Verschreiben Sie sich den Wald

Jeder kennt Stress. Jeder ist mehr oder weniger davon betroffen. Aufenthalte im Wald und naturnahen Landschaften können dazu beitragen, den im Alltag, Beruf, in der Schule oder Ausbildung angesammelten Stress abzubauen und die eigenen Batterien wieder aufzuladen. Was so klar auf der Hand zu liegen scheint, fällt in der Praxis dem dichten Terminkalender oft zum Opfer, da die Rolle der Erholung bei der Prävention von Krankheiten nach wie vor unterschätzt wird. Dabei kann bereits ein kurzer Waldaufenthalt bewirken, sich entspannter zu fühlen.

Stress im Griff

In wissenschaftlichen Untersuchungen stellte man fest, dass sich bei Versuchspersonen der Stress-Index Cortisol im Speichel über Tage hinweg signifikant verringerte, sobald sie sich in einer Waldlandschaft aufhielten. Ein tendenziell niedriger Blutdruck und eine angepasste Pulsfrequenz waren die Folge. Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob man dabei sitzt oder sich bewegt. Eine erholende Wirkung durch den Wald ist in jedem Fall „objektiv“ messbar.

Das alles sind deutliche Hinweise dafür, dass der Wald ein viel versprechendes Setting für medizinische Therapien bei Krankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Burn-out, Suchtkrankheiten, Übergewicht sowie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein könnte.

Holz wirkt positiv

Naturkontakte steigern auch positive Emotionen und tragen dazu bei, Stress zu verringern. Einen Hinweis auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Naturmaterialien liefern Studien, in denen festgehalten wurde, dass der Blutdruck deutlich niedriger war, wenn Holz berührt wurde, der Kontakt mit künstlichen Materialien verursachte hingegen einen gewissen „Stress-Effekt“. In einem japanischen Geriatriezentrum konnte wiederum herausgefunden werden, dass sich bereits ein 15-minütiger Aufenthalt auf einer waldähnlich bepflanzten Terrasse bei den Seniorinnen und Senioren eindeutig positiv auf die Herzfrequenz auswirkte.

Gesunde Waldluft

In Europa verweisen „gesunde Aufenthalte” in Erholungsstätten, die in die Nähe von Wäldern gebaut wurden, auf einen frühen Ursprung. So wurde in den 1920er-Jahren die „gute Waldluft“ zum Beispiel dafür genutzt, um das Immunsystem von Kindern, deren Eltern an Tuberkulose erkrankt waren, zu stärken. Moderne Waldtherapie oder -medizin, wie sie in Dänemark oder Japan praktiziert wird, könnte auch heute wieder ein bedeutender Faktor bei der Wiederherstellung von Gesundheit sein.

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