Borkenkäferpheromontests 1998
In der Zeit von April bis September 1998 führte das Institut für
Waldschutz der Forstlichen Bundesversuchsanstalt Wien
Borkenkäferpheromonvergleichstests auf Flächen in Merkenstein (Bezirk
Baden) und Altenburg (Bezirk Horn) durch. Drei neue
Borkenkäferpheromone der Firma ”Fytofarm” für Kupferstecher (PC
Ecolure) und Buchdrucker (IT Ecolure), bzw. ein Kombinationslockstoff
für Kupferstecher und Buchdrucker (PCIT Ecolure) wurden mit dem
Marktstandard verglichen.
Material, Methode
Auf insgesamt sechs Fallenflächen (vier gegen den Buchdrucker, Ips typographus und zwei gegen den Kupferstecher, Pityogenes chalcographus)
kamen 28 Theysohn-Schlitzfallen zur Verwendung. Die Lockstoffe wurden
nach dem Prinzip des lateinischen Quadrats rotiert, um standörtliche
Unterschiede zu minimieren. Nach jedem Rotationszeitraum wurden die
Fanganteile der einzelnen Lockstoffe in Prozent zur Gesamtzahl der
gefangenen Borkenkäfer ermittelt und miteinander verglichen.
Folgende Buchdruckerpheromone wurden ausgebracht:
- „IT Ecolure”
- „Ipsowit“
- „Pheroprax“ (Plättchendispenser)
- „Pheroprax Ampulle“
- „Pheroprax Ampulle 97“
Die Ampullenform von
„Pheroprax“ wurde in neuer Formulierung (Pheroprax Ampulle, im Handel
erhältlich) und in der Formulierung des Vorjahres (Pheroprax Ampulle
97) getestet. Die Komponentenzusammensetzung blieb lt. Auskunft der Fa.
Cyanamid gleich, lediglich die Flüssigkeitsmenge wurde erhöht, um die
Fängigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg zu gewährleisten.
„Ipsowit“ und „Chalcowit“ sind Markenzeichen der Firma „Witasek
GesmbH“.
Folgende Kupferstecherpheromone wurden ausgebracht:
- „PC Ecolure“
- „Chalcowit“
- „Chalcoprax“
Darüber hinaus wurde ein Kombinationspheromon für Buchdrucker und Kupferstecher, „PCIT Ecolure“, getestet.
Ergebnisse
Auf den einzelnen Versuchsflächen wurden lediglich
zwei bis drei Rotationszeiträume ausgewertet. Zum einen endete der
Borkenkäferflug früher als in den vorhergehenden Versuchen, da ab Ende
August die Witterung bereits zu kühl für stärkeren Käferflug war, zum
anderen wurden sowohl in Altenburg, als auch in Merkenstein im
Spätsommer immer wieder Pheromondispenser durch Insektenfraß
beschädigt, was eine unkontrollierte Lockstoffabgabe bewirkte und somit
eine Auswertung für diese Kontrolle unmöglich machte. Betroffen waren
hiervon lediglich die Plättchendispenser von „Pheroprax“ und „Ipsowit“,
da die Ampullen von „Pheroprax“ und die undurchlässigen, das Pheromon
über einen Docht abgebenden „Ecolure“-Pheromone durch das starke
Dispensermaterial verschont blieben. Es wurden bei keiner
Fallenkontrolle Insekten am oder im Pheromonbeutel angetroffen, ein
Fraß durch den Buchdrucker kann mit großer Wahrscheinlichkeit
ausgeschlossen werden, da auch Kupferstecherpheromonbeutel in gleicher
Weise angefressen wurden und der Kupferstecher infolge seiner Größe
nicht für die relativ großen Fraßspuren verantwortlich sein kann (Abb. 1).
Fraßspuren an Pheromon-Säckchen
Tabelle 1 gibt Überblick über die Borkenkäferfangzahlen auf den einzelnen Pheromonflächen.
Buchdruckerpheromone
Dauer der Fangwirkung
Sämtliche Plättchendispenser wurden nach acht Wochen erneuert. Die
Ampulle von „Pheroprax“ wurde gewechselt, nachdem die
Pheromonflüssigkeit praktisch verdunstet war. „Pheroprax Ampulle 97“
wurde nicht erneuert und ist nach vollständiger Verdunstung aus dem
Versuch genommen worden. Die mit mehr Pheromonflüssigkeit ausgestattete
„Pheroprax Ampulle“ zeigte etwas länger anhaltende Wirkung als die
„Pheroprax Ampulle 97“. Umgebungstemperatur und Sonneneinstrahlung
hatte in diesem Versuch allerdings wesentlich größere Auswirkungen auf
die Fangdauer als die Menge der Pheromonflüssigkeit.
Während in Altenburg auf der Buchdruckerfläche nach 10 Wochen
(„Pheroprax Ampulle“), bzw. nach 9 Wochen („Pheroprax Ampulle 97“)
keine Flüssigkeit mehr feststellbar war, konnte nach der
Ampullenerneuerung durch die höheren Temperaturen im Sommer bereits
nach 6 Wochen in beiden Ampullen keine Flüssigkeit mehr festgestellt
werden.
In Merkenstein war die Flüssigkeit erst nach 11 bis 12 Wochen
verdunstet, nach der Erneuerung der Dispenser war die Fängigkeit bis
zum Versuchsende gegeben.
Fangqualität der Buchdruckerpheromone
Auf
je einer Fläche in Merkenstein und Altenburg wurden sämtliche
Buchdruckerpheromone und das Kombinationspheromon „PCIT Ecolure“ zur
Quantifizierung ihrer Fangwirkung ausgebracht. In Merkenstein wurden
zwei, in Altenburg drei Rotationszeiträume ausgewertet. Der
Kombinationslockstoff „PCIT Ecolure“ wies auf beiden Versuchsflächen
nur etwa die Hälfte des Buchdruckerfanganteils der herkömmlichen
Pheromone auf. Der Fanganteil der „Pheroprax“ und „Ipsowit“-Präparate
war etwa gleichwertig. Das Buchdruckerpheromon „IT Ecolure“ wies auf
den beiden Versuchsflächen unterschiedliche, während des
Versuchsverlaufes auf derselben Fläche allerdings konstante Ergebnisse
auf. War auf der Fläche Merkenstein die Fangqualität von „IT Ecolure“
gleichwertig wie die der herkömmlichen Lockstoffe, wies dieses Pheromon
auf der Fläche Altenburg schlechtere Fangergebnisse auf (Abb. 2).
Ergebnisse Buchdrucker
Kupferstecherpheromone
Auf je einer Fläche in Merkenstein und Altenburg wurden sämtliche
Kupferstecherpheromone und das Kombinationspheromon „PCIT Ecolure“
ausgebracht, um deren Kupferstecherfangwirkung zu prüfen. Hier stellen
sich die Ergebnisse auf beiden Versuchsflächen ähnlich dar (Abb. 3).
Ergebnisse Kupferstecher
Sowohl in Merkenstein, als auch in Altenburg wurden drei
Rotationszeiträume ausgewertet. Das Kombinationspheromon „PCIT Ecolure“
fing in unserem Versuch wesentlich mehr Kupferstecher als Buchdrucker.
Als Buchdruckerpheromon eingesetzt, erreichte es etwa die Hälfte der
Fangzahl herkömmlicher Buchdruckerpheromone, auf den
Kupferstecherflächen fing es jedoch nahezu gleich viele Kupferstecher
wie „Chalcoprax“. Das Fangverhältnis Buchdrucker : Kupferstecher
variierte bei „PCIT Ecolure“ je nach Fläche und Zeitpunkt sehr stark.
Zusammenfassung
Wie schon in Vorjahresversuchen stellen sich
„Pheroprax“ und „Ipsowit“ als qualitativ gleichwertige
Buchdruckerpheromone dar (vgl. Pfister 1997 und 1998, Anonymus 1997,
Schwaninger 1998). Trendmäßig erzielte „Pheroprax“ bei kühlerer
Witterung (Versuchsflächen in kühleren Klimata, Frühjahr) etwas bessere
Ergebnisse als „Ipsowit“, das in wärmeren Gebieten und im Sommer besser
fing. „Pheroprax“, in Ampullenform ausgebracht, benötigte je nach
Jahreszeit und Klima zwischen 6 und 13 Wochen, bis die darin enthaltene
Pheromonflüssigkeit verdunstet und optisch nicht mehr feststellbar war.
Während der achtwöchigen Ausbringungsdauer der übrigen
Plättchendispenser konnten keine nachweisbaren Fangeinbrüche gegenüber
der Ampulle von „Pheroprax“ festgestellt werden. Bei den
Kupferstecherpheromonen verzeichnete „Chalcowit“ etwas bessere Fänge
als „Chalcoprax“. Das Kombinationspheromon „PCIT Ecolure“ verzeichnete
bei hohen Buchdruckerfang nahezu die gleichen Kupferstecherfänge wie
„Chalcoprax“ und mehr als jene des reinen Kupferstecherpheromons „PC
Ecolure“. „PCIT Ecolure“ empfiehlt sich daher primär zur
Kupferstecherabschöpfung mit Buchdruckerbeifängen, wenn eine
Kombinationsbeköderung mit „Chalcowit“ und „Ipsowit“, bzw. „Chalcoprax“
und „Pheroprax“ aus Kostengründen nicht gewünscht ist. Entgegen so
mancher Empfehlung ist keine Fangzahlreduktion bei Mischbeköderung
gegenüber Einzelbeköderung mit einem reinen Buchdrucker- oder
Kupferstecherpheromon nachzuweisen (Krüger, Paul 1999).
Literatur
Anonymus 1997: Maßnahmen zur Schadreduzierung bzw.
Bekämpfung von Schädlingen - Vergleich der Fangleistung verschiedener
Lockstoffdispenser und deren Kombination. Jahresbericht der Sächsischen
Landesanstalt für Forsten. 149-152.
Krüger, F. und Paul, H. 1999: Werden Buchdrucker durch
Kupferstecherlockstoffe abgeschreckt – oder umgekehrt? Forst und Holz,
54. Jahrgang, 244-245.
Pfister, A. 1997: Borkenkäferpheromontests 1996. Forstschutz Aktuell Nr. 19/20, 8-9.
Pfister, A. 1998: Borkenkäferpheromontests 1997. Forstschutz Aktuell Nr. 22, 26-29.
Schwaninger, C. 1998: Borkenkäfer-Lockstoffe im Praxistest. Tiroler Forstdienst 41. Jg. Dezember 1998, 8-9.
22.05.07 | Autor: Pfister A. |