Wuchsgebiet 9.2: Waldviertel

Entsprechung:
Tschermak: VI2, überwiegender Teil von VI3. Mayer: 8.2 und 8.3. Kartierung: Niederösterreichischer Teil von 1 außer Strudengau. Schwackhöfer: 55, 56, 57 ohne Horner Bucht, 58 ohne Strudengau, 83 und südwestlicher Teil von 85.

Lage und Umgrenzung
Niederösterreichischer Teil der Böhmischen Masse, einschließlich Dunkelsteiner Wald, jedoch ohne Horner Bucht und Strudengau (dieser bei Wuchsgebiet 9.1). Höhenbereich: 205 m (Dürnstein) bis 1060 m (Ostrong).

Staatsgrenze - Köhlerberg - Heidbergen/Oberretzbach - westl. Parapluiberg - Rosenau/KG Obermarkersdorf - Waitzendorf - Leodagger - Pulkau/Bründltal - Missingdorf - Maigen - Klein Meiseldorf - Kreuz ,,Donati'' westl. Eggenburg - Kt. 423 - Geiersdorfer Wald - Mörtersdorf - Maria Dreieichen - Schneiderberg - Mödring - Roseneck - Poigen - westl. Neukirchen an der Wild - Neubau - Pfarrhof bei Strögen - Bildstock ,,Die Rast''/Kt. 353 - südl. Mühlfeld - Überquerung Bundesstr. 34 nördl. Rosenburg - Rotes Kreuz/Kt. 354 - Gars am Kamp - südl. Maiersch - Manhartsberg über Kriegenreith, Eggendorf, Bösendürnbach, Elsarn - Ruine Falkenberg - Kt. 295 und Kt. 317 - Schönberg am Kamp - Überquerung Kamptal bei ÖBB-HSt. Stiefern - nördl. Stiefern - Klopfhartsberg - Hiesberg - Reitberg - Marterl/Kt. 374 - südl. Neumühle - Mittelberg - Spießberggraben - Spießberg - Galgenberg - westl. Droß - Senftenberg - Imbach - westl. Egelsee - Braunsdorfer Berg - Förthof/Krems-Stein - Dürnstein - Rossatz - Rührsdorf - St. Lorenz - Rossatzbach - Donauleiten - Unterbergern - südl. Mauternbach - Baumgarten - Furth bei Göttweig - Landesstr. bis Kl. Anzingerberg - Oberwölbling - Landersdorf - Weyersdorf - Hausenbach - Windschnur/Gde. Sasendorf, Eichberg/Gde. Hafnerbach - Lerchfeld/Gde. Gerolding - Ursprung/Gde. Mauer bei Melk - Hub/Gde. Schönbühel an der Donau - Donau stromaufwärts bis ÖBB-HSt. Hirschenau-Nöchling - Landesgrenze - Sepplberg, Staatsgrenze.

Klima
Das Klima ist kühl-boreal, niederschlagsärmer als im Wuchsgebiet 9.1; die Klimadepression ist gegenüber dem Alpenraum teilweise noch stärker als im Mühlviertel ausgeprägt. Ein Klimagefälle von Westen nach Osten wird durch lokalklimatische Besonderheiten (Wachau, Kremstal) überlagert.
Die Jahresniederschläge reichen im kollin/submontanen Bereich von etwa 500 mm im pannonisch beeinflußten Osten (Weikertschlag a.d. Thaya.: 450 m, 551 mm) bis etwa 700 mm im Westen (Pöggstall: 462 m, 692 mm). In hochmontanen Lagen (Weinsberger Wald) werden 1000 mm Jahresniederschlag kaum überschritten. Das Niederschlagsmaximum liegt im Sommer.
Weiters ist das Klima durch kurze Vegetationszeit mit häufigen Früh- und Spätfrösten gekennzeichnet. Die Windhäufigkeit ist hoch; von Herbst bis Mai tritt häufig Nebel auf.

Geomorphologie
Kristallines Rumpfgebirge mit flachen Mittelgebirgsformen und Hochflächen in von Westen nach Nordosten zu abnehmender Höhenlage. Tief eingeschnittene Gräben und Schluchten sowie Steilhänge zum Donautal (Schutzwald!) kennzeichnen das Gebiet. Mit den Abtragungsformen verknüpft sind alte Verwitterungsdecken: tiefgründig aufgemürbtes, kaolinisiertes Grundgstein und Braunlehmdecken, Blockfluren und Solifluktionsdecken.
Im Norden und Osten treten tertiäre Sedimente, Tone und im Raum Gmünd-Litschau Quarzsand auf. Im Norden und vom Ostrand her greifen Löß- und Flugsanddecken von der Niederung in die tieferen Lagen des Wuchsgebietes über. Dadurch ist auch landschaftlich der Ostrand mit der angrenzenden pannonischen Niederung verzahnt.

Böden
Es herrschen meist leichte, sandig grusige Böden der Braunerde-Podsolreihe aus Kristallin vor.
In tiefen Lagen (z. B. Donautal) sowie auf nährstoffreicherem Granit (Weinsberger Wald) und Gneis überwiegt Braunerde: basenarme, magere Braunerde auf saurem Granit und Gneis (40%); reichere Braunerde auf Hornblendegneis u.ä nährstoffreichem Silikatgestein (auch Weinsberger Granit, 10%).
In mittleren Lagen tritt Semipodsol (20%) auf.
Der Podsol in den höchsten Lagen des Weinsberger Waldes und des Ostrong ist eher klimatisch bedingt - auf Eisgarner Granit und Quarzsand kommt er substratbedingt auch in tieferen Lagen (zusammen 10%) vor.
Auf den Abtragungsflächen sind bindige Reliktböden verbreitet, tiefgründige bindige Braunerde und Braunlehm (3%) und vor allem im Raum Zwettl-Allentsteig - auf tertiären Sedimenten - Pseudogley (9%).
Auf diesen Ebenen sind auch Anmoore und Hochmoore konzentriert (3%).
Verbreitet ist Humus-Verhagerung (30% der Waldfläche); Rohhumus ist hingegen seltener (1% der Waldfläche mit Auflagen > 9 cm).
Im Nordosten des Wuchsgebiets ist in verzahnten Vorkommen Braunerde und Parabraunerde auf Löß relativ weit verbreitet (5%).
Ferner gibt es magere Braunerde auf Flugsand und Schotter, Bachau- und Schwemmböden.

Höhenstufen

Höhenstufe Bereich
kollin 200 - 300 (350) m
submontan (200) 300 - 500 (650) m
tiefmontan 500 - 750 (900) m
mittelmontan (600) 750 - 1000 m
hochmontan (950) 1000 - 1060 m

Natürliche Waldgesellschaften

Subherzynisches Fichten-Tannen-Buchen-Mischwaldgebiet mit vergleichsweise hohem Fichtenanteil und kühl-borealen Florenelementen, z.B. Siebenstern (Trientalis europaea) und Woll-Reitgras (Calamagrostis villosa). Der Effekt der Klimadepression auf die Vegetation wird durch das saure Substrat (Granit, Gneis) verstärkt.

In den tieferen Randlagen gibt es auch reiche Eichen-Buchen-Mischwaldgesellschaften. Fichtenforste sind hier besonders gefährdet.
Verbreitet sind sekundäre Rotföhrenwälder und anthropogene Fichten-Ersatzgesellschaften.

Lokal (Wachau) Flaumeichen-Buschwald auf trocken- warmen Karbonatstandorten der kollinen Stufe.

Auwälder an der Donau (Wachau): Silberpappel-Au (Fraxino-Populetum), Schwarzpappel-Au und Hartholz-Au (Querco-Ulmetum) mit Esche, Feld-ulme und Stieleiche.

Traubeneichen-Hainbuchenwälder (v.a. Melampyro nemorosi-Carpinetum) auf reicheren Stand-orten in der kollinen Stufe, submontan an wärmebegünstigten Hängen.

Stark bodensaure, nährstoffarme Rotföhren-Eichenwälder kollin bis submontan.
Haarginster-Traubeneichenwald (Genisto pilosae-Quercetum petraeae) und Elsbeeren-Traubeneichenwald (Sorbo torminalis-Quercetum) auf trockenen, sonnigen Silikatstandorten; Drahtschmielen-Stieleichenwald (Deschampsio flexuosae-Quercetum).

Lindenmischwälder in der (kollinen-)submontanen Stufe an Sonderstandorten.
Schlucht-Lindenwald (Aceri-Carpinetum) mit Spitzahorn, Hainbuche an meist schattigen Hangschuttstandorten, Silikat-Block-Lindenwald (Poo nemoralis-Tilietum).

In der submontanen und tiefmontanen Stufe Buchenwald mit Tanne, Fichte (Eichen) als Leitgesellschaft.
Vorherrschend Hainsimsen-(Fichten-Tannen-)Buchenwald (Luzulo nemorosae-(Abieti-)Fagetum) mit Rotföhre auf ärmeren Silikatstandorten; auf substratbedingtem Podsol sehr labil, weitgehend degradiert zu Besenheide-(Calluna-)Föhrenwald. Besonders auf Podsol über grundwassernahem Sand ist die Amplitude der Zustandsformen innerhalb eines Standortes (Sauerklee- bis Besenheide- oder Torfmoos-Typ) sehr weit. Auf basen- und nährstoffreicheren Standorten v.a. Waldmeister-Buchenwald (Asperulo odoratae-(Abieti-)Fagetum), seltener Wimperseggen-Buchenwald (Carici pilosae-Fagetum) am Rand des Gebiets (z.B. Dunkelsteiner Wald, submontan).

Rotföhrenwälder als Dauergesellschaften an flachgründigen Silikat-Sonderstandorten.
Moos-Föhrenwald (Dicrano-Pinetum) submontan bis tief--(-mittel)-montan kleinflächig auf Quarzsand und an flachgründigen Felskuppen; verbreitet auch als Degradationsform auf weniger extremen Standorten. Wachauer Gneis-Föhrenwald (Cardaminopsio petraeae-Pinetum) kollin-submontan an sonnigen Felsabbrüchen. Serpentin-Föhrenwald (Festuco guestfalicae-Pinetum).

Eschen-Schwarzerlen-Auwälder in der submontanen bis tiefmontanen Stufe.
Auf Schwemmböden Waldsternmieren-Schwarzerlenwald (Stellario nemori-Alnetum glutinosae) mit Bruchweide und Geißfuß (Aegopodium), an quelligen Stellen (Gleyboden) Winkelseggen-Eschen-Schwarzerlenwald (Carici remotae-Fraxinetum).

Schwarzerlen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae) auf Standorten mit hochanstehendem, stagnierendem Grundwasser (z.B. Teichufer).

Laubmischwälder mit Esche, Bergahorn, Spitz-ahorn, Bergulme und Buche submontan bis mittelmontan an frisch-feuchten (Schutt-)Hängen in luftfeuchtem Lokalklima (Grabeneinhänge, Schluchten), z.B. Bingelkraut-Ahorn-Eschenwald (Mercuriali-Fraxinetum), Geißbart-Ahornwald (Arunco-Aceretum).

Fichten-Tannen-Buchenwald (Leitgesellschaft) in der (tief-)mittel-hochmontanen Stufe.
Vorwiegend Wollreitgras-Fichten-Tannen-Buchenwald (Calamagrostio villosae-(Abieti-)Fagetum) auf ärmeren, Quirlzahnwurz-Fichten-Tannen-Buchenwald (Dentario enneaphylli-(Abieti-)Fagetum mit Kleeschaumkraut (Cardamine trifolia) und Quirl-Weißwurz (Polygonatum verticillatum) auf basen- und nährstoffreicheren Silikatstandorten.

Montane Fichten- und Fichten-Tannenwälder als edaphisch oder lokalklimatisch bedingte Dauergesellschaften.
Waldschachtelhalm-Tannen-Fichtenwald (Equiseto sylvatici-Abietetum) auf vernäßten Flachhängen (Gleystandorte, "Fichten-Au"). Peitschenmoos-Fichtenwald (Mastigobryo-Piceetum) mit Torfmoos und Woll-Reitgras (Calamagrostis villosa) auf anmoorigen Standorten, oft in Inversionslagen; Moorrand-Fichtenwald.

Im Bereich von Hochmooren auf Torfböden Fichten-Rotföhrenwald (Vaccinio uliginosi-Pinetum syl-vestris) sowie Latschen- und Moorbirken-Bestände.