Krankheiten und Schädlinge in
Christbaumkulturen
Kurzbeschreibung der Schäden
Diese einfache Übersicht soll das Auffinden der Schadursache im
Bildteil dieses Buches erleichtern. Es gilt aber zu beachten, daß
verschiedene Schadenseinflüsse oft ähnliche
Krankheitserscheinungen hervorrufen und Verwechslungen daher möglich
sind (vergleiche Nadelverfärbungen durch Frost oder Grauschimmel,
Knospensterben durch Gemmamyces oder Gallmilben, usw.). Im Zweifelsfall
wird die Entnahme und Einsendung einer Pflanzenprobe zur Bestimmung der
genauen Schadensursachen empfohlen (siehe Probennahme zur Bestimmung der
Schadensursache).
Kressetest und Kambialprobe können für
die Eingrenzung der Schadensursachen sehr hilfreich sein.
Knospenschäden
Austrieb erfolgt nicht oder bleibt im Stadium des Knospenschwellens
stecken (Knospensterben); abnormer Austrieb durch vermehrte Knospenbildung
(Knospensucht)
Ursachen
- Minierung durch Insektenlarven (Knospenwickler, Knospenmotten)
- Frost
- Verbiß durch Wild und Nagetiere
- Knospenabbiß durch Vögel
- Pflanzenschutzmittel (Herbizide und andere)
- Knospensterben als Folge von Schädigungen anderer Baumteile
- Gemmamyces piceae -Knospensterben der Stechfichte
- Gallmilben
- Genetischer Defekt
Nadelschäden
Triebe sterben überhaupt nicht oder erst deutlich später als
die Nadeln ab.
Die Kambialprobe an Zweigen und Ästen mit gerade absterbenden oder
frisch abgestorbenen Nadeln zeigen keinerlei rötlich oder braun verfärbte
Zonen im Bereich der inneren Rindengewebsschichten sowie der äußeren
Holzgewebe. Innere Rindengewebe saftig grün, scharfer Übergang
zu den hellen, äußeren Holzteilen.
Ursachen
a) Ausschließlich ein Nadeljahrgang mit Schadsymptomen
Fichte und Tanne
- Frühfrost (rötliche Verfärbung im Herbst, bei Picea
pungens violettrote Verfärbung im Herbst)
- Spätfrost (rötliche Verfärbung im Frühjahr, bei
Picea pungens violettrote Verfärbung im Frühjahr)
- Winterfrost (rötliche Verfärbung im ausgehenden Winter,
bei Picea pungens violettrote Verfärbung)
- Nährelementmangel (Verfärbungen)
- Pflanzenschutzmittel (Verfärbungen, abnorme Nadelformen)
- Überdüngung (meist rötliche Verfärbung)
- Versetzschaden (Nadeln bleiben kurz und oft heller)
- Rüsselkäferfraß - z.B. Polydrusus-Arten
- Gallmilben (Fichte: Nadelverkrümmung; Tanne: rotbraune, punktförmige
Verfärbungen)
Fichte
- Fichtenritzenschorf - Lirula macrospora (violette Verfärbung im
Frühjahr an Picea pungens, blaßgelbe Verfärbung,
schwarze Flecken und ein schwarzes Querband an Nadeln im Herbst)
- Fichtennadelrostpilze - Chrysomyxa abietis, seltener auch andere
Chrysomyxa-Arten (Verfärbung: gelbe oder orange Querbänder,
Sporenlager)
- Blattwespenfraß - Pristiphora abietina (nur an Maitriebnadeln)
Tanne
- Tannennadelrostpilze - Pucciniastrum-Arten (Verfärbung: gelbe,
breite Querbänder, Sporenlager)
- Kabatina-Tannennadelbräune (ovale, rotbraune Flecken an den
Nadeln, später äußere Nadelhälfte rotbraun verfärbt,
mit schwarzen Punkten)
- Tannennadel-Gallmücke - Polydiplosis abietis
b) Mehrere Nadeljahrgänge mit denselben Schadsymptomen
Fichte und Tanne
- Pflanzenschutzmittel (Kombinationswirkung von Dünger und
Herbiziden: Verfärbungen, abnorme Nadelformen)
- Streusalz (Verfärbungen)
- Nährelementmangel (Verfärbungen, vorwiegend im Frühjahr)
- Lichtmangel (Nadelverluste)
- Herbizidschaden (bes.Tanne: Rotverfärbung)
- Hitzeschäden
- Nadelholzspinnmilbe - Oligonychus ununguis (fahlgrüne, später
braune Verfärbung; bei Picea pungens violettbraune Verfärbungen)
- Fraß durch Schmetterlingsraupen (Triebwickler, Nadelmotten)
- Rhizosphaera-Nadelbräune von Fichte und Tanne (fahlgrüne,
später braune Verfärbung, winzige, schwarze Punkte in Reihen
an der Nadeloberfläche)
- Sekundärinfektion nach Frost oder Hagelschäden bzw.
Borkenkäferbefall - Cytospora-Arten (Nadeln graugelb verfärbt,
schwarze Pusteln)
- Rußtau (schwarzer Belag auf Nadeln - bestehend aus Kolonien
von Mikropilzen, die zuckerhältige Ausscheidungen von Läusen
abbauen = Nachweis der Saugtätigkeit von Läusen)
Fichte
- Amerikanische Fichtennadelminiermotte - Coleotechnites piceaella
(fahlgelbe Verfärbung, Gespinste)
- Sitkafichtenlaus - Liosomaphis abietinum (hellgelbe Querbänder
und hellgelbe Verfärbung im Frühjahr und im Sommer, später
Violettfärbung)
- Lophodermium piceae-Nadelröte der Fichte (rotbraune Verfärbung,
später Vergilben, danach schwarz glänzende Flecken und mehrere
schwarze Querbänder)
- Rosellinia-Nadelschütte der Fichte (fahlgrüne, später
braune Verfärbung, ein- bis mehrere Nadeljahrgänge von einem
braungrauen Geflecht umsponnen, oft schwarzer Belag auf der Triebrinde)
- Schlehenspinner - Orgyia antiqua
- Fichtennadelwickler - Epinotia-Arten (Nadelnester aus vergilbten
Nadeln und Kot)
Tanne
- Tannennadelbräune - Herpotrichia parasitica (Vergilben,
cremefarbenes Pilzgeflecht an der Unterseite der Nadeln und auf der
Triebrinde)
- Tannennadelritzenschorf - Lirula nervisequia (vergilbte Nadeln mit
schwarzen Längswülsten)
- Tannentriebläuse - Dreyfusia-Arten und Mindarus abietis
- Tannennadelmotte - Argyresthia fundella (+/- obere Nadelhälfte
verfärbt)
Triebschäden
Das Absterben von Nadeln ist nur eine Folge des Triebsterbens oder
erfolgt +/- gleichzeitig. Innere Rinde bzw. Holz der Triebe, Zweige oder Äste
+/- bräunlich verfärbt oder ausgetrocknet. Krebsartige
Wucherungen an Zweigen und Ästen. Schwarze oder grüne Überzüge
auf der Rinde.
Ursachen
Fichte und Tanne
- Trockenschäden
- Winterfrost
- Spätfrost (Krümmung und braune Verfärbung von
Maitrieben)
- Botrytis cinerea - Grauschimmel (Krümmung und blaßgrüne,
dann braune Verfärbung von Maitrieben)
- Wurzel- oder Stammfäule (kräftige Verfärbung des
gesamten Nadelbesatzes)
- Hagelwunden (Platzwunden astoberseits)
- Rüsselkäferfraß an Jungpflanzen - Hylobius abietis
(plätzeförmige Fraßstellen an der Rinde des Stämmchens)
- mechanische Rindenschäden
- Borkenkäfer (Einbohrlöcher, Bohrmehl, absterbende Äste
und Zweige)
- Rußtau (schwarzer Belag auf Nadeln - bestehend aus Kolonien
von Mikropilzen, die zuckerhältige Ausscheidungen von Läusen
abbauen = Nachweis der Saugtätigkeit von Läusen)
- Algen (grüner Belag auf Nadeln - bestehend aus Kolonien von Grünalgen
= Nachweis hoher Luftfeuchtigkeit am Standort)
- Fraß durch Säugetiere
Fichte
- Sirococcus-Triebsterben der Fichte (Krümmung und blaßgrüne,
dann braune Verfärbung von Maitrieben)
- Pucciniastrum-Triebsterben der Fichte (Krümmung von Jungtrieben
im Juli und August, Vergilbung und Absterben von Nadeln etwa in
Triebmitte, dort dunkle Verfärbung der Trieboberfläche)
- Fichtengallenläuse - Sacchiphantes- und Adelges-Arten
(Ananasgallen, Triebanomalien)
- Fichtenharzzünsler - Dioryctria sylvestrella (Harzfluß,
Kotstellen
- Quirlschildläuse - Physokermes-Arten (Brutblasen)
- Fichtentrieb-Gallmücke - Dasyneura abietiperda (Triebsterben,
Gallen an der Triebbasis)
Tanne
- Tannentriebläuse - Dreyfusia-Arten und Mindarus abietis
(Lausbesatz, Wachswolle)
- Tannennapfschildlaus - Eulecanium sericeum (Brutblasen)
Stammschäden
Die Ursachen für Schäden an oberirdischen Pflanzenteilen oder
für das Absterben des ganzen Baumes sind im Stammbereich lokalisiert.
Sekundärinfektionen führen meist zu Fäule.
Ursachen
Fichte und Tanne
- Setzfehler (Fäule steigt von der Wurzel nach oben)
- Mechanische Verletzungen (z.B. durch Mahd)
- Fraßschäden (Rüsselkäfer, Mäuse, Wild)
- Fegeschäden (Wild)
- Borkenkäferbefall (Fraßgänge)
Wurzelschäden
Die Ursachen für Schäden an oberirdischen Pflanzenteilen oder
für das Absterben des ganzen Baumes sind im Wurzelbereich
lokalisiert.
Ursachen
Fichte und Tanne
- Mechanische Wurzelverletzungen
- Setzfehler (Fäule beginnt im Wurzelbereich)
- Staunässe
- Überdüngung
- Herbizide
- Wurzelfraß (Engerlinge, Drahtwürmer, Rüsselkäfer,
Nematoden, Mäuse)
- Wurzelschwamm - Heterobasidion annosum (Wurzelfäule, steigt am
Stamm auf, manchmal Fruchtkörper an der Stammbasis)
- Hallimasch - Armillaria-Arten (Wurzelfäule, steigt am Stamm
auf, weißes Pilzmycel zwischen Rinde und Splintholz, schwarze
Mycelstränge unter der Rinde am Stamm)