Zusammenfassung: In den letzten Jahren sind in Österreichs Fichtenwäldern beispiellose Schadholzmengen durch Massenvermehrungen der Borkenkäfer entstanden. Diese Borkenkäferschäden sind eine der vielen Manifestationen des Klimawandels und ein erneuter Weckruf für aktive Klimawandelanpassungsmaßnahmen. Aus den aktuellen Klimaszenarien kann man gut ableiten, dass Extremjahre mit Trockenheit zunehmen und Borkenkäferschäden eher die Regel als die Ausnahme darstellen werden. Die Fichte besitzt neben ihrer ökonomischen Bedeutung einen enormen Stellenwert auf Extremstandorten, welche durch ihre topographischen Gegebenheiten von anderen Baumarten wie Buche oder Tanne nicht mehr besiedelt werden können. Auf ausreichend wasserversorgten und für ihr Wurzelsystem geeigneten Standorten wird die Fichte daher auch zukünftig ihr natürliches Leistungspotential erbringen können und ein essenzieller Bestandteil der potenziell natürlichen Waldgesellschaft bleiben. Die Bereitstellung zusätzlicher genetischer Ressourcen, wie z.B. geeignete Herkünfte und geprüftes Vermehrungsgut aus Samenplantagen, wird daher für die zukünftige Bewirtschaftung primärer Fichtenwälder eine Schlüsselrolle einnehmen.
Grundlage für dieses Projekt sind die Erkenntnisse aus dem Projekt FichtePlus (LE 8.5.2-III4-04/18), wo gezeigt werden konnte, dass in Borkenkäferschadflächen einzelne Fichten (sog. Plusbäume) überleben können, die ringförmig von absterbenden/toten Fichten umschlossen sind. Diese Plusbäume bieten eine wertvolle Ausgangsbasis für weitere Züchtungsschritte.
Aufgrund der weiträumigen Borkenkäferschäden in den letzten Jahren und den teilweise noch ausstehenden Räumungen der Schadflächen, ist die Ausgangslage zum Aufspüren von Plusfichten derzeit in Kärnten vielversprechend. Das wertvolle genetische Material muss jedoch vor anstehenden Kalamitätsnutzungen und Windwurf langfristig in Form eines Klonarchivs gesichert werden. Zukünftig kann dieses selektierte Material zur Erforschung der genetischen Trockenheitsanpassung herangezogen werden und andererseits genutzt werden, um klimafittes Vermehrungsgut für den lokalen Forstpflanzenmarkt in Kärnten zu erzeugen.
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