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Christbaumkulturen | Schadensanalyse

Krankheiten und Schädlinge in Christbaumkulturen


Anlage und Pflege von Christbaumkulturen

In Christbaumkulturen werden fast ausschließlich Baumarten herangezogen, die nicht in Österreich bzw. Europa heimisch sind.

Bevorzugt angebaute Baumarten sind:

Weitere Abies-Arten aus Nordamerika oder Asien - wie z.B. A. procera, A. veitchii - spielen wegen der geringen Anbaufläche derzeit eine untergeordnete Rolle.

Das Spektrum wichtiger Krankheiten und Schädlinge in Christbaumkulturen unterscheidet sich sehr stark von jenem, das bei der heimischen Fichte und Tanne im forstlichen Anbau von Bedeutung ist. Denn in Forstkulturen können Schönheitsfehler - wie etwa gelbe Nadelspitzen, braune Nadelflecken, ja sogar zeitweilig etwas schüttere Nadeljahrgänge - toleriert werden, nicht aber bei Christbäumen, von denen man einen weitgehend regelmäßigen Wuchs und eine dichte, vollkommen grüne Benadelung erwartet.


Auswahl des Standortes

Klima

Die richtige Pflanzenherkunft vorausgesetzt, lassen sich Christbäume in nahezu allen österreichischen Klimaregionen kultivieren. Das am jeweiligen Standort vorherrschende Kleinklima spielt jedoch eine bedeutende Rolle; es hat einen wesentlichen Einfluß auf den Betriebserfolg bzw. ist prädisponierend für bestimmte Sekundärschäden (z.B. Pilzinfektionen).

Beim Anbau von Tannenarten sollte vor allem auf die mögliche Spätfrostgefahr Rücksicht genommen und ausgesprochene Frostlagen, wie z.B. Mulden, Senken und enge Tallagen ausgespart werden. Süd- und Osthänge stellen hinsichtlich möglicher Frosttrocknisschäden (Austrocknung der Pflanzen bei intensiver Sonneneinstrahlung und gleichzeitig gefrorenem Boden) ein erhöhtes Risiko dar.

Boden

Christbaumkulturen werden gewöhnlich auf Flächen angelegt, die aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung kommen. Auf ehemaligem Grünland gibt es seltener bodenbedingte Probleme als auf früheren Ackerflächen, da auf letzteren meist über Jahre und Jahrzehnte hinweg nicht nur hohe Dosen mineralischen Düngers, sondern auch in großen Mengen Pestizide, hier vor allem Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel), ausgebracht wurden. So konnte besonders auf ehemaligen Maisäckern häufig beobachtet werden, daß Jahre nach der Anlage der Christbaumkultur, flächig auffällige Gelbverfärbungen und auch Wachstumsstörungen auftraten. Diese Symptome können durch Herbizidrückstände in tieferen Bodenschichten (die erst nach Jahren von den Wurzeln der Bäume erreicht werden), aber auch durch eine Unausgewogenheit der Nährstoffversorgung (durch die früher auf die landwirtschaftliche Frucht ausgerichtete Düngung) hervorgerufen werden. Weitere Gründe sind eine Pflugsohle, Humusarmut, das Fehlen von Mykorrhiza und andere. Jedenfalls ist vor Errichtung einer Christbaumplantage auf potentiellen Problemböden eine Untersuchung auf Herbizidrückstände und eine chemische Bodenuntersuchung (hinsichtlich Nährstoffhaushalt) unumgänglich.

Zu berücksichtigen ist auch die Nachbarschaft von Ackerflächen, denn dort wird z.B. bei Getreide gerade dann die erste Herbizidspritzung durchgeführt, wenn die Maitriebe der Nadelbäume am empfindlichsten sind. Eine Abtrift (thermisch oder häufiger durch Wind) kann zu großen Schäden führen, sodaß Christbäume zumindest in der nächsten Saison nicht vermarktbar sind. Die Schadsymptome an den Nadeln können schon nach ein bis zwei Wochen - d.h. im allgemeinen zwischen Mitte Mai und Mitte Juni - erkennbar werden. Sie reichen von Gelbsprenkelung und Verkrümmung von Nadeln und Trieben über Knospenschäden bis zum Absterben der vorderen Nadelpartien des jungen Triebes. In besonders schweren Fällen kommt es auch zum Absterben vieler Triebe.


Provenienzen

Wie schon erwähnt, werden in Österreich fast ausschließlich nicht heimische Baumarten (sogenannte Gastbaumarten) für die Christbaumzucht verwendet. Da jede Baumart von Natur aus eigene Ansprüche an Klima und Standort hat, kann gerade die Auswahl einer „falschen Herkunft“ Schäden provozieren. Wuchsleistung und Wuchsform werden von der Provenienz sowohl positiv als auch negativ beeinflußt. Die natürliche herkunftsbedingte Frostresistenz, aber auch die Wiederstandskraft gegenüber längerfristigen Trockenperioden ist ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der für ein bestimmtes Anbaugebiet geeigneten Herkunft (siehe Anhang: Eignung von Nordmannstannenprovenienzen für die Christbaumzucht)


Düngung

Vor jeder Düngung sollte eine Analyse der Hauptnährelemente (N, P, K, Ca, Mg), einiger Spurenelemente (Cu, Fe) sowie des pH-Wertes erfolgen. Da sich die Hauptmasse der Feinwurzeln in der obersten Bodenschichte befindet, reicht die Entnahmen von Bodenproben zwischen 0 und 30 cm Tiefe.

Generell ist nicht nur der Gesamtgehalt einzelner Nährelemente, sondern auch das ausgewogene Nährelementverhältnis für die ausreichende Ernährung der Christbäume von Bedeutung. Überdüngung mit einzelnen Nährelementen kann zu Mangelerscheinungen führen, die sich in unnatürlichen Nadelverfärbungen niederschlagen. Vor einer wahllosen Düngung muß daher abgeraten werden.

Die Düngungstermine müssen stets der Niederschlagsmenge sowie dem Entwicklungszustand der Kultur angepaßt werden.

Bei Kali-Düngern ist darauf zu achten, daß nur chlorfreie Mittel verwendet werden, da es sonst zu Nadel- und Wurzelschäden kommen kann. Die kombinierte Anwendung von Herbiziden und Düngemitteln ist problematisch, da unter Umständen über das erhöhte Nährstoffangebot auch größere Herbizidmengen aufgenommen werden.

Stickstoffgaben am Ende der Vegetationsperiode können die Ausreifung des Holzes verzögern und damit die Gefahr von Frostschäden erhöhen.


Zaun

Wild

Als Schutz vor Schäden durch Wild oder Weidevieh wird zumeist eine Einzäunung der Christbaumkultur erfolgen; anzumerken ist allerdings, daß bei der Blaufichte (Picea pungens glauca) dies nicht nötig wäre. Umso wichtiger ist aber die Errichtung eines Zaunes bei allen Tannen-Arten, die für Hasen, Rehe, Rotwild, und Hausvieh, sehr attraktiv sind und deren Triebe - besonders im Winter - gerne abgebissen und verzehrt werden.

Im allgemeinen wählt man ein sogenanntes "hasendichtes" Maschengeflecht. Die Zaunhöhe beeinflußt die Kosten; wenn von den größeren Pflanzenfressern nur Rehwild bzw. Haustiere vorkommen, genügt eine Zaunhöhe von 1,20 m, sofern nicht mit höheren Schneelagen zu rechnen ist, die dem Wild ein Überspringen des Zaunes im Winter ermöglichen könnten.

Mäuse

Hasendichte Zäune haben auch einen Nachteil: Füchse - natürliche Feinde von Mäusen - können solcherart Flächen nicht bejagen, weshalb es in Jahren besonderer Mäusevermehrung mitunter zu schweren Rindenfraßschäden durch Mäuse in eingezäunten Flächen kommt. Besonders in der Nachbarschaft zu Ackerflächen - wo Mäuse nach der Ernte wenig Nahrung finden, und vor allem in vergrasten Kulturen Deckung und Nahrung suchen - kann dies ins Gewicht fallen. In Gefährdungsgebieten wäre der massenhaften Einwanderung von Mäusen vorzubeugen, indem der spätsommerliche Graswuchs verhindert wird (am besten durch Fräsen des Bodens). In Mäusejahren sind rechtzeitig - ab Ende August - wirksame Bekämpfungsmittel auszubringen. Ebenso haben sich Pflöcke zum Aufbaumen von Raubvögeln in Christbaumkulturen bewährt.

In oder in unmittelbarer Nähe von Christbaumkulturen sollten keine Futterplätze (sogenannte Schütten) für Fasane oder Rebhühner stehen, da durch sie einerseits Mäuse angelockt und konzentriert, andererseits Deformationen an jungen, wenig verholzten Trieben durch das nächtliche Aufbaumen verursacht werden können (nicht zu verwechseln mit genetisch bedingten Wuchsanomalien, wie sie besonders bei Picea pungens glauca relativ häufig vorkommen).


Bepflanzungsdichte

Die Bepflanzungsdichte beeinflußt den Unkrautwuchs, aber auch die Beschattung der unteren Zweige und damit ihr Aussehen, ferner die Luftfeuchtigkeit in der bodennahen Schicht und damit auch die Infektionsbedingungen für manche Nadelpilze.

Die optimale Dichte hängt wesentlich mit der Wuchsform und -geschwindigkeit der Baumart (bzw. der jeweiligen Sorte) zusammen, weshalb hier keine konkreten Empfehlungen gegeben werden können. Als Leitlinie kann ein Mindestabstand der untersten Kronen von 0,75 -1,0 m angesehen werden, da sonst der untere Teile der Bäumchen aufgrund von Schädigungen durch Lichtmangel oder Pilzinfektionen nicht mehr verwertbar wird.

Überdies ist darauf zu achten, Gras- und Unkrautwuchs ständig niedrig, d.h. unter 30 cm Höhe zu halten.

Aus bearbeitungstechnischen Gründen sollten befahrbare Gassen zwischen mehreren Christbaumreihen angelegt werden. Dies führt auch zur Vermeidung mechanischer Schäden und erleichtert die Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.


Unkrautbekämpfung

Die Unkrautbekämpfung kann sowohl mechanisch als auch chemisch erfolgen.

Mechanische Unkrautbekämpfung

Das Mähen erfordert - vor allem im Frühjahr - wiederholte Arbeitsgänge, weshalb das Fräsen des Bodens zwischen den Baumreihen meist kostengünstiger (höchstens zweimal durchzuführen) ist.

Chemische Unkrautbekämpfung

Die chemische Unkrautbekämpfung (Applikation von Herbiziden) ist zwar weit weniger arbeitsintensiv, erfordert aber große Sorgfalt, da es sonst leicht zu Nachteilen kommt:


1999-06-04 (PerB/FeiH), Rückfragen: Bernhard.Perny@bfw.gv.at
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