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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Borkenkäfer-Situation 2014: Was ist 2015 zu beachten?
Gottfried Steyrer, Gernot Hoch und Bernhard Perny


Die Waldschutz-Situation des Jahres 2014 in Österreichs Wäldern wurde durch das Eschentriebsterben, Borkenkäfer und abiotische Ursachen bestimmt. Wind und vor allem Schnee- und Eisanhang waren im vergangenen Jahr die dominierenden Schadursachen in Österreichs Wäldern, insgesamt knapp über 3 Mio. fm Kalamitätsholz fiel an. Der Borkenkäfer-Schadholzanfall nahm im Vergleich zu den Vorjahren ab und nähert sich mit rund 750.000 fm erstmals wieder dem Niveau vor 2003.

Witterung und Folgen

Das Jahr 2014 war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) das wärmste Jahr seit Messbeginn vor 247 Jahren, mit 1,8 °C über dem langjährigen Mittel. Ungewöhnlich war die langanhaltende Überschreitung der Durchschnittstemperaturen, so waren zehn Monate wärmer als im Mittel, sieben davon um mehr als 2 °C. Zugleich war es aber auch ein überdurchschnittlich nasses Jahr, mit einer Zunahme beim Niederschlag von 14 %. In den östlichen und besonders in den südlichen Teilen Österreichs fielen bis zu 75 % mehr Niederschlag, nördlich der Alpen war es gebietsweise auch weniger. Aufgrund dieser besonderen Kombination kam es trotz milder, teils extrem trockener Winter- und Frühjahrsmonate und späterer kurzzeitiger Extremtemperaturen kaum zu Hitze- und Trockenschäden.

Sehr hohe Schäden durch andere abiotische Faktoren wurden durch die Bezirksforstdienste innerhalb der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) gemeldet: So fiel durch Schneebruch und Eisanhang sowie Lawinen Kalamitätsholz im Ausmaß von knapp 2,1 Mio. fm an, was mehr als einer Verdopplung gegenüber 2013 mit 920.000 fm (2012: 470.000 fm) entspricht. Der Anteil an der gesamten abiotisch verursachten Schadholzmenge entspricht rund 70 %. Diese Schäden wurden hauptsächlich durch drei überregionale Extremereignisse verursacht: Anfang Februar 2014 Schnee und Eisanhang von Osttirol bis ins Burgenland, ein Nassschnee-Ereignis Ende Oktober in den westlichen Bundesländern und zuletzt Schäden durch Eisanhang in Nieder-, Obersterreich, Burgenland und der Steiermark Ende November/Anfang Dezember.

Ebenfalls im Oktober führte der Sturm Gonzalo zu großen Schäden in ganz Österreich. Mit weiteren Stürmen im November sowie Gewitterstürmen belief sich 2014 das Sturmholz auf insgesamt 940.000 fm. Als Summe aller abiotischen Schäden wurden über 3 Mio. fm dokumentiert (Abbildung 1), das entspricht nach den Orkankatastrophen 2007 und 2008 sowie dem Föhnsturm 2002 der vierthöchsten Schadensmenge seit 1995.


Abbildung 1: Vergleich der Schadholzmengen durch Sturm und Schnee mit den Borkenkäferschäden.

Borkenkäfer: Schadensmenge zurückgegangen

Der Winter 2013/14 verlief sehr mild und abgesehen vom Süden Österreichs gebietsweise extrem trocken. Es folgte ein sehr früher phänologischer Frühling mit ebenfalls überdurchschnittlich warmer, großteils trockener Witterung und einem frühen Flugbeginn bei Borkenkäfern (Buchdrucker ab Mitte/Ende März). Folglich war zu befürchten, dass die Borkenkäferentwicklung 2014 begünstigt sein würde, und nach einem Anstieg der Käferschäden von 2012 auf 2013 musste daher mit einer weiteren Verschärfung gerechnet werden.
Die beiden einzigen Monate mit unterdurchschnittlich kühler Witterung waren Mai und August, und zugleich waren sie auch sehr niederschlagsreich (teilweise auch April, Juli und September). Dass der Witterungsverlauf gerade in diesen entscheidenden Phasen der Borkenkäferentwicklung von jenem des gesamten Jahres abwich, hatte sicherlich einen günstigen Einfluss auf die Borkenkäferschäden: Nach den Ergebnissen der DWF setzte sich daher der Abwärtstrend (2011: 1,6 Mio. fm; 2012: 880.000 fm) - nach einer kurzen Unterbrechung 2013 (1,05 Mio. fm) - weiter fort. Die Summe des in Österreich gemeldeten Käferholzes lag 2014 bei 750.000 fm. Damit haben die Schäden den niedrigsten Wert der letzten zwölf Jahre, vergleichbar mit dem Schadensniveau von 2002 mit 710.000 fm (vgl. Abbildung 1).

Der Großteil entfiel auf den Buchdrucker (Ips typographus) mit rund 530.000 fm, was einer Abnahme um 220.000 fm entsprach. Ebenfalls abnehmend ist die Schadenshöhe beim Kupferstecher (Pityogenes chalcographus). Nach dem Anstieg im Vorjahr sank die Kalamitätsholzmenge um 30 % auf rund 180.000 fm. Dass der Wert dennoch verhältnismäßig hoch blieb, liegt an den zahlreichen Schneebrüchen des Winters 2013/14 und dem noch vorhandenen bruttauglichen Material.

Die Ergebnisse nach Bundesländern getrennt zeigen eine Zweiteilung Österreichs: In den westlichen Bundesländern Tirol (Käferholz rund 63.000 fm) und Vorarlberg (rund 15.000 fm) nahmen die Käferschäden um 71 % bzw. 28 % zu (Abbildung 2). Vermutlich ist die wesentliche Ursache in den abiotischen Schäden des Jahres 2012 zu finden. In allen übrigen Bundesländern wurde eine deutliche Reduktion registriert, zwischen minus 25 % (Burgenland, Salzburg) über rund minus 30 % (Niederösterreich, Kärnten) bis zu minus 40 % (Oberösterreich, Steiermark).


Abbildung 2: Schadholzmengen durch Borkenkäfer je Bundesland für den Zeitraum 1988 bis 2014.

Wie bei den Fichtenborkenkäfern war auch bei anderen Nadelhölzern (Lärche, Kiefer, Tanne) die Tendenz der Borkenkäferschäden rückläufig. Nur beim Kleinen Buchdrucker (Abbildung 3), auch Zirbenborkenkäfer (Ips amitinus) genannt, der in höheren Lagen von 800 m Seehöhe bis zur Waldgrenze an Zirbe und Fichte vorkommt, wurde ein deutlicher Anstieg des Schadens gemeldet, jedoch mit einer absoluten Menge, die im Gesamtergebnis keine durchschlagende Auswirkung hat.


Abbildung 3: Zirbenborkenkäfer oder Kleiner Buchdrucker (Ips amitinus): Eine Borkenkäferart der Hochlagen an Zirbe und Fichte.

Ausblick 2015

Die Witterungsextreme des Jahres 2014 führten zu 3 Mio. fm Schadholz hauptsächlich, rund 70 %, durch Schneebruch und Eisanhang. Besonders von dem Dezemberereignis im Norden und Südosten Österreichs gibt es Mitteilungen und Beobachtungen, dass das Bruchholz bei weitem noch nicht aufgearbeitet ist und daher im Frühsommer 2015 viel bruttaugliches Material in den Beständen vorhanden sein wird. Auch Holzsortimente sind nach wie vor im Wald oder unmittelbarer Nähe gelagert.

Obwohl das gesamte Jahr 2014 ein überdurchschnittlich feuchtes Jahr war, blieb es doch im Oktober südlich der Alpen, im November nördlich der Alpen und im Dezember in ganz Österreich teilweise viel zu trocken. Nach einem niederschlagsreichen Jänner wurden bis in den Mai hinein (größere Niederschläge vor allem im Westen) wiederum sehr hohe Niederschlagsdefizite registriert. Der Niederschlagsverlauf in den nächsten Sommermonaten wird zeigen, ob die Bäume bezüglich der Wasserversorgung in Stress geraten werden.

Die Käferholzmenge nahm 2014 mit knapp 30 % deutlich ab. Zu beobachten gilt es aber, ob nicht im August und September 2014 befallene Bäume aufgrund der guten Wasserversorgung als Käferbäume schlecht zu erkennen waren. Ein weiterer Aspekt ist, dass voll entwickelte Borkenkäfer aufgrund der für sie ungünstigen Witterung im Sommer 2014 häufig in den Stämmen geblieben sind, und so im Frühjahr 2015 ein großes Gefährdungspotenzial darstellen. Erste Fänge in Lockstofffallen beinhalteten einen hohen Anteil hellbrauner Käfer beim Buchdrucker und auch beim Kupferstecher.

Trotz abnehmender Tendenz bei den Borkenkäferschäden kann aus diesen Gesichtspunkten heraus nur dringend empfohlen werden, die Borkenkäfersituation nicht außer Acht zu lassen und in Gebieten, in denen ein oder mehrere der oben genannten Faktoren zutreffen, die Situation besonders sorgfältig zu kontrollieren und rechtzeitig Maßnahmen zu setzen.
02.06.15 | Steyrer, G.; Hoch, G.; Perny, B.
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