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Österreichisches Bioindikatornetz (BIN)
Austrian Bio-Indicator Grid
Österreichisches Bioindikatornetz: Quecksilberspitzenwerte 2015 in Tirol
In Nadelproben des Österreichischen Bioindikatornetzes wird neben anderen Schadstoffen der Quecksilber bestimmt. Jetzt wurden in Tirol in den Regionen Schwaz und Brixlegg überhöhte Quecksilberwerte festgestellt.

Quecksilber wird von der Pflanze nicht benötigt, es reichert sich aber während des Jahres in den Assimilationsorganen durch direkte Aufnahme aus der Luft analog zu Schwefel, Fluor und Chlor kontinuierlich an. In der Luft kommt Quecksilber vorwiegend als Quecksilberdampf und in geringen Mengen als Methylquecksilber vor. Waldbäume sind eine wichtige Senke für Quecksilber, das sehr stabil in den Assimilationsorganen eingelagert wird. Mit dem Streufall gelangt es in den Boden und ins Oberflächenwasser. Im Boden ist es wenig mobil, es kann aber - nach der Zersetzung der organischen Matrix - wieder in die Luft ausgasen. Quecksilber zählt nicht zu den forstschädlichen Luftverunreinigungen, es ist aber ein giftiges Schwermetall, welches das Ökosystem belastet.

Sinterung von Eisenerz war in der Vergangenheit die Hauptursache der Belastung

Hauptverursacher für die Quecksilberbelastung in Österreich war die Sinterung von quecksilberhältigem Eisenerz (Linz, Leoben/Donawitz). Das gesinterte Erz wird für die Roheisengewinnung eingesetzt. Aber auch Zement- und Ziegelwerke, die quecksilberhältiges Material verarbeiten oder als Brennstoff einsetzen, Emissionen der Chloralkalielektrolyse (Hallein und Brückl) und Bodenausgasungen aus historischen Bergbauabraumhalden und Deponien ließen sich anhand erhöhter Quecksilbergehalte in den Nadeln nachweisen (Abbildung 1). Die Untersuchung von Nadelproben der Entnahme Herbst 1996 wurde mit archivierten Rückstellproben aus der Umweltprobendatenbank des BFWs mit einem Analysenverfahren (Elementaranalysator AMA 254 – Fa. LECO Instrumente) ohne Aufschluss direkt durchgeführt.

Abbildung 1: Quecksilbergehalte beim Bioindikatornetz - Entnahme Herbst 1996


Abfallentsorgung und Recycling sind für die aktuellen Spitzenwerte verantwortlich

Ab 2006 wurde Quecksilber in die jährliche regelmäßige Untersuchungspalette des Bioindikatornetzes aufgenommen. Im Vergleich zu den Erhebungen 1986 und 1996 liegt der Großteil der Messwerte niedriger.
Im Inntal wurden bei früheren Bioindikatornetzerhebungen immer wieder erhöhte bis deutlich erhöhte Gehalte im Bereich des ehemaligen Silberbergwerkes in Schwaz/Tirol sowie im Raum Brixlegg/Tirol festgestellt (Smidt et al. 2012). Als Ursache wurden Quecksilberausgasungen aus der historischen Bergbauabraumhalde (Silber/Kupferbergbau) im Inntal, aber auch aktuelle Emissionen aus dem Kupferrecycling vermutet. Ab 2012 konnte im Bereich südwestlich von Brixlegg ein Ansteigen der Quecksilbergehalte nachgewiesen werden (0,035 → 0,069 mg Hg/kg). 2015 wurden hier plötzlich Spitzenwerte bis zu 0,679 mg Hg/kg festgestellt (Abbildung 2).

Abbildung 2:
Quecksilbergehalte beim Bioindikatornetz - Entnahme Herbst 2015



Auffällig war auch, dass auf dem betroffenen Punkt des Bioindikatornetzes der Austrieb 2015 deutlich höhere Gehalte zeigt als der zwölf Monate länger exponierte Austrieb 2014. Dies deutet auf eine kurzzeitige akute Quecksilberimmissionseinwirkung während des Austriebs im Frühjahr 2015 hin. Das Amt der Tiroler Landesregierung wurde über die erhöhten Messwerte informiert, weitere Maßnahmen obliegen der Landesbehörde und der Bezirkshauptmannschaft Kufstein.
Generell ist die Belastung im Inntal 2015 höher und flächiger als 1996. Es ist zu vermuten, dass auch zusätzlich der heiße Sommer 2015 die Ausgasung aus der Bergbauabraumhalde gefördert hat.

Bewährt hat sich die Analyse von Quecksilber auch zur Zonierung von Belastungsgebieten wie etwa 2014 im Görtschitztal/Kärnten. In diesen Proben wurde neben Hexachlorbenzol (HCB) auch Quecksilber analysiert. Quecksilber kommt im Blaukalk der Deponie Brückl in stark schwankenden Gehalten vor. Eine thermische Entsorgung dieses Kalks war bis 10 mg Hg/kg im Zementwerk Wietersdorf vorgesehen. Im Herbst 2014 wurden im Görtschitztal erhöhte Werte in Fichtennadeln festgestellt - die Spitzenwerte lagen im Nahbereich der Deponie Brückl (Fürst et al. 2015). Trotz des heißen Sommers 2015, der die Bodenausgasung von Quecksilber begünstigt hat, waren die umgesetzten Sanierungsmaßnahmen (Abdeckung der Deponie, Einbau eines zusätzlichen Quecksilberfilters im Zementwerk) und die ausgesetzte Blaukalkverwertung wirksam. Fast alle Quecksilberwerte der Probenahme Herbst 2015 waren im Görtschitztal rückläufig. Die HCB Gehalte lagen 2015 bereits unter der Bestimmungsgrenze.

Literatur

Fürst A., Hellig K., Heimburger G., Wuggenig W. (2015): Fichten als Bioindikatoren nach Kontamination im Görtschitztal. Forstzeitung 09-2015. 16-17.

Smidt S., Jandl R., Bauer H., Fürst A., Mutsch F., Zechmeister H., Seidel C. , (2012): Trace Metals and Radionuclides in Austrian Forest Ecosystems. In: The Biosphere/Ishwaran, N. (Ed.), InTech: Rijeka, (5): 93-118.
08.08.16 | Fürst, A.
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