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Die Insektenfamilie der Borkenkäfer - Biologie, Bedeutung und Schäden
Borkenkäfersituation Oktober 2015
Der extrem warme und trockene Sommer 2015 hat massiv die Schäden durch Borkenkäfer ansteigen lassen. Die außerordentlich und anhaltend hohen Temperaturen und die Niederschlagdefizite im Sommerhalbjahr 2015 haben auf fatale Weise zusammengewirkt: Schnee- und Eisbruch im Winter 2014/2015 sorgten in manchen Gebieten für zusätzliches Brutmaterial für Borkenkäfer.

Beschreibung Borkenkäfer

Borkenkäfer sind etwa 2 bis 8 mm große Insekten. Sie bohren sich durch die Rinde von Bäumen und zerstören dort durch den Fraß der Larven und erwachsenen Käfer jemes für den Baum lebensnotwendige Gewebe im Baumstamm, das für die Wasser- und Nährstoffversorgung verantwortlich ist. In den meisten Fällen sterben Bäume, die von Borkenkäfern erfolgreich besiedelt wurden, innerhalb von einigen Wochen ab. Für einen gesunden Baum reichen zirka 1000 Buchdrucker aus, um ihm zum Absterben zubringen, für einen stark geschwächten Baum bereits unter 100 Buchdrucker.

Die Trockenheit im Sommer ließ die Fichte unter Stress geraten, die Abwehrkräfte der Bäume wurden geschwächt, so dass im Sommer attackierende Borkenkäfer diese leichter besiedeln konnten. Durch die hohen Sommertemperaturen wurde die Entwicklung der abgelegten Eier zu Käfern beschleunigt und zwei bis drei Generationen konnten sich entwickeln. Normalerweise sind dies eine bis eineinhalb Generationen. Unsere Prognose: Ein Teil der letzten Generation wird überwintern können, deshalb ist im Frühjahr 2016 mit einer hohen Zahl von Käfern zu rechnen. Bei Erreichen geeigneter Temperaturen zwischen April und Mai 2016 werden sie zahlreich ausfliegen, um neue Bäume zu befallen.

Welche Regionen sind besonders betroffen?

Die betroffenen Regionen decken sich häufig mit Gebieten, wo die Fichte am Rande ihres natürlichen Vorkommens ist. Dies sind vor allem das Alpenvorland, der Osten und Südosten Österreichs. Fällt weniger als 800 mm Niederschlag und treten hohe Jahresmitteltemperaturen auf, kommt die Fichte an ihr Limit. Insgesamt werden 1,6 Millionen Festmeter Borkenkäferschadholz erwartet.
  • Steiermark: 350.000 Festmeter
  • Niederösterreich: 600.000 Festmeter, Schwerpunktgebiete sind das gesamte Waldviertel, der Raum St. Pölten und Amstetten.
  • Kärnten: 320.000 Festmeter, vor allem im Raum St. Veit, Hermagor und Villach.
  • Oberösterreich: 300.000 Festmeter. Schwerpunkte der Käferprobleme sind das Alpenvorland und Trockengebiete im Granit (d.h. vor allem sekundäre Fichtenwälder); die Alpenbereiche sind weniger betroffen.
  • Tirol: unter 100.000 Festmeter
  • Burgenland: 50.000 Festmeter

Vermehrt Schäden durch Kupferstecher

Da viele junge Bäume betroffen sind und viele Fichten nur im Wipfelbereich dürr sind, ist davon auszugehen, dass neben dem Buchdrucker der Kupferstecher stark an den Schäden beteiligt ist.
Warme Tage im Herbst können eine Weiterentwicklung der zuletzt abgelegten Eier erlauben, so dass eine Entwicklung des Buchdruckers bis ins überwinterungsfähige Stadium abgeschlossen wird.

Maßnahmen: rasch und konsequent

In den nächsten Wochen ist es wichtig, jene Bäume zu finden, die erfolgreich von Borkenkäfern attackiert wurden und die nun zur Überwinterung dienen. Dazu sind Waldbegehungen und die Beurteilung der Stämme und Kronen aus der Nähe erforderlich. Ein Ausfliegen dieser Käfer soll unbedingt verhindert werden.
Woran erkennt man einen befallenen Baum? Bohrmehl, Bohrlöcher, Harztropfen, abfallende Rinde mit dem speziellen Fraßbild, braune Krone und Nadelfall

Aufgrund dieser Situation ist in den betroffenen Gebieten für das kommende Jahr höchste Alarmbereitschaft gegeben. Angeraten sind folgende Maßnahmen:
  • Wöchentliche Kontrolle bis in den Spätherbst und wieder ab Spätwinter/Frühjahr
  • Entnahme von befallenen Bäumen, in denen die Entwicklung der Käfer fortgeschritten ist, unbedingt vor dem Ausfliegen der Käfer.
  • Da sich der Kupferstecher auch in feinem Wipfel- und Astmaterial vermehrt, ist auch dieses zu entfernen
  • Keine Lagerung von befallenem (oder auch unbefallenem, aber fängischem) Holz im Wald oder in Waldnähe.
29.10.15 | Bearbeitung: Lackner
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