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Phytopatologie


Auffallende Blattschäden an Pappeln in Österreich

B. Perny, A. Pfister


Kronenverlichtung Ab Sommer 1999 konnten österreichweit an Pappeln Blattverfärbungen im epidemischen Ausmaß festgestellt werden. Der Grund dafür war eine Infektion durch den Pappelrost (Melampsora sp.), der ab Mitte Juli etwa im Großraum Villach (Kärnten), später fast im gesamten Bundesgebiet festzustellen war. Niederösterreich, Wien und die Steiermark waren besonders betroffen.

Das erste auffällige Symptom bei Befall ist eine zunehmende Gelbfärbung der Blätter, oft nur einen Teil der Krone betreffend. An der Blattunterseite bilden sich in weiterer Folge unter der Epidermis Sporenlager, welche orangegelbe, warzige Uredosporen freisetzen. Diese sind mit freiem Auge in Form von orangefarbenen Punkten erkennbar und sorgen für die epidemische Ausbreitung des Pilzes während der Sommermonate. Im Herbst bilden sich auf der Blattoberfläche rotbraune Flecken (Teleutolager). Bei sehr starkem Befall vertrocknen die Blätter und es kommt zu ersten, vorzeitigen Blattverlusten. Befallene Pappeln waren bereits im September 1999 entlaubt.


An Pappel vorkommende Rostpilze

Pilze der Gattung Melampsora müssen, wie auch die meisten anderen Rostpilze, für ihre vollständige Entwicklung einen Wirtswechsel durchführen. Die Unterscheidung der Arten ist anhand unterschiedlicher Sporenformen und Wechselwirte möglich.

An Schwarzpappel und Schwarzpappelhybriden:

  • Melampsora larici-populina (am häufigsten, Wechselwirt: Lärche) und
  • M. allii-populina (Bärlauch)

An Silber (Weiß)-, Zitter - und Kanadapappel:

  • M. larici-tremulae (Lärche) und
  • M. rostrupii (Wald-Bingelkraut)


Sporenlager

Teleutolager

Gefährdung

In der Regel treten an befallenen Bäumen nur Zuwachsverluste und die optische Beeinträchtigung durch vorzeitige Verfärbung und Blattfall auf. Bei mehrjährigem starken Befall , vor allem bei jungen Pflanzen ist eine erhöhte Gefährdung durch sekundäre Schadfaktoren gegeben.

Durch den Laubverlust von Pappeln in Windschutzstreifen und der damit verbundenen verminderten Bremswirkung kommt es vor allem nach der Ernte im Feldbau zu verstärkter Bodenerosion.


Maßnahmen

Generell ist der Anbau resistenter Arten und Züchtungen zu empfehlen, was jedoch vor allem im Stadtbereich nicht immer möglich ist. Die mehrmalige Anwendung von Fungiziden ab Frühsommer kann bei jungen Bäumen vor allem in Baumschulen notwendig werden.

Eine, in den meisten Fällen ohnehin nicht mögliche Entfernung des Wechselwirtes, muß nicht zum Erfolg führen, da nach erfolgter epidemischer Ausbreitung und einem milden Winter im nächsten Jahr eine direkte Infektion von befallenen Pappelblättern möglich ist.

Ein ähnliches Schadbild wurde auch an Weiden, wenn auch in weitaus geringerer Intensität als an Pappel, festgestellt. Verursacher sind hier ebenfalls verschiedene Rostpilze der Gattung Melampsora.



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PfiA, 1999-10-29