Wuchsgebiet 9.1: Mühlviertel

Entsprechung:
Tschermak: VI1 und Teil von V1 (Sauwald). Mayer: 8.1. Kartierung: Oberösterreichischer Teil von 1 sowie Nordteil von 3 zwischen Linz und Perg. Schwackhöfer: 53, 54, nördlicher Rand von 71 und Teil von 58 (Strudengau).

Lage und Umgrenzung
Böhmische Masse in Oberösterreich, auch rechtsufrig der Donau: Mühlviertel mit Westteil des Weinsberger Waldes, Sauwald, Kürnberg; mit Strudengau auch kleine Bereiche in Niederösterreich.
Höhenbereich: 222 m (Persenbeug) bis 1378 m (Plöckenstein).

Schärding/Allerheiligen - Staatsgrenze - Sepplberg - Landesgrenze bis ÖBB-HSt. Hirschenau - Donau flußabwärts - Persenbeug - Ybbs - St. Martin am Ybbsfelde - Mehlberg/Gde. Ennsbach - Hubertendorf/Gde. Blindenmarkt - Schlögelwiese/KG Kottingburgstall - Oberholz/KG Kleinwolfstein - KG Windpassing - Illersdorf/KG Ardagger Stift - nördl. Ardagger Stift - ÖBB-HSt. Dornach - Hofkirchen - Baumgartenberg - Arbing - Perg - Aisthofen - Schwertberg - Oberzirking - Heinrichsbrunn - Mauthausen - Landesstr. bis St. Georgen an der Gusen - ÖBB-Bhf. St. Georgen an der Gusen - Luftenberg - Pulgarn - Steyregg - Donau stromaufwärts - Plesching - Überquerung Autobahn A 7 - St. Magdalena/Stadtgebiet Linz - entlang Hauptsiedlungsrand über Kt. 301 am Haselbach, Gründberg, Bachlberg, Pöstlingberg - Überquerung Donau bei ÖBB-HSt. Schiffmühle - Alharting/Gde. Leonding - Rufling - Dörnbach - Mühlbach - Wilhering - Überquerung Donau bei ÖBB-HSt. Dürnberg - Niederrottensheim - Walding bis Gehöft Amesberger - Große Rodl bis ÖBB-Bhf. Rottenegg - Pösting/Gde. St. Gotthard im Mühlkreis - Oberlandshaag - Donau stromaufwärts - Haizing/Gde. Hartkirchen - Hörmannsedt - Rienberg/Gde. Hartkirchen - Seebach - Hinzenbach - Oberrudling/Gde. Hinzenbach - Untergallsbach/Gde. Prambachkirchen - westl. Kirnberg - Bundesstr. 129 - Untereschlbach/Gde. Prambachkirchen - Prambachkirchen - Kollerbichl/Gde. Waizenkirchen - Gmein - Scheiblberg/Gde. St. Agatha - Maiden/Gde. Heiligenberg - Heiligenberg - Buch - Niederweiding - Unterheuberg/Gde. Bruck - Waasen - Peuerbach - Asing - Langenpeuerbach - Oberbubenberg/Gde. Steegen - Oberantlang - Geitzedt - Wamprechtsham/Gde. St. Willibald - Ghf. Zum roten Kreuz - Enzenkirchen - Angsüß - nördl. Sigharting - Bundessstr. 129 bis Unterjechtenham/Gde. Taufkirchen an der Pram - Allerding - Gopperding - Schärding/Allerheiligen.

Klima
Dieses Wuchsgebiet hat kühles, schwach boreal getöntes Klima, es ist niederschlagsreicher als das Waldviertel.
Die Vegetationszeiten sind kühler und kürzer als in gleichen Höhenlagen des Alpenraums. Von den westexponierten Staulagen im Westen (insbesondere Sauwald) besteht ein allmähliches Klimagefälle zum rauher-kontinental getönten Waldviertel.
Die Jahresniederschläge reichen im kollin/submontanen Bereich von etwa 700 mm (Freistadt: 548 m, 724 mm) bis etwa 1100 mm in niederschlagsbegünstigten Lagen im Westen (Oberkappel: 495 m, 1081 mm, Münzkirchen: 505 m, 1038 mm). In hochmontan/tiefsubalpinen Höhenlagen des Böhmerwaldes und des Weinsberger Waldes herrschen ebenfalls Niederschlagsmengen um 1000 bis 1100 mm vor. Es gibt ein sommerliches Niederschlagsmaximum, jedoch auch einen hohen Winteranteil in den Staulagen im Westen.
Die mittlere Lufttemperatur ist um 0,5 bis 1,0°C tiefer als in vergleichbaren Gebieten der Ostalpen, dadurch entsteht eine entsprechende Absenkung der Höhenstufen gegenüber den nördlichen Randalpen bis um 200/250 m, gegenüber den subkontinentalen Innenalpen bis um 350/450 m.

Geomorphologie
Die Landschaft wird durch kristallines Rumpfgebirge mit flachen, nur zum Böhmerwald-Hauptkamm hin ausgeprägteren Mittelgebirgsformen und Steilhängen zum Donautal (Schutzwald!) geprägt. Mit den Abtragungsformen verknüpft sind alte Verwitterungsdecken: tiefgründig aufgemürbtes, kaolinisiertes Grundgestein und Braunlehmdecken, im Sauwald auch Rotlehmreste. Weiters sind Blockfluren und Solifluktionsdecken verbreitet. Im Freistädter Becken und am Südrand des Wuchsgebietes liegen tertiäre Tone und Sande sowie Löß- und Flugsanddecken.

Böden
Böden der Braunerde-Podsolreihe aus Kristallin herrschen vor. In tiefen Lagen (z. B. Donautal) sowie auf nährstoffreicherem Granit und Gneis überwiegt Braunerde. Es findet sich magere Braunerde auf saurem Granit und Gneis (27%).
Reichere und meist auch bindigere Braunerde gibt es auf Hornblendegneis (Julbach) u.ä. nährstoffreichem Silikatgestein, leichte, aber basenreiche Braunerde auch auf Weinsberger Granit (zusammen 11%). In mittleren Lagen herrscht Semipodsol (45%) vor.
In den höchsten Lagen des Böhmerwaldes und des Grenzkammes zwischen Mühl- und Waldviertel gibt es klimatisch bedingt Podsol, auf Eisgarner Granit und Quarzsand - vor allem nördlich von Linz und um Freistadt - substratbedingt auch in tieferen Lagen (zusammen 6%).
Vor allem im Sauwald und im westlichsten Mühlviertel kommen bindige Reliktböden hinzu, tiefgründiger Braunlehm (3%) und Pseudogley (3%).
Im Freistädter Becken und im Linzer Raum findet man Braunerde und Parabraunerde auf Löß und lößähnlichen Sedimenten (2%).
Anmoore und Hochmoore machen immerhin etwa 3% der Waldfläche aus.

Höhenstufen

Höhenstufe Bereich
submontan ~200 - 500 ( 700) m
tiefmontan 500 - 800 ( 950) m
mittelmontan (650) 800 - 1000 (1100) m
hochmontan 1000 - 1200 (1300) m
tiefsubalpin (1100) 1200 - 1378 m

Natürliche Waldgesellschaften

Das Wuchsgebiet 9.1 ist subherzynisches Fichten-Tannen-Buchen-Mischwaldgebiet. Auf reicher Braunerde (Hornblendegneis) reicht Buche bis in Hochlagen. Reichere, bindige Braunerden (Perlgneis) begünstigen die Tanne. In den tieferen Randlagen sind auch reiche (Eichen-)Buchen-Mischwaldgesellschaften entwickelt.

Verbreitet sind anthropogene Fichten-Ersatzgesellschaften und besonders in den tieferen Lagen sekundäre Rotföhrenwälder.

In der submontanen Stufe Stieleichen-Hainbuchenwald (Galio sylvatici-Carpinetum) z.T. mit Traubeneiche, Buche an wärmebegünstigten Hängen auf reicheren Standorten.

Bodensaure, nährstoffarme submontane Rotföhren-Eichenwälder.
Geißklee-Traubeneichenwald (Cytiso nigricantis-Quercetum) auf wärmebegünstigten Silikatstandorten (Donautal zwischen Passau und Linz) und Drahtschmielen-Stieleichenwald (Deschampsio flexuosae-Quercetum).

Lindenmischwälder an Sonderstandorten in der submontanen Stufe.
Schlucht-Lindenwald (Aceri-Carpinetum) mit Spitzahorn, Hainbuche an meist schattigen Hangschuttstandorten; Silikat-Block-Lindenwald (Poo nemoralis-Tilietum).

In der submontanen und tiefmontanen Stufe Buchenwald mit Tanne (Fichte, Eichen) vorherrschend.
Vorwiegend Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo nemorosae-Fagetum) mit Rotföhre auf ärmeren, Waldmeister-Buchenwald (Asperulo odoratae-Fagetum) auf basen- und nährstoffreicheren Silikatstandorten.

Bodensaurer Rotföhrenwald (Dicrano-Pinetum) als kleinflächige Dauergesellschaft submontan bis tief-(-mittel)montan an flachgründigen Felskuppen; anthropogen entstanden (z.B. Streunutzung) oft auch an besseren Standorten.

In der submontanen bis tiefmontanen Stufe Eschen-Schwarzerlen-Auwälder an Bächen und Flüssen.
Waldsternmieren-Schwarzerlenwald (Stellario nemori-Alnetum glutinosae) mit Bruchweide und Geißfuß (Aegopodium) auf Schwemmböden, Winkelseggen-Eschen-Schwarzerlenwald (Carici remotae-Fraxinetum) an quelligen Stellen (Gleyböden).

Auwaldreste mit Grauerle (Alnetum incanae).

Laubmischwälder mit Esche, Bergahorn, Spitzahorn, Bergulme und Buche an frisch-feuchten (Schutt-)-Hängen in luftfeuchtem Lokalklima (Grabeneinhänge, Schluchten).
Z.B. Bingelkraut-Ahorn-Eschenwald (Mercuriali-Fraxinetum) und Geißbart-Ahornwald (Arunco-Aceretum) submontan-mittelmontan; Hochstauden-Ulmen-Bergahornwald (Ulmo-Aceretum) hochmontan (Böhmerwald).

Fichten-Tannen-Buchenwald (Leitgesellschaft) in der mittel-hochmontanen Stufe.
Vorwiegend Wollreitgras-Fichten-Tannen-Buchenwald (Calamagrostio villosae-(Abieti-)Fagetum) auf ärmeren Standorten. Auf basen- und nährstoffreicheren Silikatstandorten (Weinsberger Granit) Quirlzahnwurz-Fichten-Tannen-Buchenwald (Dentario enneaphylli-(Abieti-)Fagetum mit Kleeschaumkraut (Cardamine trifolia) und Quirl-Weißwurz (Polygonatum verticillatum). Degradation der Bodenvegetation zum Astmoos-Heidelbeer-Drahtschmiele-Typ ist jedoch auch dort möglich.

Montane Fichten- und Fichten-Tannenwälder als edaphisch oder lokalklimatisch bedingte Dauergesellschaften.
Waldschachtelhalm-Tannen-Fichtenwald (Equiseto sylvatici-Abietetum) auf vernäßten Flachhängen (Gleystandorte, "Fichten-Au"), Peitschenmoos-Tannen-Fichtenwald (Mastigobryo-Piceetum) mit Torfmoos auf anmoorigen Standorten, oft in Inversionslagen; Blockflur-Fichtenwald, Moorrand-Fichtenwald.

Auf Torfböden (Hochmoore) Fichten-Rotföhrenwald (Vaccinio uliginosi-Pinetum sylvestris) sowie Latschen-, Spirken- und Moorbirken-Bestände.

Tiefsubalpiner Fichtenwald (Soldanello montanae-Piceetum) mit Woll-Reitgras (Calamagrostis villosa) nur lokal entwickelt (z.B. Böhmerwald).

Lokal im Gipfelbereich des Plöckensteins Latschengebüsch auf Blockschutt.