Forstliche Bundesversuchsanstalt - Index

Vorwort

Bundesmininister Mag. Wilhelm Molterer

Die Österreichische Waldinventur ist die Grundlagenerhebung über den österreichischen Wald, seinen Zustand und seine ökonomische Leistungsfähigkeit. Sie liefert die Daten und Informationen, die nötig sind, um forstpolitische Entscheidungen treffen zu können, nötige Weichenstellungen herbeizuführen, und sie ermöglicht Erfolgskontrollen.

Einmal mehr bestätigt die Österreichische Waldinventur 1992-1996 die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges der heimischen Forstpolitik. Die Waldsubstanz (Waldfläche und Holzvorrat) wird laufend mehr, die kleinflächigen Holznutzungsverfahren sind auf dem Vormarsch, nur mehr 27% der genutzten Holzmasse stammen aus Kahlschlägen. Das Naturverjüngungspotential im österreichischen Wald ist hoch, die Naturverjüngung wird als Bestandesbegründungsverfahren zunehmend angewandt. Misch- und Laubwälder werden mehr, allein die Fläche der Laubhölzer hat in der letzten Beobachtungsperiode um 60.000 ha zugenommen. Ergebnisse, die auch im Hinblick auf die international im Brennpunkt stehenden Forderungen nach "Biodiversität" und "sustainable Development" überaus erfreulich sind.

Als unbefriedigend einzustufen ist nach wie vor die Situation der Schutzwälder und der Umstand, daß vielerorts erhebliche Verbißschäden durch Wild und Weidevieh gegeben sind.

Alles in allem stellen die vorliegenden Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur die Forstpolitik vor die Aufgabe, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugeben und bedeutet gleichzeitig die Herausforderung, bei den anstehenden Problemen Lösungen rasch voranzutreiben.

Sektionsleiter Dipl.-Ing. Gerhard Mannsberger

Die Österreichische Waldinventur – ein wesentliches Instrument der österreichischen Waldpolitik im nationalen und internationalen Kontext – veröffentlicht seit Jahrzehnten in beeindruckender Weise ökonomische und ökologische Daten über den österreichischen Wald.

Im ökonomischen Sinne werden Daten über die Waldflächentextur, die Vorratsstruktur, den Zuwachs, die Nutzung sowie über die Alters- und die Wuchsklassenstruktur erhoben, welche für die Forst- und Holzwirtschaft wesentliche Eckpfeiler für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit darstellen.

Ökologische Indikatoren weisen auf die Baumartenzusammensetzung, das Verjüngungspotential, die Vegetationstypen, die Entwicklungsphasen des Waldes und die natürlichen Waldgesellschaften hin.

Die Erhebung von externen Einflußgrößen auf den Wald, wie wildökologische Parameter, Erfassung von Schäden durch Mensch und Natur, etc. runden das Gesamtbild über den österreichischen Wald ab.

Besonderes Augenmerk wird auf den Zustand des Schutzwaldes gelegt, einem der empfindlichsten Teile des Ökosystems Wald. Trotz der seit Jahrzehnten intensiven Bemühungen zur Sanierung der Schutzwälder weist die Österreichische Waldinventur noch ein Drittel des Schutzwaldes als labil aus. Überalterung und wildökologische Einflüsse sowie deren Auswirkung auf die Entwicklung des Schutzwaldes sind die hier maßgeblichen Faktoren.

Die erstmals durchgeführte Erhebung der Naturverjüngung zeigt in beeindruckender Weise das Verjüngungungspotential des Ökosystems Wald. 75% der in Verjüngung begriffenen Waldflächen weisen Naturverjüngung auf, die sich zumeist aus drei oder mehr Baumarten zusammensetzt. Dies zeigt u.a. auch, daß von der österreichischen Waldwirtschaft bei Bestandesgründungen die Naturverjüngung bevorzugt angewandt wird.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur, daß seinerseits Lösungen für Problembereiche rasch gefunden und konsequent umgesetzt werden müssen, und andererseits, daß die österreichische Waldwirtschaft den seit Jahren eingeschlagenen Weg "Ökologie und Ökonomie im Wald" bestens verfolgt.

Direktor Hofrat Dipl.-Ing. Friedrich Ruhm

Die Österreichische Waldinventur, in deren Rahmen seit 1961 die Waldausstattung Österreichs erhoben wird, ist ein bedeutsames Instrument für die Forstpolitik und die Holzindustrie. Die Ergebnisse der Aufnahmeperiode 1992-96 beweisen, daß unsere Wälder nachhaltig und multifunktional bewirtschaftet werden.

Die Waldinventur ist darauf ausgerichtet, wichtige Parameter über den Zustand des Waldes und seine Bewirtschaftung zu erfassen.

Neben ökonomischen Kennzahlen werden neuerdings auch ökologische Fragestellungen beantwortet. So gewährleistet die Waldinventur einen Einblick in die forstliche Produktion und die Holzressourcen, umreißt die Verjüngungssituation und berührt auch die Problemkreise Schutzwald und Biotopholz. Sie schafft Voraussetzungen für Strategien der Forstpolitik und wird auch in der Zukunft ein unverzichtbares Planungsinstrument für Institutionen im Bereich des Forstwesens sowie des Natur- und Umweltschutzes bleiben.

Darüberhinaus liefern die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur ein Beitrag zur Objektivierung des Waldverständnisses von Forstwirtschaft, Jagd, Naturschutz und Öffentlichkeit. Denn gemessene Daten bilden eine neutrale Grundlage für Diskussionen und Konfliktlösungen zwischen den verschiedenen Interessengruppen.

Der Druck auf den Wald wird im kommenden Jahrhundert zunehmen. Ob es sich um Klimaveränderungen mit sekundärer Bedrohung durch Schädlinge und Waldkrankheiten oder ob es sich um die Langzeitauswirkungen von Schadstoffen handelt, die Fortführung der Waldinventur wird unerläßlich sein, um immer wieder Gewißheit über den Zustand unseres Waldes und seine Veränderungen zu erhalten.

Beilage zur Österreichischen Forstzeitung 12/1997


FieSy, 8/1/98 zurückInhaltvor