Wuchsgebiet 1.1

Entsprechung
Tschermak: Teile von I1, kleiner südlicher Anteil von IIA1.
Mayer: 1.1 Inneralpines Fichtenwaldgebiet, Zentraler Wuchsbezirk.
Kartierung: Wuchsraum 14.
Schwackhöfer: Teile von 4, 7. Das Wuchsgebiet ist mit dem bisherigen Wuchsraum 14 bzw. Wuchsbezirk 1.1 identisch, die Umgrenzung unverändert.

Lage und Umgrenzung
Oberinntal von der Staatsgrenze bis Mötz, Kaunertal, Pitztal, Ötztal.
Höhenbereich von 650 m bis 3772 m.

Staatsgrenze - Kammlinie Samnaungruppe über Giggler Spitze - Talüberquerung westl. Tobadill, Parseierspitze - Kammlinie Lechtaler Alpen über Großbergjoch, Roßkarscharte, Steinkarspitze, Gr. Schlenkersp. - Muttekopf - Hahntennjoch - Falschkogel - Kammlinie bis Ostgipfel - Heiterwandhütte - Schafkopf - Sinnesjoch - Sinnesegg - Unterer Sießekopf - Talüberquerung südl. Nassereith - entlang Bundesstraße bis Kt. 828 - Rauhtal - Sternanger - Auf dem Horn - Grünberg - Mötz - Staudach - Stadligerberg - Predigtstuhl - Pirchkogel - Kühtai - Gaiskogel - Hauptkamm Stubaier Alpen - Staatsgrenze.

Klima
Das Wuchsgebiet hat kontinentales Gebirgsinnenklima; es ist der trockenste Bereich des österreichischen Alpenraumes.
Geringe mittlere Bewölkung und somit ungehinderte Ein- und Ausstrahlung führen zu starken jahres- und tageszeitlichen Temperaturschwankungen (mittlere Jahresschwankung: Tallagen 18 - 21°C, subalpine Lagen um 16°C). Durch häufiges Überschreiten der für Stoffproduktion und Wachstum der Bäume erforderlichen Temperaturminima infolge der stärkeren Tageserwärmung ist die Waldgrenze (bis 2300 m) angehoben.
Die Niederschlagssummen sind infolge allseitiger Abschirmung durch mehrfach gestaffelte, hohe Gebirgskämme gering. Die Jahresniederschlagssummen erreichen in tief- bis mittelmontanen Tallagen 600 - 800 mm, bei gleicher Seehöhe gegen das Gebirgsinnere zu abnehmend; im subalpinen Bereich fallen 900 bis knapp über 1000 mm Jahresniederschlag.
Das Niederschlagsmaximum wird im Juli erreicht, seltener im August. Ein sekundäres winterliches Niederschlagsmaximum ist nur schwach ausgebildet.

Geomorphologie
Stark vergletscherte Hochgebirgslandschaft mit großer Reliefenergie. Die Kammlagen befinden sich durchwegs um 3000 m bis weit darüber. Tief eingeschnittene Kerbtäler und Trogtäler mit weiten Hochtalböden, ausgedehnte Steilhanglagen kennzeichnen das Wuchsgebiet. Als Grundgestein findet man vorwiegend saures Kristallin (Paragneis), nur im Oberinntal auch basenreichere Bündner Schiefer. Nördlich des Inn liegt eine schmale Zone dolomitischen Kalkalpins.

Böden
Insbesondere auf nährstoffarmem Kristallin herrscht Semipodsol vor (39%).
Die klimatische untere Höhengrenze der Podsolverbreitung liegt wegen Trockenheit relativ hoch. Wegen der Höhenlage des Wuchsgebietes und der sehr hohen Waldgrenze ist dennoch auch Podsol vergleichsweise stark verbreitet (18%). Er tritt hier oft in Verbindung mit mächtigem, aber zoogenem Feinmoderhumus bis in große Höhen auf.
Ranker und magere Braunerde aus saurem Kristallingestein sind relativ wenig verbreitet (8%).
Nährstoffreiche Braunerde auf basenreichem, z.T. karbonathaltigem Kristallin reicht bis in sehr hohe Lagen und ist etwas häufiger (15%).
Karbonatgesteinsböden machen immerhin 14% der Waldfläche aus, vor allem Rendsina und Braunlehm-Rendsina (13%) an den Südhängen zum Inntal.
Ferner treten auf: leichtere, auch karbonathaltige Lockersedimentbraunerden auf Talschotter und Moränenmaterial (5%), Hanggley, Fluß- und Bachauen.

Höhenstufen

Höhenstufe Bereich
Submontan 650 - 900 (1000) m
Tiefmontan 900 - 1100 m
Mittelmontan 1100 - 1400 m
Hochmontan 1400 - 1700 (1850) m
Tiefsubalpin (1500) 1700 - 2000 (2100) m
Hochsubalpin (1750) 2000 - 2300 m

Natürliche Waldgesellschaften

Das Wuchsgebiet ist ein Zentrum der Lärchen-Zirbenwälder. Zentralalpine Kiefernwälder und andere Trockenvegetation sind verbreitet.

Submontane Eichentrockenwald-Fragmente mit Rotföhre im Inntal.

Fichtenwald mit Lärche (Leitgesellschaft) in der montanen Stufe vorherrschend; submontan bis tief(-mittel)montan in trockener Ausbildung mit Rotföhre, z.T. auch anthropogen durch Rotföhren-Ersatzgesellschaften vertreten.
Auf Silikatstandorten vor allem Hainsimsen-Fichtenwald (Luzulo nemorosae-Piceetum), auf Karbonatstandorten Buntreitgras-Fichtenwald (Calamagrostio variae-Piceetum).

Rotföhrenwälder als Dauergesellschaften an flachgründigen, sonnigen Standorten submontan bis mittel(-hoch)montan sehr stark hervortretend. Rotföhre steigt nach oben ausdünnend bis ca. 1900m an.
Schneeheide-Rotföhrenwald (Erico-Pinetum sylvestris) über karbonatischem Bergsturzschutt (Tschirgant) und an Dolomit-Steilhängen im Inntal. Silikat-Rotföhrenwald (Vaccinio vitis-ideae-Pinetum). Hauhechel-Rotföhrenwald (Ononido-Pinetum) über Bündner Schiefer im obersten Inntal zwischen Prutz und Pfunds.

Grauerlenbestände (Alnetum incanae) als Auwald und an feuchten Hängen (z.B. Muren, Lawinenzüge) von der submontanen bis in die mittel (-hoch)montane Stufe.

Tiefsubalpiner Fichtenwald mit höherem Lärchenanteil und Zirbe.
Alpenlattich-Fichtenwald (Larici-Piceetum = Homogyno-Piceetum) über Silikat, Karbonat-Alpendost-Fichtenwald (Adenostylo glabra-Piceetum). Hochstauden-Fichtenwald (Adenostylo alliariae-Abietetum) auf tiefergründig verwitternden, basenreichen Substraten, z.B. Kössener Schichten.

Hochsubalpiner Lärchen-Zirbenwald im Silikatgebiet (Larici-Pinetum cembrae).

Über Karbonaten ersetzen Latschengebüsche mit Wimper-Alpenrose (Rhododendron hirsutum) in der hochsubalpinen Stufe großflächig die Lärchen-Zirbenwälder und steigen außerdem an ungünstigen Standorten (z.B. Schuttriesen, Lawinenzüge) weit in die montane Stufe hinab.

Silikat-Latschengebüsche mit Rostroter Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) nur lokal an blockreichen Standorten im Waldgrenzbereich.

Subalpines Grünerlengebüsch (Alnetum viridis) an feuchten, schneereichen Standorten (Lawinenstriche) bis in die montane Stufe herabsteigend.