Forstliche Bundesversuchsanstalt - Index

W. Kilian et al.: Die Düngung im Wald

2. Wo ist Walddüngung sinnvoll?

2.1 Bodendegradation
2.2 Düngungsbedürftigkeit
2.3 Düngungswürdigkeit und Eignung zur Düngung
2.3.1 Düngungswürdigkeit des Standortes
2.3.2 Ausschluß von der Düngung
2.3.3 Düngungswürdigkeit des Bestandes

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Maßstab für die Entscheidung zu einer Bestandesdüngungsmaßnahme ist die Düngungsbedürftigkeit, die Düngungswürdigkeit und die Funktion der Waldfläche in der Landschaft. Landschaftliche und wasserwirtschaftliche Gesichtspunkte, die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion des Waldes müssen berücksichtigt werden. Die natürliche Vielfalt des Waldes muß erhalten bleiben bzw. wiederhergestellt werden.

Es gibt Böden, die von Natur aus, unabhängig von menschlichen Einflußnahmen bzw. Säureeinträgen, stark sauer und nährstoffarm sind. Allgemein sind im Zuge der Besiedelung die ärmsten, durchlässigsten Böden für den Wald verblieben. Die meisten Baumarten sind an arme Böden angepaßt; sie vermögen auch geringe Nährstoffreserven allmählich aufzuschließen und über Generationen in der lebenden Biomasse und im Humus zu speichern.

Die so gesammelten Vorräte sind jedoch labil: Bei Entzug von Biomasse, Streu oder bei Humusabbau gehen sie verloren, und die Fruchtbarkeit dieser Böden wird für lange Zeit gestört.

Nährstoffmangel allein ist also nicht entscheidend, weil dieser auch natürlich und ein solcher Standort erhaltenswert sein kann. Entscheidend ist, ob der festgestellte Zustand eine Folge von Degradation ist.

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2.1 Bodendegradation

Vielerorts sind Wälder durch wiederholte Entwaldung, Brandkultur, Baumartenwechsel oder zumindest Baumartenverarmung, jahrhundertelange Waldweidewirtschaft, Streunutzung und Schneitelung in der Vergangenheit und neuerdings durch zusätzlichen Eintrag von Luftschadstoffen tiefgreifend belastet worden und heute entsprechend degradiert. Die Wuchskraft liegt weit unter dem von den Standortsbedingungen (Klima, Grundgestein, Wasserhaushalt) her primär gegebenen Potential; auch die Schutz- und Sozialfunktion ist herabgesetzt.

Unter anderem ist auf weiten Flächen der natürliche Humusvorrat stark vermindert. Nach der Österreichischen Forstinventur 1961 - 70 hatten über eine halbe Million Hektar Waldböden bzw. 17 % des österreichischen Wirtschaftswaldes eine Humusdecke (humosen Mineralboden) von weniger als 2 cm Mächtigkeit.

Diese Humusdegradationen wirken sich vor allem als Mangel an verfügbaren basischen Mineralstoffen und als Stickstoffmangel aus. Auch die Phosphatversorgung ist weitgehend an die organische Substanz gebunden und entsprechend reduziert.

Degradation kann eintreten in Form von:

Die Formen der Degradation können dabei auch in allen Kombinationen, Wechsel- oder Folgewirkungen der genannten Faktoren auftreten. Bei solchen Böden ist es die vorrangige Aufgabe der Walddüngung, entzogene Nährstoffe zu ergänzen und einen optimalen Humus- und Bodenzustand wiederherzustellen.

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2.2 Düngungsbedürftigkeit

Düngungsbedürftigkeit liegt vor:

Düngungsbedürftig sind nach obigen Kriterien:

Nicht düngungsbedürftig sind:

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2.3 Düngungswürdigkeit und Eignung zur Düngung

2.3.1 Düngungswürdigkeit des Standortes

Vorrangig düngungswürdig sind von Natur aus gute bis mittlere Standorte in unbefriedigendem Zustand, das sind meist solche mit degradierten Böden; bei diesen ist eine nachhaltige Düngerwirkung zu erwarten.

Düngungswürdig sind weiters ebene bis flach geneigte, tiefgründige, frische Böden mit ausreichender Speicherkapazität (falls diese nicht ausreicht, kann sie durch Gesteinsmehl in beschränktem Umfang erhöht werden).

Nicht düngungswürdig und meist nicht zur Düngung geeignet sind primär leistungsschwache Standorte, bei denen nicht die Nährstoffversorgung den Minimumfaktor darstellt:

Nicht düngungswürdig sind außerdem von Natur aus extrem arme Standorte. Der mangelnde Gesamtvorrat an langfristig nachwitterbaren Mineralstoffen kann und soll durch Düngung nicht ersetzt werden.


2.3.2 Ausschluß von der Düngung

Unabhängig von der Düngungswürdigkeit können lokale Einschränkungen oder Ausschliessungsgründe für die Düngung maßgebend sein.

Von der Düngung ausgeschlossen sind:

Wasser- und Quellschutzgebiete, Feuchtbiotope, grundwasserbeeinflußte Standorte sind auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen von einer Düngung ausgenommen. Ebenso können Bestimmungen des Naturschutzes eine Walddüngung ausschließen.

Gefährdende Nebenwirkungen der Düngung sind abzuschätzen:

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2.3.3 Düngungswürdigkeit des Bestandes

Die Zuwachsreaktion ist nicht vorrangiges Ziel von Meliorationsdüngungen, wenn auch ein positiver Nebeneffekt. Deshalb ist die Qualität des Bestandes (Pflegezustand, Alter, Struktur, Baumartenmischung, Stammform) im wirtschaftlichen Sinn nicht unbedingt für eine solche Maßnahme entscheidend. Der Bestandeszustand kann aber durchaus für die Düngerwirkung von Bedeutung sein, insbesondere, ob die zugeführten Stoffe in den Kreislauf des Ökosystems einbezogen oder ausgewaschen werden. Ebenso sind negative Folgen bei ungünstiger Bestandesstruktur (z.B. weites Höhen/Durchmesser-Verhältnis) zu kalkulieren, etwa erhöhte Anfälligkeit gegen Windwurf und Schneebruch. Um mit der Düngung auch die Gesamtwertleistung eines Bestandes zu erhöhen, sind jedoch strengere Maßstäbe an die Bestandesqualität zu legen.

Wichtig ist der Bestandeszustand für die Entscheidung über gleichzeitig erforderliche waldbauliche Maßnahmen.

Mindestansprüche an den stockenden Bestand:


FieSy, 8/1/98 zurückInhaltvor