Forstliche Bundesversuchsanstalt - Index Forstschutz
Wildökologie


2. Wildschäden
Ahornverbiß

Verbiß

Knospen und Triebe werden abgeäst.Winterverbiß ist die häufigste Schadensursache. Waldbäume dienen meist mangels anderes Angebotes als Winteräsung. Eine Beurteilung des Frühjahrsaspektes orientiert über Umfang und Schwere solcher Schäden. Sommerverbiß betrifft die häufigste Baumart, die Fichte, zumeist während des Austreibens, die Laubhölzer überwiegend während des ganzen Vegetationszeitraumes. Proßholz erfüllt neben der Abdeckung des Nahrungsbedarfes auch das Bedürfnis des Wildes nach strukturierter Nahrung. Die Beurteilung des Verbißschadens erfolgt nicht immer einheitlich, lehnt sich jedoch zumeist an die "Hilfsmittel zur Erhebung und Bewertung von Verbiß und Fegeschäden" der Forstlichen Bundesversuchsanstalt an.

 

Fegeschaden

Fegeschäden, Schlagschäden

Durch das Schalenwild werden sowohl beim Fegen als auch beim Markieren des Territoriums oder durch das Imponiergehaben Forstpflanzen mit Geweih oder Horn bearbeitet. Bevorzugt gefegt werden Bäume und Sträucher, die in ihrer unmittelbaren Umgebung auffällig sind, die über weiche, elastische Zweige oder Stämme verfügen oder die auf den betroffenen Flächen selten sind. Ein Fegeangriff zieht zumeist den Ausfall der betroffenen Pflanzen nach sich. Soferne nicht alle Teile solcher Bäumchen zerstört sind und tieferliegende Zweige wieder austreiben, ist damit oft der Konkurrenznachteil gegenüber den anderen Forstpflanzen nicht mehr einzuholen

 

Bruch

Schälschäden

Die meisten Schälschäden verursacht Rotwild, aber auch Muffel-, Dam-, Stein- und Sikawild schält. Die Winterschälung zeigt wegen der in der Vegetationsruhe fest mit dem Baum verwachsenen Rinde Schürfspuren der Schneidezähne des Unterkiefers. Baumrinde kann als Notnahrung dienen (z.B. im Einstand wartendes Wild), zumeist aber ist die Struktur der Rinde zur Stabilisierung der Verdauung (nicht selten wegen falscher Fütterung mit leicht verdaulichem, sowie zu eiweiß- und stärkereichem Futter) Hauptgrund für Rindenschälung. Die Sommerschälung erfolgt zumeist im Frühjahr, wo ein Gegengewicht zu der zu eiweißreichen und strukturarmen Äsung gesucht wird. Dabei werden große Stücke der in der Vegetationszeit leicht ablösbaren Rinde vom Baum gezogen und geäst.

Schälungen können bereits das Dickungsalter betreffen, treten aber vorwiegend im Stangenholz auf und können sogar noch ältere Bestände gefährden, wo zwar eine dicke Borke den Schaft zu schützen vermag, was jedoch nicht für die dünne Rinde der Wurzelanläufe zutrifft die dann geschält werden können. Der Schälschaden ist nicht sosehr in einer damit verbundenen Minderung des Baumwachstums zu sehen, wohl aber in direkter und indirekter Beeinträchtigung der Holzqualität. Schälwunden schaffen darüberhinaus Eintrittspforten für holzzerstörende Pilze, deren Tätigkeit den Stamm statisch schwächt, was Wind- und Schneebruchgefahr erhöht und den Holzwert bei der Ernte mindert.

Keimlingsverbiß

Keimlinge werden abgeäst, zumeist bevor sie verholzen. Der Wald kann sich nicht mehr oder nur mangelhaft natürlich verjüngen. Eine stammzahlmäßig ausreichende, jedoch verbißbedingt mit nur einer oder wenigen Arten erfolgende Verjüngung muß, wenn andere Verjüngungsziele angestrebt sind, ebenso als Wildschaden gewertet werden. Der Umfang des Schadens wird gewöhnlich durch Vergleich der Verjüngung von gezäunten gegenüber ungezäunten Flächen identer Standorte zu erfassen versucht. Solche Weiserflächen, meist 12x12 m (50m Zaunrolle) können jedoch nur eingeschränkt Hinweise geben, da die dort geschützte Vegetation ungehindert wächst und mögliche neu ankommende Keimlinge ausdunkeln kann. Mäuse haben hier am Keimlingsverbiß großen Anteil. Sie fühlen sich im Zaun und der dort meist dichteren Vegetation geschützt, ihre Anwesenheit nimmt zu und verstärkt ihre Tätigkeit. Das verfälscht oft die Beurteilung des Wildeinflusses.

Entmischung des Bestandes

Innerhalb des Jungwuchses werden vom Wild bestimmte Baumarten als Äsung bevorzugt, der Verbiß behindert ihre Entwicklung gewöhnlich sosehr, daß sie von den weniger verbissenen Konkurrenten überholt und schließlich ausgedunkelt werden. Sie fallen früher oder später aus, der Bestand entwickelt sich zu einer Monokultur. Zumeist betrifft dieser Konkurrenznachteil, wie gleichermaßen auch die zum Fegen und Schlagen ausgewählten Bäume, die ohnehin selteneren Arten, deren Ausscheiden daher waldbaulich umso schwerer wiegt. Solche Schäden werden durch fest vermarkte und periodisch aufgenommene Verbißkontrollflächen oder Trakte erfaßt, wobei je nach Bundesland unterschiedliche Vorgangsweisen angewendet werden.

Destabilisierung des Bestandes

Schälwunden bedeuten für den betroffenen Stamm zumeist den Beginn einer Fäuleinfektion. Die Infektionshäufigkeit verletzter Stämme muß in tiefen Lagen und guter Wüchsigkeit mit über 9/10 angenommen werden. Sie nimmt mit Seehöhe und geringer werdender Wüchsigkeit ab. Je nach Fäulefortschritt leidet die statische Stabilität der Stämme gegen mechanische Einwirkungen (Wind, Schnee). Solche "Schälbestände" sind je nach Schadenshäufigkeit und Fäulefortschritt, vom vorzeitigen Zusammenbrechen bedroht.

Der Zeitverlust bei der Holzproduktion kann dabei enorm sein, zumal ja solche Flächen, um sie wieder in Bestand bringen zu können, geräumt werden müssen, was in der Regel weit höhere Kosten verursacht, als mit den dort großteils minderwertigen Sortimenten erlöst werden kann. Der Beurteilung solcher Schäden werden zumeist die "Hilfstafeln zur Erhebung und Bewertung von Schälschäden an Fichte" der Forstlichen Bundesversuchsanstalt zugrunde gelegt. Die Wildschadensvermeidung beinhaltet nicht nur den Schutz einzelner Pflanzen und Flächen sondern auch die Lenkung des Wildes durch Gestaltung des Lebensraumes und Anpassung der Jagd durch örtliche, wie zeitliche Regulierung des Jagddruckes, Anwendung geeigneter Jagdmethoden sowie Anpassung der Hegemaßnahmen.


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StaW/FeiH, 1999-05-04