Wuchsgebiet 4.1: Nördliche Randalpen - Westteil

Entsprechung:
Tschermak: IV2 sowie Bereiche von IIA1, IIA2, IIA3, IV1, IV3.
Mayer: 5.1, Nördliches randalpines Fichten-Tannen-Buchenwaldgebiet, westlicher und mittlerer Wuchsbezirk.
Kartierung: 8, 10.
Schwackhöfer: 1, 11, 30, 31, 32, 33, 34, 64 sowie Bereiche von 2, 3, 6, 9, 10, 12, 17, 20, 25, 35, 65.

Lage und Umgrenzung
Bregenzer Wald - Außerfern - ab Karwendel Nordabdachung ostwärts - Tiroler und Salzburger Kalkalpen - Salzkammergut - Totes Gebirge und Flyschzone bis zum Steyrtal.
Höhenbereich: 395 m (Bodensee) bis 2995 m (Dachstein).

Areal 1:
Staatsgrenze - Kirchlispitzen/Rätikon - Staatsgrenze - Grenzzeichen 148 - Hirschgehrenalpe - Kt. 1562 - Körbersee - Alpele - Butzenspitze - Hochlichtspitze - Schwarze Wand - Rote Wand - Gaisköpfe - Roggelskopf - Überquerung Klostertal bei Ghf. Engel/westl. Dalaas - Fallbachwand - Itonskopf - Davenna - Davennakopf Westabfall - Überquerung Montafoner Tal nördl. St. Anton/Kt. 607 - Steinwandeck Ostabfall - Kammlinie über Kleinen und Großen Valkastiel, Zimba, Brandner Mittagsspitze, Schafgafall, Zaluandakopf - Kirchlispitzen - Staatsgrenze;
Areal 2:
Staatsgrenze - Schneefernerkopf - nördl. Ehrwald - Kapelle ,,St. Anna''/Kt. 1000 - Daniel - Kammlinie Plattberg, Kt. 738, Kohlberg - Überquerung Zwischentoren westl. Bichlbach - Achseljoch - Thaneller - Überquerung Rotlechtal (Stausee) - Kammlinie Knittelkarspitzgruppe bis Mahdspitze - Überquerung Lechtal/Kt. 918 - Leilachspitze - Kammlinie Steinkarspitze bis Kastenkopf - Staatsgrenze;
Areal 3:
Staatsgrenze - Grenzzeichen 441 an der Saalach - südl. Käferheim - Walserberg - Überquerung Autobahn A 1 - südl. Walser Wiesen - Kleingmainberg - Fürstenbrunn - Glanegg - Grödig - Gartenau - Au/Gde. Hallein - Hallein/Überquerung Salzach - Haunsberg/Gde. Hallein (2x Überquerung Autobahn A 10) - Puch - Elsbethen - Aigen - Kühberg - Heuberg - Esch-Mayrwies - Rappenwang - Kt. 800 - Pabenwang - Kt. 645 - Nockstein über Kt. 738 - Weißbach - Gaisbergau/Gde. Koppl - Koppl - Kt. 694 - Plainfeld - Oberdorf/Gde. Thalgau - östl. Thalgau - Überquerung Autobahn A 1 - Enzersberg/Gde.Thalgau - Ziefanken - Henndorf/Schöllenberg - Haslach - östl. Pfongau/Gde. Neumarkt am Wallersee - Irrsberg/Irrsdorf - Vielweg - Laiten - Obernberg - südl. Hochfeld - Reitzing - Jagdhub/Gde. Straßwalchen - Giga/Gde. Weißenkirchen - Rehberg - Weißenkirchen - Hag - Kt. 604/Kapelle ,,Ahberg'' - Überquerung Autobahn A 1 - Roißroith/Gde. Straß - Winterleithen/Gde. Attersee - Attersee - Buchberg - Litzlberg - Überquerung Attersee - südl. Schörfling - südl. Oberhehenfeld/Gde. Schörfling - Schiefgrubberg - Halbmoos/Gde. Aurach/Kt. 527 - nach NO bis Autobahn A 1 - Autobahnknoten Vöcklabruck/Gmunden - Wiesen - Gmunden - Überquerung des Traunsees südl. Schloß Orth/Gmunden - Grünberg - Flachberg - Kt. 501 - Kaltenmarkt/Gde. Kirchham - südl. Kirchham - Danzlau/Kt. 483 - östl. Feichtenberg - Überquerung Almtal bei ÖBB-HSt. Steinbachbrücke - Kt. 717 - Dörfl/Gde. Oberschlierbach - Pernecker Kogel - südwestl. Inzersdorf im Kremstal - Kirchdorf/Erb - Ottsdorf - Kremsdorf - Kirchdorf an der Krems - Schlierbach - Wimberg - Nußbach - Waldneukirchen - Untergrünburg - Obergrünburg - Steyrleithen - westl. Molln - Schnitzlhub - ÖBB-HSt. Frauenstein - Klaus an der Pyhrnbahn - Bhf. Steyrling - Bhf. Hinterstoder - St. Pankraz - Pießling - südl. Windischgarsten - Gleinkerau - Spital am Pyhrn - Kitzstein - Landesgrenze - Sigistalhöhe - Großes Tragl - Sturzhahn - Linzer Tauplitzhaus/Kt. 1638 - Brenntenmöserhütte - Bergerwand - Tauplitz/Furt - Klachau/Girtstatt - Multereck - Kammlinie Grimming - Überquerung Salzastausee über Kreuzrücken - Lackenberg/Kt. 1316 und Kt. 1364 - Klausgrabenwände - südl. Rasslalm - Fahrnrinnkogel - Hochmühleck - Zellerkogel - Lämmereck - Hochfinitz - Neualm/Kt. 1610 - Hirschberg - Speikberg - Däumelkogel - Hoher Krippenstein - Hoher Rumpler - Taubenkogel - Simonyhütte - Wildlochhöhe - Waldhorn - Landesgrenze - Steirische Kalkspitze - Oberhüttensattel - Roßkogel - Gosaustein - Bischofsmütze - Predigtstuhl - Langeggsattel - Gsengplatte - Gerzkopf - Platten - St. Martin/Bichlberg - Helferalm - Weyerberg - Donneregg - Überquerung Tauernautobahn A 10 - Pöham - Überquerung des Salzachtales in Bischofshofen - Jagerköpfl - Hochkönigmassiv über Grünmaißalm, Mitterfeldalm - Kammlinie Hochkönig bis Lamkopf - Lausköpfe - Mußbachalm - Hinterthal - Primbachkögerl - Natrun - Maria Alm - Saalfelden - Leoganger Ache flußaufwärts - Grießenbach flußaufwärts - Grießenpaß - Hochfilzen - Fieberbrunn - Fieberbrunner Ache flußabwärts bis St. Johann in Tirol - Rettenbach - Stangl - Going am Wilden Kaiser - Ellmau - Blaiken - Stockach - Stegen - Lengenfeldenalm - Kl. und Gr. Pölven - Bruckhäusl - Brugger Mühle - Kastengstatt/ Angath - westl. Mariastein - Hundsalmjoch - Buchackeralm - Schusterloch - Kammlinie Blessenberg - Einkehralm - Überquerung Branderberger Ache südl. Pinegg - Dristenkopf - Kt. 1508 - Labeggalm/Kt. 1545 - Rofanspitze - Ebner Joch - Eben am Achensee - Weihnachtsegg - Hauptkamm Karwendel über Rauher Knöll - Kammlinie Vomper Kette bis Grubenkarspitze - Gamskarspitze - Überquerung Hallerangeralm bei Überschalljoch/Kt. 1912 - Speckkarspitze - Großer Lafatscher - Stempeljochspitze - Kammlinie Nordkette - Gr. Solstein - Überquerung Erlalm - Erlspitze - Kammlinie über Freiungspitzen, Reither Spitze, Seefelder Joch - Hochegg - Kt. 1134 - Simmlberg - Zunteregg - Große Arnspitze - Zwirchkopf - Überquerung Leutaschtal bei Lochlehn - Untere Wettersteinspitze - Staatsgrenze.

Klima
Das kühlhumide Randalpenklima ist durch NW-Staulagen ("Schnürlregen") geprägt. Es gibt eine erhebliche Variation der Niederschlagssummen je nach örtlicher Staulage. Die Mindestniederschlagssummen sinken selbst in östlichen oder abgeschirmten Bereichen nicht unter 1100 mm ab. In sub- bis tiefmontanen Lagen herrschen Niederschlagssummen je nach lokaler Staulage zwischen 1100 und 2200 mm vor, in hochmontan bis subalpinen Bereichen zwischen 1300 bis über 2500 mm. Es gibt ein ausgeprägtes sommerliches Niederschlagsmaximum. Gegen Westen zu besonders in den höheren Lagen ist eine breitere Streuung der Niederschläge auf die Monate Juni bis August zu beobachten. Mit ansteigender Seehöhe kommt es zu einer Zunahme des Winterniederschlags (Verschiebung des Hauptmaximums gegen die kältere Jahreszeit). Die Niederschlagsminima liegen im Frühjahr und Herbst. Gegenüber dem kontinental getöntem Innenalpenklima ist die Jahresamplitude der Temperatur verringert. Im Bereich der größeren Wasseroberflächen (Bodensee, Salzkammergutseen) ist ein deutlicher frostmildernder Einfluß zu beobachten.

Geomorphologie
Im Bregenzer Wald reicht eine ausgedehnte Zone mit helvetischen und Flysch-Gesteinen bis in subalpine Lagen; häufig tritt Mergel bis mergeliger Kalk auf. Die Landschaft hat Mittelgebirgscharakter mit weiten, ungegliederten Hängen; sie läuft im Westen ins Molasse-Hügelland aus. Das Gebiet ist außerordentlich stark entwaldet; der Wald ist auf die Grabeneinhänge konzentriert. (Das wenig bewaldete Rheintal ist dem Wuchsgebiet zugeordnet). Die Kalkalpen-Hauptkette hat Gipfelhöhen zwischen 2000 und 3000 m und tief eingeschnittene Täler. Sie ist fast ausschließlich aus (Trias-) Karbonatgesteinen aufgebaut; im Westen herrscht Dolomit vor, ab Salzburg Kalk. Im Westen liegen Kammgebirge, ab Leoganger und Loferer Steinberge ostwärts Karsthochflächen mit steilen Felsflanken. Um Werfen und Abtenau, am Fuß des Hochkönigs und im Ausseerland beherrschen sanftere Formen aus leichter verwitterbaren Werfener und Gosauschichten die Landschaft. Ab Salzburg ostwärts breitet sich wieder eine vorgelagerte schmale Flyschzone mit Mittelgebirgscharakter aus, bestehend aus Mergel und Sandstein.

Böden
Das Wuchsgebiet umfaßt insgesamt 16% Pseudogley- und Gleyböden sowie 55% Böden auf Karbonatgestein. Innerhalb der Flyschzone überwiegen Pseudogley (51%) und Hanggley (4%), sowie bindige, z.T. kalkhaltige Braunerde (8%) und braunlehmartige Böden (21%) aus Mergel; seltener auf Sandstein saure, z.T podsolige Braunerde (insgesamt ca. 5%). In den Kalkalpen dominieren Rendsina und Braunlehm-Rendsina (zusammen 63%) und Kalkbraunlehm (24%). Auf Geschiebelehm (Moränen, etc.), Tertiär, Werfener Schichten etc. tritt auch hier Pseudogley (5%) sowie basenreiche, z.T. kalkhältige Braunerde (4%) auf. Vor allem in Tallagen Niedermoore, Anmoore. Nur ganz vereinzelt podsolige Braunerde auf Silikatgestein.

Höhenstufen

Höhenstufe Bereich
Submontan 400 - 600 ( 700) m
Tiefmontan 600 - 800 (1000) m
Mittelmontan 800 - 1200 (1300) m
Hochmontan (1100) 1200 - 1450 (1600) m
Tiefsubalpin (1300) 1450 - 1650 (1700) m
Hochsubalpin 1650 - 1950 (2000) m

Natürliche Waldgesellschaften

Submontaner Stieleichen-Hainbuchenwald (Galio sylvatici-Carpinetum) an wärmebegünstigten Hängen am Alpenrand.

In der submontanen und tiefmontanen Stufe Buchenwald mit Beimischung von Tanne (auf Flysch-pseudogley stärker), Bergahorn, Esche (Fichte). Fichten-Tannen-Buchenwald (Leitgesellschaft) mit Quirl-Weißwurz (Polygonatum verticillatum) in der mittel- bis hochmontanen Stufe. Häufig anthropogene Entmischung zu Fichte-Tanne bzw. Fichte-Buche oder zu Fichten- bzw. Buchen-Reinbeständen.

Auf Karbonatgesteinen Hainsalat-(Fichten-Tannen-)-Buchenwald (Aposerido-(Abieti-)Fagetum) vorherrschend, mittelmontan mit Grünem Alpendost (Adenostyles glabra), hochmontan außerdem mit Rostsegge (Carex ferruginea), von Salzburg nach Osten in den Schneerosen-(Fichten-Tannen-)Buchenwald (Helleboro-(Abieti-)Fagetum) übergehend. Weißseggen-Buchenwald (Carici albae-Fagetum) submontan bis tiefmontan auf trockeneren Karbonatstandorten, Bergahorn-Buchenwald (Aceri-Fagetum) hochmontan in sehr schneereichen, aber frostgeschützten Lagen. Waldmeister-(Fichten-Tannen-)-Buchenwald (Asperulo odoratae-(Abieti-)Fagetum) auf leichter verwitternden, basenreichen Substraten (z.B. Flysch), Hainsimsen-(Fichten-Tannen-)Buchenwald (Luzulo nemorosae-(Abieti-)-Fagetum) auf ärmeren silikatischen Substraten.

Montaner Fichten-Tannenwald als edaphisch bedingte Dauergesellschaft, submontan bis tiefmontan z.T. mit Stieleiche gemischt.

Peitschenmoos-Tannen-Fichtenwald (Mastigobryo-Piceetum) mit Torfmoos auf anmoorigen Standorten oder Waldschachtelhalm-Fichten-Tannenwald (Equiseto sylvatici-Abietetum) auf Gleystandorten an vernäßten, tonreichen Flachhängen.

Montaner Fichtenwald als lokalklimatisch (Kaltluftdolinen) oder edaphisch bedingte Dauergesellschaft. Kalk-Block-Fichtenwald (Asplenio-Piceetum) auf Blockhalden. Kalkfels-Fichtenwald (Carici albae-Piceetum) an flachgründigen Felshängen. Torfmoos-Fichtenwald (Sphagno girgensohnii-Piceetum) an Moorrändern.

Schneeheide-Rotföhrenwald (Erico-Pinetum sylvestris) kleinflächig als Dauergesellschaft an flachgründigen, sonnigen Dolomit-Steilhängen submontan bis mittelmontan auftretend.

Spirkenwald (z.B. Rhododendro hirsuti-Pinetum montanae) an schattigen Dolomit-Steilhängen.

Grauerlenbestände (Alnetum incanae) als Auwald vorherrschend, an den größeren Flüssen (z.B. Rheintal) auch Silberweiden-Au (Salicetum albae) und Hartholz-Au mit Esche.

An frisch-feuchten (Schutt-)Hängen in luftfeuchtem Lokalklima Laubmischwälder mit Bergahorn, Esche und Bergulme.

Submontan bis mittelmontan Bergahorn-Eschenwald (Carici pendulae-Aceretum) mit Waldziest und Rasenschmiele auf wasserzügigen Unterhängen; auf skelettreicheren Schluchtstandorten Hirschzungen-Ahornwald (Scolopendrio-Fraxinetum), Mondviolen-Ahornwald (Lunario-Aceretum) und Geißbart--Ahornwald (Arunco-Aceretum). Hochstauden-Ahornwald (Ulmo-Aceretum) mit Grauem Alpendost (Adenostyles alliariae) und Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina) (mittel-)hochmontan.

Lindenmischwald mit Sommerlinde submontan-tiefmontan auf trockeneren kalkreichen Schutthängen.

Kalkschutthalden-Lindenwald (Cynancho-Tilietum) weiter verbreitet. Turinermeister-Lindenwald (Asperulo taurinae-Tilietum) submontan an wärmebegünstigten Hängen (Föhn!) in Vorarlberg.

Tiefsubalpiner Fichtenwald als schmaler Höhengürtel, reichlich mit Lärchen gemischt.

Überwiegend Karbonat-Alpendost-Fichtenwald (Adenostylo glabrae-Piceetum) über skelettreichen Karbonatböden. Hoch-stauden-Fichtenwald (Adenostylo alliariae-Abietetum) auf tiefergründig verwitternden, basenreichen Substraten, seltener Alpenlattich-Fichtenwald (Larici-Piceetum) auf bodensauren Stand-orten (z.B. Tangelhumus).

Karbonat-Lärchenwald (Laricetum deciduae) kleinflächig in der subalpinen Stufe, an schattigen Steilhängen bis ca. 800 m hinabsteigend.

Hochsubalpiner Karbonat-Lärchen-Zirbenwald (Pinetum cembrae) nur fragmentarisch.

Karbonat-Latschengebüsche mit Wimper-Alpenrose (Rhododendron hirsutum) in der hochsubalpinen Stufe, an ungünstigen Standorten (z.B. Schuttriesen, Lawinenzüge) weit in die montane Stufe hinabreichend, häufig anthropogen gefördert.

Subalpines Grünerlengebüsch (Alnetum viridis) an feuchten, schneereichen Standorten (Lawinenstriche).