnahmen, Meliorationen und Wegeerhaltung werden nachgezogen.Bewirtschaftung
Die Einstellung der Säume, der Räumungen über Naturverjüngung sowie jeder Art von schlagweiser Nutzung sind der erste und entscheidende Schritt zur Anwendung des Plenterprinzips. Die Loslösung vom Altersklassenwald mit seinen Umtriebszeiten verlangt nach Einzelstammentnahme mit der Wahrung der Nachhaltigkeit im Einzelbestand.Selektive Eingriffe erfolgen in allen Altersklassen nach den Wertkomponenten Qualität und Dimension. Die guten Jahre der Konjunktur wurden genützt, um geringwertiges Holz (Entrümpelungen) zu guten Preisen abzusetzen. Das im Bestand verbleibende gesunde Holz (geringer C-Holzanteil) leistet Wertzuwachs. Die Produktion hat Vorrang vor der Nutzung (Pflegebetrieb). Die Wertorientierung der Nutzung bindet den Waldbau unmittelbar in die Betriebswirtschaft ein.
Reihung | Pflegemaßnahme | Zweck |
1 | Standraumregelung | Kronenpflege |
2 | Selektion | Vorratspflege |
3 | Mischungsregelung | Bodenpflege |
4 | Erntenutzung | Strukturierung |
Durch Selektion werden bleibende Schlussdurchbrechungen herbeigeführt, Naturverjüngung ist jederzeit erwünscht. Ihre Förderung erfolgt indirekt (Pkt. 1 - 4), sodass ausgesprochene Verjüngungshiebe entfallen.
Zielstärkennutzung
Mit Erreichen des gewünschten Pflegezustandes leitet die Pflege in die Ernte über. Wird vom starken Ende des Durchmesserfächers her in den Bestand eingegriffen, können über die Ernte sowohl schwächere Bestandesglieder des Altholzes, wie auch die Naturverjüngung gefördert werden. Die Altbestände erhalten eine lockere Bestandesverfassung. Dieser permanente Lichtwuchsbetrieb erbringt optimale Leistungen hinsichtlich Produktion und Ernte und aktiviert die natürlichen Wachstumskräfte des Waldes. Zielstärkennutzung führt zur Minimierung der Schwachholz-, sowie zur Optimierung der Starkholzproduktion. Dauerschirmstellungen tragen zur Feinastigkeit und Erzeugung von Qualitätsholz bei. Zielstärkennutzung orientiert sich ausschließlich nach betriebs-wirtschaftlichen Gesichtspunkten:- Stück-Masse-Gesetz zur Senkung der Erntekosten
- Individualität des Einzelstammes (Wertentwicklung nach Qualität und Dimension)
- Automation der biologischen Produktion zur Minimierung des Produktionsaufwandes
Bestandesüberführung nach dem Plenterprinzip
- Tendenz zur Wahrung der Nachhaltigkeit im Einzelbestand, Zuwachs und Nutzung sind annähernd im Gleichgewicht.
- Die Nutzung erfolgt vom starken Ende der Durchmesserverteilung her. Durch die Entnahme möglichst weniger, aber starker Stämme wird der Einschlag erfüllt.
- Das entwicklungsfähige, schwächere Stammzahlpotential wird aktiviert. (Produktionspotential – Nebenbestand)
Die dimensionsbezogene Nutzung im Altersklassenwald (Zielstärkennutzung) leitet in natürliche Waldstrukturen über.
- Loslösung von jeder Umtriebsgebundenheit
- Vermeidung von Schwachholz
- Nachhaltigkeit im Bestand, keine Produktionslücken
- Produktion von Qualität und Dimension
- betriebswirtschaftliche Optimierung (Stück – Masse, biologische Automation)
Schlägler Hauptstraße 12
4160 Schlägl