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Kann die Kaiserbuche am Haunsberg noch gerettet werden?
Ch. Tomiczek

Die mächtige Rotbuche wurde vor 220 Jahren zur Erinnerung an einen Besuch des Kaisers Josef II. gepflanzt, der sich im Jahre 1779 einen Überblick auf das neu zu Österreich gekommene Innviertel verschaffen wollte. Sie hat im Innviertel einen symbolischen Charakter angenommen.

Das Bild rechts zeigt
den Zustand dieses
Baums am 27. 9. 1999.

Kaiserbuche

Stamm
Stamm der Kaiserbuche

Baumzustand

Die Kaiserbuche weist insbesondere auf der Ostseite schwere Schäden im Wurzel-, Stamm- und Kronenbereich auf. Die Krone "zieht ein", ist bereits teilweise abgestorben. Im Stammbereich sind Hohlräume vorhanden, die bis in den Stammkopf und Starkastbereich reichen. In diesen Höhlungen wird Holzabbau durch Weiß- und Moderfäulepilze verursacht, die durch den Brandkrustenpilz (Ustulina deusta) und den Flachen Lackporling (Ganoderma applanatum) hervorgerufen werden. Ostseitig sind auch Halte- und Stützwurzeln abgefault. Die im Kronenbereich angebrachte Kronenverankerung ist teilweise unwirksam. Gut belaubte Horizontalstarkäste sind ausbruchgefährdet. Der gesamte Bereich um den Baumstamm ist durch Befahren und Begehen verdichtet. In der Folge ist eine unzureichende Bodendurch-lüftung und Wasserversorgung gegeben.

Flacher Lackporling Flacher Lackporling

Empfohlene Maßnahmen

Die Kaiserbuche ist durch abiotische (Schnee, Eis, Sturm, Blitzschlag?, Bodenverdichtung, Straßenbau, etc.) und biotische Ursachen (Fäulepilze) erheblich geschädigt und in ihrem Fortbestand gefährdet (würde es sich nicht um einen derart bedeutenden Baum handeln, wäre eine Fällung aus Sicherheitsgründen und Neupflanzung sicherlich die richtige Maßnahme). Eine völlige Gesundung des schwerkranken Baumes ist nicht mehr möglich, doch könnten verschiedene Maßnahmen – aller Voraussicht nach – zu einer "Lebensverlängerung" beitragen.

A. Sofortmaßnahmen (noch 1999)

  1. Umzäunung des Baumes möglichst bis über den Kronentraufbereich hinaus.
  2. Abstützung der bruchgefährdeten Horizontaläste

B. Folgemaßnahmen (2000)

  1. Verbesserung des Baumumfeldes (Behebung der Bodenverdichtung, Förderung des Bodenlebens, Ergänzung der Nährstoffe, Belüftung des Bodens, Einbau von Porcylstäben im Straßenbereich, etc.).
  2. Vorsichtiger Rückschnitt im Kronenbereich zur Vitalitätssteigerung, Korrektur alter Astausbruchstellen, um das Eindringen von weiteren Fäulepilze zu unterbinden.
  3. Neuanbringung der Kronenverankerung
  4. Behandlung der Wundränder, um eine raschere Überwallung zu erreichen
  5. Prüfung, ob durch Kambialbrücken eine bessere Versorgung geschädigter Stamm- und Kronenteile erzielt werden könnte.
  6. Einbringung und Förderung von Mykorrhizapilzen.
  7. Blattdüngung mit Spezialdünger u.a.

Ziel aller Maßnahmen muß die Steigerung der Baumvitalität sein, um die Fäulepilze am weiteren Wachstum zu hindern bzw. den Holzzuwachs des Baumes zur Verbesserung der Baumstatik zu fördern.


TomC/FeiH, 1999-10-11 | Rückfragen: Christian.Tomiczek@bfw.gv.at | Index  | Suche |